Materialien
Rechtsberatung Polizei & DNA
Nur wenige Menschen sind ausreichend über ihre Rechte in Bezug auf DNA-Entnahme und -Speicherung durch die Polizei informiert. Deshalb hat das GeN 2014 zusammen mit der Roten Hilfe eine Rechtsberatungs-Broschüre entwickelt. Im August wurde sie erneut an die aktuelle Rechtslage angepasst und Dank Förderung des Netzwerks Selbsthilfe e.V. gedruckt. Die Broschüre bietet allgemein verständliche Hintergrundinformationen zur DNA-Gesetzgebung sowie zum Stand der Technik und beantwortet so leicht verständlich z.B. die Frage: Was tun, wenn die Polizei eine Speichelprobe verlangt, um DNA zu analysieren?
GeN (2023): Der polizeiliche Zugriff auf DNA-Daten. Strategien der Gegenwehr. 32 Seiten, kostenlos als PDF oder Print bestellbar: www.kurzelinks.de/polizei-dna.
Reproduktive Gerechtigkeit
Das Konzept der Reproduktiven Gerechtigkeit wurde von Schwarzen Feminist*innen in den USA entwickelt und betrachtet die Fragen danach, ob, wie und mit wem Menschen Kinder bekommen und wie diese aufwachsen mit einem Fokus auf soziale Gerechtigkeit. Anders als die bloße Formulierung einer Pro-Choice-Haltung rückt hier in den Blick, unter welchen Bedingungen Menschen Entscheidungen treffen und wem diese Entscheidungen überhaupt offenstehen. Mit der Broschüre gibt die AG Reproduktive Gerechtigkeit nicht nur eine Einführung in das Thema, sondern schafft auch eine Übertragung in den gegenwärtigen deutschen Kontext und eine Anknüpfung an aktuelle Kämpfe.
AG Reproduktive Gerechtigkeit (2023): Reproduktive Gerechtigkeit – Eine Einführung. 27 Seiten. Online zum Download und zur Bestellung: www.gwi-boell.de oder www.kurzelinks.de/gid267-lc.
Eingriffe in die menschliche Keimbahn
Eine internationale Koalition hat eine Stellungnahme erarbeitet, die insbesondere Geschlechtergerechtigkeit und Rechte behinderter Menschen in die globale Debatte um Eingriffe in die menschliche Keimbahn einbringt. Vertreter*innen aus zehn Ländern aus Wissenschaft und Forschung, von Selbsthilfegruppen, Betroffenenorganisationen und NGOs, unter anderem auch biorespect als Vertreterin der Schweiz und das Gen-ethische Netzwerk in Berlin, streben ein weltweites Verbot der Manipulation des menschlichen Genoms an. Eingriffe in die menschliche Keimbahn stellen die Menschheit vor große Herausforderungen. Deshalb ist es nötig, international verbindliche Regeln aufzustellen, bevor es zu spät ist. Die Grundsätze, die die Koalition erarbeitet hat, machen deutlich, dass es für diese Technologie keine Rechtfertigung gibt.
Die englische Version ist unter www.geneticsandsociety.org/gender-justice-and-disability-rights-coaliti… zu finden. Eine Übersetzung liegt in Kürze vor.
Ethik für Embryomodelle
Ein Team aus internationalen Biolog*innen und einem Ethiker hat einen ethischen Rahmen für die Forschung mit menschlichen Embryonenmodellen entworfen. Ein menschlicher Embryo sollte laut den Autor*innen als „eine Gruppe von menschlichen Zellen, die von Elementen unterstützt werden, die extraembryonale und uterine Funktionen erfüllen und die zusammengenommen das Potenzial haben, einen Fötus zu bilden“ verstanden werden. Diese Definition würde alle menschlichen embryoähnlichen Strukturen ausschließen, die bisher mit Hilfe von Stammzellen erzeugt wurden, ohne dass Eizellen oder Spermien benötigt werden. Embryomodelle sind Gebilde aus embryonalen oder induzierten Stammzellen, deren Entwicklung der eines frühen Embryos ähnelt.
Rivron, N.C./Arias, A. M./Pera, M.F. et al. (2023): An ethical framework for human embryology with embryo models. In: Cell, 186, 17, S.3548-3557, www.doi.org/10.1016/j.cell.2023.07.028.
Polygene Risikoscores in der Medizin
Ein Bericht der britischen Organisation GeneWatch befasst sich mit dem Forschungsstand zu sog. Polygenen Risikoscores (PRS) für medizinische Screenings und Diagnosen. PRS werden aus tausenden, Millionen kleiner Genvarianten von Individuen errechnet und sollen Vorhersagen über bestehende oder zukünftige Erkrankungen erlauben. Die Autor*innen sind äußerst skeptisch – sowohl was den Datenschutz von Patient*innen, als auch was den medizinischen Nutzen angeht.
GeneWatch UK (2023): Polygenic risk predictions: health revolution or going round in circles? PDF, 87 Seiten, englisch. Online: www.genewatch.org oder www.kurzelinks.de/gid267-ic.
