In Bewegung
250 Ausgaben des Gen-ethischen Informationsdienstes
Die ersten Ausgaben des Gen-ethischen Informationsdienstes waren genau das: ein Informationsdienst. In der ersten 0-Nummer vom Februar 1985 heißt es: „Vor Euch liegt in Form einer 0-Nummer unser erster Versuch, einen Informationsdienst für die jetzt überall entstehenden Gruppen, die sich mit den Entwicklungen in der Gen- und Biotechnologie befassen [sic!]. Unser Ziel ist es, den Aufbau dieser Gentechnik-Gruppen in der Bundesrepublik zu unterstützen, beispielsweise durch Terminankündigungen, Presseübersichten, Literaturhinweise, Gruppenvorstellungen, Unterstützungsaufrufe bei Aktionen und Recherchen. In einzelnen Ausgaben von GID [sic!] sollen Schwerpunktthemen behandelt werden. Eine Reihenfolge ist noch nicht festgelegt und auch von den aktuellen Entwicklungen abhängig. Gedacht ist an die Bereiche Pharmazie, Nahrungsproduktion, Rüstung, Landwirtschaft, die Forschungssituation in der Bundesrepublik, Dritte Welt sowie der Gesamtbereich Frauen. Schon aus Platzgründen wollen wir uns auf knappe und klare Informationen begrenzen.“
Anfangs wurde also noch selbst fotokopiert und die nur wenige Seiten umfassenden Ausgaben an persönliche Kontakte verteilt. Das ganze zum Selbstkostenpreis von 3,50 DM/Abonnement. Seit diesen ersten Ausgaben hat sich Vieles verändert.
Bereits nach den ersten 30 Ausgaben hatte sich ein gewisser Standard etabliert und die Themenbereiche und Seitenzahlen wurden umfangreicher. Mit der Doppelausgabe 54/55 im Mai 1990 kam der GID im neuen Kleid: Das Layout wurde umgestellt (oder überhaupt eingeführt) und der Umschlag bekam bei jeder Ausgabe eine andere Farbe.
Diese Farbvariation wurde fast ein Jahrzehnt durchgehalten und erst mit dem GID 131 im Februar 1999 durch ein technisch versierteres Layout abgelöst. Aus dem damaligen Editorial: „Bei der Überarbeitung des GID haben wir uns die Wünsche unserer Leserinnen und Leser zu Herzen genommen, wie sie vor einiger Zeit in einer Umfrage geäußert wurden. Der Tenor damals war: die Themenvielfalt sowie die Schwerpunkte bitte beibehalten, das Layout des GID jedoch übersichtlicher und ansprechender gestalten.“
Dieser guten Grundidee folgend hat sich der GID immer wieder verändernden Lesegewohnheiten und optischen Ansprüchen angepasst. Die Reise des GID geht also immer weiter und irgendwo zwischen den Ausgaben 183 und 186 entstand das Layout, was Sie, liebe Leser*innen, bis zur heutigen Ausgabe kennen. Für diese Jubiläumsausgabe haben wir lediglich ausnahmsweise ein buntes Cover gewählt, um die 250 Ausgaben in 35 Jahren GID-Geschichte gebührend zu feiern!
Unterschriftenaktion gegen ein Patent auf Lachse
Das GeN hat im Juni zusammen mit Kein Patent auf Saatgut und 28 weiteren Organisationen Einspruch gegen ein Patent auf Lachse am Europäischen Patentamt (EPA) eingelegt. Im Vorfeld sammelten Mitglieder, Sympathisant*innen des GeN und das GeN-Team Unterschriften gegen das Patent. Innerhalb von wenigen Wochen wurden allein in unser Büro über 3.000 Unterschriften gesendet! Insgesamt haben über 5.000 Leute mit ihrer Unterschrift den Einspruch unterstützt. Das Erfinderische am Patent (EP 1965658B1) soll ein Fischfutter sein, wodurch der Lachs am Ende der Mast einen höheren Omega-3-Fettsäure-Wert aufweist als andere Fische. Neben dem Futtermittel fallen unter das Patent auch der damit gefütterte Lachs, die Haltungsmethode sowie die Endprodukte wie Nahrungsergänzungsmittel für Menschen. Dieses Patent hat nichts Erfinderisches, sondern beruht auf natürlichen Prozessen und bekanntem Wissen. Wir erwarten nun die Aufhebung des Patentes und bereiten weitere Schritte vor.
