Editorial

Liebe Leser*innen,

keine technischen Lösungen für soziale Probleme! Auf diese Essenz lassen sich fast alle Argumente des Gen-ethischen Netzwerks zu diversen Themen – vom Umgang mit Fortpflanzungstechnologien bis hin zu genetisch veränderten Nahrungsmitteln herunterbrechen. Was aber, wenn technologische Ansätze tatsächlich Lösungen für bestimmte Probleme bieten oder zumindest zu erfolgreichen Strategien beitragen können? Wie die mRNA-Impfung gegen COVID-19, für deren technologische Grundlage kürzlich der Nobelpreis für Medizin an die Ungarin Katalin Karikó und den US-Amerikaner Drew Weissman verliehen wurde. Ohne die sicherlich imperfekten, aber schützenden Impfungen wären weltweit Millionen von Menschen zusätzlich gestorben.

Ein weniger dramatisches Beispiel ist das Titelbild, das diese GID-Ausgabe schmückt. Es wurde durch eine künstliche Intelligenz generiert und leistet einen beeindruckenden Beitrag zur Ästhetik des Heftes. Es lohnt sich also, zu differenzieren und zu präzisieren. Nicht alle Technologien sind an sich das Problem, sondern die Interessenkonflikte innerhalb ihrer Entwicklung sowie der Kontext ihrer Anwendung in Anbetracht immer größerer sozialer Ungleichheiten. Andere Technologien haben jedoch so weitreichende, unvorhersehbare und transgenerationale Folgen, dass des Vorsorgeprinzips – also ein Technikmoratorium, bis der wissenschaftliche Erkenntnisstand sich ggf. verändert – zur Anwendung kommen muss. Es ist wichtig, genau hinzuschauen, Biotechnologie weder aus Prinzip abzulehnen noch zu begrüßen, sondern die Wissenschaft dahinter zu verstehen, zu hinterfragen und die Argumente zu schärfen.

In diesem Sinne haben wir uns im Schwerpunkt dieser Ausgabe das Narrativ des vermeintlichen Beitrags von neuer Gentechnik zur Bekämpfung der Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels vorgeknöpft. Wie ist die Ausgangslage momentan in der Landwirtschaft, was leisten CRISPR-Cas9 und Co und was nicht? Wo liegen die Risiken und welche Versprechen sind bei genauer Überprüfung wenig haltbar? Welche Alternativen gibt es?

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre,
Ihre GID-Redaktion

 

PS: Das Jahr neigt sich dem Ende zu und die Feiertage kommen schneller, als man denkt... Suchen Sie noch nach einem Geschenk mit Sinn und kleinem CO2-Fußabdruck? Wie wäre es mit einer Spende an das Gen-ethische Netzwerk? Eine tolle Idee für Menschen, die schon alles haben oder einfach weniger konsumieren wollen! Wenn es doch etwas Greifbares sein soll, wie wäre es mit einem GID-Abo – in Print oder auch digital. Wir stellen Ihnen auch gerne ein kleines Infopaket zusammen.

GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
267
vom November 2023
Seite 2

GID-Redaktion

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