Materialien

Behindertenfeindlichkeit und pränatale Intervention

Der National Council on Disability – die US-Bundesbehörde, die die US-Regierung zur Lebenssituation behinderter Menschen unterrichtet und Empfehlungen zu deren Verbesserung erarbeitet – hat kürzlich den Bericht „From Fetal Surgery to Gene Editing. The Current and Potential Impact of Prenatal Interventions on People with Disabilities“ veröffentlicht. Er geht davon aus, dass alle pränatalen Interventionen – von Präimplantationsdiagnostik über Operationen in utero bis hin zu vererbbarem Genome Editing – Folgen für Behindertenrechte haben. Auf dieser Basis betrachtet der Council aktuelle und zukünftige medizinische Eingriffe und diagnostische Praktiken. Dabei identifiziert er Problemfelder wie ärztliche Vorurteile, die Gefahr eugenischer Selektion, Kommerzialisierung und schlechte elterliche Aufklärung.

National Council on Disability (2024): From Fetal Surgery to Gene Editing. The Current and Potential Impact of Prenatal Interventions on People with Disabilities. 114 Seiten, online: www.kurzelinks.de/gid270-la.

 

Anwendung von Genomdaten

Anlässlich des Starts eines Modellvorhabens des Bundesministeriums für Gesundheit zur Genomsequenzierung bei seltenen Erkrankungen und Krebs hat die AG Gentechnologiebericht eine Broschüre zum Thema Genomdaten herausgegeben. Darin beschreibt die Arbeitsgruppe die Vision einer breiten Anwendung von Genomdaten in der Patient*innenversorgung sowie die ethischen und rechtlichen Herausforderungen im Umgang mit genetischen Daten. Die ehemals an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften angesiedelte Gruppe setzt ihre Arbeit seit 2022 am Berlin Institute of Health at Charité fort.

Walter, J., Schickl, H., Fehse, B., AG Gentechnologiebericht (Hg.) (2024): Im Fokus: Genomdaten. Eine aktuelle Bestandsaufnahme der Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht. 94 Seiten, www.doi.org/10.17169/refubium-43070, ISBN: 978-3-00078-676-1.

 

Stellungnahme neue Gentechnik

Eine gemeinsame Stellungnahme fordert die Mitgliedsstaaten der EU auf, sich für eine robuste und wissenschaftlich fundierte Regulierung für Produkte und Pflanzen aus neuer Gentechnik (NGT) einzusetzen. In dem Schreiben weisen die 17 Landwirtschafts- und Umweltorganisationen auf Aspekte des aktuellen Gesetzesentwurf hin, die unzureichend sind, um einen verantwortungsvollen Umgang mit gentechnisch veränderten Produkten zu gewährleisten. Als Alternative sprechen sich die Organisationen dafür aus, den von der französischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ANSES entwickelten Ansatz zu übernehmen. Dadurch ließen sich Genehmigungsprozesse und die Überwachung innerhalb der aktuellen Gesetzeslage für Gentechnik-Produkte beschleunigen und an den sich entwickelnden Bereich der NGT-Pflanzen anpassen, ohne auf eine Risikoprüfung verzichten zu müssen. 

Gen-ethisches Netzwerk e. V. (19.07.24): Stellungnahme zur neuen Gentechnik. 2 Seiten, online: www.kurzlinks.de/gid270-ca.

 

Verunreinigtes Trinkwasser 

Der Untersuchungsbericht von PAN Europe und seinen Mitgliedsorganisationen informiert über die Belastung von Trinkwasser mit der Ewigkeitschemikalie Trifluoracetat (TFA), einem Abbauprodukt bestimmter PFAS-Pestizide und Kühlmittel. Die Daten stammen aus einer kürzlich durchgeführten Untersuchung von Flüssen, Seen und Grundwasser aus ganz Europa. Alle entnommenen Proben weisen alarmierende Werte der Verunreinigung durch TFA auf. PFAS-Pestizide gelten als Hauptursache für die Wasserverschmutzung mit TFA in ländlichen Gebieten, gefolgt von Kühlmitteln und industrieller Verschmutzung. Die Organisationen von PAN Europe fordern ein schnelles Verbot von PFAS-Pestiziden, um unser Wasser zu schützen.

PAN Germany (10.07.24): TFA: Die ewige Chemikalie in dem Wasser, das wir trinken. 32 Seiten, online: www.kurzlinks.de/gid270-cb.

 

Wissen zu neuen Gentechniken

Mit dem Projekt „Wissensvermittlung zu Neuen Gentechniken (NGT) und Naturschutz“ hat sich die Fachstelle für Umwelt und Entwicklung (FGU) zum Ziel gesetzt, die interessierte Öffentlichkeit, politische Entscheidungsträger*innen sowie Multiplikator*innen in Medien und Lehre über die Umweltauswirkungen von neuen Gentechniken und Synthetischer Biologie zu informieren. Zu diesem Zweck ermittelt die FGU zunächst den Informationsbedarf der unterschiedlichen Zielgruppen, um dann ausgewählte wissenschaftliche Inhalte aufzubereiten und in geeigneten Formaten zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse werden in den kommenden Monaten auf der Website der Fachstelle zugänglich gemacht. Dazu gehören Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften wie auch Kurzzusammenfassungen, Videos und interaktive Grafiken.

FGU (2024): Wissensvermittlung zu Neuen Gentechniken (NGT) und Naturschutz. Online: www.kurzlinks.de/gid270-da.

 

Technologien und Naturschutz

Die elfte Ausgabe des wissenschaftlichen Journals GAIA befasst sich mit Konfliktfeldern von neuen Technologien im Naturschutz. Neun Artikel und Interviews betrachten verschiedene Technologien wie Gene-Drive-Organismen sowie deren Anwendungen. Darüber hinaus gibt es Beiträge zu Degrowth, Klimawandel und künstlicher Intelligenz. Die meisten Artikel sind auf Englisch und kostenlos online zugänglich.

GAIA (2024): Novel Natures – New technologies and conflicts in nature conservation. Oekom Verlag, online: www.oekom.de oder www.kurzlinks.de/gid270-jdae.

 

Demeter in der NS-Zeit

Demeter hat eine Studie in Auftrag gegeben, um die Rolle und Entwicklung der biodynamischen Bewegung und Demeter während der NS-Zeit zu untersuchen. Die Studie ist seit Juli 2024 auch als Buch erhältlich. Dabei fragen die Autor*innen nach ideologischen Überschneidungen und Formen der Zusammenarbeit, sie thematisieren aber auch „gravierende Unterschiede zwischen der biodynamischen und der nationalsozialistischen Bewegung“, wie die Historikerin Daniela Münkel in der Einleitung schreibt. Zudem bietet die Publikation einen Überblick über Formen des Widerstands von Anhänger*innen und Funktionär*innen.

Ebert, J., zur Nieden, S., Pieschel, M. (2024): Die biodynamische Bewegung und Demeter in der NS-Zeit. Metropol-Verlag, 477 Seiten, 34,- Euro, ISBN: 978-3-86331-760-7.

GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
270
vom August 2024
Seite 34 - 36

Die GID-Redaktion

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