➤ www.gen-ethisches-netzwerk.de/node/3961 und www.gen-ethisches-netzwerk.de/node/3955
Beats & Bohne
Drei volle Tage im Juni haben 500 vorwiegend junge und junggebliebene Menschen sich mit nachhaltiger Landwirtschaft auseinander gesetzt. Es wurde diskutiert, in Workshops Wissen ausgetauscht und die züchterische und landwirtschaftliche Praxis begutachtet. Das Jugendfestival des „Wir haben es satt!“-Bündnisses fand auf dem Gelände des biologisch geführten Dottenfelder Hofs statt. Hier werden Tierhaltung, Gemüse- und Feldbau sowie ökologische Pflanzenzüchtung betrieben. Aber auch die Theorie und gesellschaftliche Fragen kamen nicht zu kurz. Annemarie Volling von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Judith Düesberg vom GeN gaben einen Workshop zu den neuen Gentechniken, der auf großes Interesse gestoßen ist! Queere Landwirtschaft, Klimawandel und Freihandelsabkommen waren weitere Stichpunkte aus einem vollen Programm. Am Abend wurde dann zu guter Musik, spannenden Filmen mit kühlen Getränken getanzt, entspannt und sich vernetzt. Wir freuen uns aufs nächste Mal!
„Geschäfte mit Glufosinat gehören verboten nicht gekauft!“
Bereits Anfang Mai besuchten Judith Düesberg und Christof Potthof aus dem Büro des Gen-ethischen Netzwerks (GeN) die Hauptversammlung der Aktionär*innen des BASF-Konzerns in Mannheim. In diesem Jahr wandten sie sich vor Ort mit einem Offenen Brief direkt an die mehr als 6.000 Aktionär*innen. Im Zentrum der aktuellen GeN-Kritik an dem Konzern – und des Briefes – stand die Übernahme von Geschäftsanteilen von Bayer, mit denen sich die BASF nun wieder sehr stark in der Pflanzenbiotechnologie engagiert. Dabei betonten die beiden GeN-Mitarbeiter*innen besonders die Geschäfte mit dem Anbausystem aus gentechnisch veränderten Pflanzen, die eine Toleranz gegenüber dem Herbizidwirkstoff Glufosinat eingebaut bekommen haben, und dem Wirkstoff selbst. Denn Glufosinat ist sehr giftig und birgt Gefahren für Mensch und Umwelt. Entsprechend lautete die Forderung: „Geschäfte mit Glufosinat gehören verboten nicht gekauft!“
➤ Pressemitteilung des GeN (gemeinsam mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre) online unter: www.gen-ethisches-netzwerk.de/node/3917.
Sechste Pride Parade
Am 22. Juni 2019 demonstrierten 1.500 Menschen mit der sechsten „behindert und verrückt feiern“ Pride Parade unter dem Motto „Kämpfe verbinden – Normen überwinden!“ durch Berlin. Sie protestieren gegen Ausgrenzung und Diskriminierung, zugleich wollen sich Menschen mit Behinderungen und psychiatrischen Diagnosen bei diesem Anlass selbstbewusst und selbstbestimmt in der Öffentlichkeit zeigen.
Die Pride Parade wird von einem Bündnis aus behindertenpolitischen, psychiatriekritischen, feministischen und queeren Einzelpersonen organisiert. Auf der Abschlusskundgebung wurde dem Klinikum Frankfurt-Höchst der Negativpreis Glitzerkrücke zugesprochen, wegen wochenlanger Zwangsfixierungen und der Versuche, den recherchierten Bericht zu unterdrücken.
BigBrotherAward für Gentest-Firma
Bei der Verleihung des BigBrotherAwards im Juni 2019 konnte Gentest-Firma Ancestry den Preis in der Kategorie Biotechnik abstauben. Der deutsche Negativpreis prämiert jährlich Unternehmen und Organisationen, die durch besonders frappierende Datenschutzverstöße und Überwachungspraktiken auffallen. Jurymitglied Thilo Weichert vom Netzwerk Datenschutzexpertise erläuterte in seiner Laudatio, dass die Firma Ancestry „das Interesse an Familienforschung dazu ausnutzt, Menschen zur Abgabe von Speichelproben zu veranlassen“. Seit Ende 2018 hat das Unternehmen einen Firmensitz in München und drängt mit seinen Abstammungsgentests massiv auf den deutschen Markt. Das Geschäftmodell der Firmen sei laut Weichert jedoch keine „Win-Win-Geschichte, bei denen Kunden einfach für eine Dienstleistung bezahlen“. Denn das bestehe darin einen „Genom-Schatz für die kommerzielle Forschung anzuhäufen“ während die Kund*innen die Rechte an ihren eigenen Daten verlieren.
GID-Redaktion
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