Rezension: Chemischer Kolonialismus
In Ihrem neu erschienenen Buch – Pestizide und chemischer Kolonialismus – fasst die Larissa Bombardi die neuesten Erkenntnisse aus Ihrer Forschung zu Pestizidauswirkungen im Globalen Süden zusammen. Mit einer Reihe von Illustrationen veranschaulicht die Autorin die sozialen- und ökologischen Folgen, die der Export von Pestiziden aus Europa auf Brasilien hat. Dabei sind viele der Substanzen in den Produktionsländern aufgrund ihrer Gesundheitsrisiken verboten. Während BASF, Bayer und andere Pestizidhersteller auf Kosten der brasilianischen Bevölkerung und der Ökosysteme Profite einfahren, tut Deutschland wenig, um die Exportvoraussetzungen an europäische Sicherheitsstandards anzupassen. Die Autorin, Aktivistin und Forscherin zeigt anhand dieses Beispiels, das ungerechte Nord-Süd-Verhältnisse, sich seit dem klassischen Kolonialismus in den Geschäftsbeziehungen zwischen Europa und Brasilien widerspiegeln und weiterhin zu Unterdrückung, Ausbeutung und Abhängigkeitsverhältnissen führen. Bombardi ist Geographie-Professorin an der Universität von Sao Paulo in Brasilien. Seit 2021 lebt sie im europäischen Exil, nachdem sie aufgrund ihrer Forschungen zu Pestiziden eine Reihe von Drohungen erhalten hat. Zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung hat sie zahlreiche Beiträge zu ihrem Forschungsthema veröffentlicht, die auch auf Deutsch im Pestizidatlas der Heinrich-Böll-Stiftung zu finden sind. Das Buch ist bisher auf Portugiesisch und Französisch verfügbar.
Bombardi, L. (2023): Agrotoxicos e colonialismo quimico. Elefante, 40,- Reais, 108 Seiten, ISBN: 978-6-56008-022-5.
Pascal Segura Kliesow ist Molekularbiologe und Referent für Landwirtschaft und Lebensmittel beim Gen-ethischen Netzwerk.
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