Öffentlicher Dialog zur Reproduktionsmedizin
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Embryonenschutzgesetzes hat die Leopoldina eine digitale Diskussionsplattform unter der Fragestellung „Braucht die Fortpflanzungsmedizin eine zeitgemäße Gesetzgebung?“ eingerichtet, die öffentlich beworben wurde und allen Interessierten offenstand. Ziel war es, eine gesellschaftliche Debatte auch außerhalb von Fachkreisen zu ermöglichen. Die einzelnen Diskussionspunkte reichten von Embryonenforschung bis zu der Frage nach einer kinderfreundlichen Gesellschaft. Eine umfassende Dokumentation des Dialogforums kann nun online heruntergeladen werden.
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina (2023): Ein öffentlicher Dialog zur Fortpflanzungsmedizin. 34 Seiten. Online: www.leopoldina.org oder www.kurzelinks.de/gid267-lb.
Klonen in CRISPR Zeiten
Dieser im Wissenschaftsjournal Nature publizierter Artikel gibt einen allgemeinen Überblick des Fortschritts und der Herausforderungen, die sich rund ums Klonen von Säugetieren seit dem Experiment um das Schaf Dolly ergeben haben. Hervorgehoben wird die Rolle von neuen Gentechniken wie CRISPR-Cas9 in der Reproduktionsbiologie.
Ledford, H. (2023): How Dolly the sheep’s legacy lives on: CRISPR cattle and cloned camels. In: Nature 622, S.18-19, www.doi.org/10.1038/d41586-023-02921-x.
Analyse des Gesetzesentwurfs zu neuen Gentechniken
Zum Vorschlag der EU-Kommission, Pflanzen aus neuer Gentechnik künftig zu deregulieren, hat Testbiotech eine umfassende Analyse vorgelegt. Bisher müssen alle Organismen, die aus gentechnischen Verfahren stammen, eine Risikoprüfung durchlaufen, bevor sie freigesetzt werden dürfen. Die Kommission will dieses Grundprinzip der EU-Gesetzgebung jetzt aufgeben. In diesem Papier werden die wichtigsten geplanten gesetzlichen Änderungen beschrieben und die damit einhergehenden Risiken eindrücklich erläutert.
Testbiotech (2023): Neue Gentechnik: Gesetzesvorschlag der EU-Kommission gefährdet Natur, Umwelt und die Zukunft unserer Lebensgrundlagen. Online: www.testbiotech.org oder www.kurzelinks.de/gid267-pskv.
Neue Gentechnik und konventionelle Zucht im Vergleich
Vor dem Hintergrund des veröffentlichten Gesetzesentwurfs zum Umgang mit neuen Gentechniken (NGT) in Europa hat Testbiotech eine Tabelle aus 2018 aktualisiert, die die Unterschiede zwischen neuer Gentechnik und konventioneller Züchtung ersichtlich macht. Dieser Beitrag zeigt, dass die zentrale Annahme des Vorschlags der EU-Kommission, dass NGT-Produkte nicht von konventionell gezüchteten Pflanzen zu unterscheiden seien, unzureichend ist.
Testbiotech (2023): Unterschiede: Neue Gentechnik und konventionelle Züchtung (ungezielte Mutagenese). Online: www.testbiotech.org oder www.kurzelinks.de/gid267-psky.
Wasserschutz in der Europäischen Union
Umfangreiches Positionspapier zu Wasser der beiden Mitglieder der grünen Fraktion im Europaparlament Sarah Wiener und Martin Häusling. Passend zum Schwerpunkt dieses Magazins erläutern die beiden Politiker*innen die Gesetzeslage um den Wasserschutz in Europa, die aktuellen Herausforderungen, die durch den Klimawandel anstehen und mögliche Ansätze sowie Forderungen, um die Situation in den kommenden Jahren zu verbessern.
Häusling, M./Wiener, S. (2023): Positionspapier zu Wasser. Online: www.martin-haeusling.eu oder www.kurzelinks.de/gid267-pskz.
Mehrheit ist für Kennzeichnungspflicht von neuer Gentechnik
Im Auftrag des VLOG fragte im September das Meinungsforschungsinstitut Civey 1.162 Personen, die das „Ohne GenTechnik“-Siegel kennen, ob sie von einem damit ausgezeichneten Produkt erwarten, dass es auch frei von Bestandteilen aus Verfahren der neuen Gentechnik wie CRISPR ist. Im Ergebnis zeigt sich, dass eine große Mehrheit (81 Prozent) sich gegen den Vorschlag der EU Kommission, die Kennzeichnungspflicht von neuen Gentechnik Produkten zu entfernen, positioniert.
VLOG (2023): Umfrage „Ohne GenTechnik“ soll auch ohne neue Gentechnik sein. Online: www.ohnegentechnik.org oder www.kurzelinks.de/gid267-pskaa.
GID-Redaktion
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