Rezension: Buch über Leihschwangerschaft
Kein Gewinn für die Debatte
Die Initiative „Stoppt Leihmutterschaft“ hat mit „Die neuen Gebärmaschinen“ eine erweiterte deutsche Ausgabe des zuvor bereits in mehreren Sprachen erschienenen Sammelbandes herausgebracht. Mit der Veröffentlichung zu einem Zeitpunkt, wo eine mögliche Legalisierung auch in Deutschland diskutiert wird, erhält das Werk automatisch eine gewisse Aufmerksamkeit. Jedoch ist der Band von einem konstruktiven Beitrag zur Debatte weit entfernt – zu platt ist die Kritik, zu undifferenziert der Blick auf jene Menschen, die eine Leihschwangerschaft auf sich nehmen. Diese erscheinen durchweg als Opfer, ihnen wird implizit jegliche Handlungsmacht abgesprochen. Durch viele Beiträge ziehen sich unangebrachte Vergleiche, z.B. zur Versklavung kolonialisierter Menschen. Diese Superlative sind der Debatte nicht dienlich – und verharmlosen historische Verbrechen. Einige Autor*innen nutzen ihre Beiträge zudem, um sich in queerfeindlichen Argumentationen zu ergehen und greifen die Würde von trans Menschen an. Dabei arbeiten sie ungenau mit den verwendeten Termini und bedienen gefährliche Stereotype, die Hass und Gewalt, insbesondere gegen trans Frauen, schüren. Argumente für eine seriöse und differenzierte Kritik an Leihschwangerschaft liefert der Band nicht – dabei braucht es diese aktuell dringender denn je.
Initiative „Stoppt Leihmutterschaft“ (Hg.) (2023): Die neuen Gebärmaschinen? Was die globale Leihmutterschaft mit Frauen und Kindern macht. Brandes & Apsel, 306 Seiten, 29,90 Euro, ISBN: 978-3-95558-359-0.
Jonte Lindemann ist Mitarbeiter*in des GeN und Redakteur*in des GiD.