Rezension: Gentechnik und Macht
Was selten, vielleicht zu selten in der Gentechnik-Debatte explizit genannt wird, findet sich bei Jörg Bergstedt gleich im Titel: Es geht in dieser Auseinandersetzung - nicht zuletzt auch - um Macht. Bergstedt schreibt in seinem kleinen Büchlein aus der Reihe „praktisch, quadratisch, theoriestark“, dass dieses „Programm der Steigerung von Profit und Macht“ seit vielen Jahren laufe. Das Programm, von dem Bergstedt schreibt, ist die Entwicklung, in der Bauernhöfe zu den verlängerten Werkbänken der Industrie gemacht werden. Nebenbei macht sich Bergstadt auch über „problematische Argumentationsstränge“ her. Dazu zählen nach Bergstedt „end-of-the-pipe-Strategien“, „Reduzierung der Rolle von Menschen im Kapitalismus auf ihre Kaufkraft“ und andere. Zu diesen problematischen Argumentationssträngen gehört auch die Fokussierung auf die Risikodebatte, zu der Bergstadt nicht zu unrecht feststellt, dass wer Risiken in den Vordergrund stellt, selbst behauptet, dass die Gentechnik unproblematisch sein könne. Allerdings nimmt Bergstedt die genannte Fokussierung - mindestens teilweise - selbst vor. Damit liegt in diesem Teil zugleich die Stärke wie die Schwäche seiner Darstellungen: Die Kritik der Kritik ist notwendig, Bergstedt schießt allerdings übers Ziel hinaus. Trotzdem ist die Lektüre seines kleinen Bändchens absolut empfehlenswert.
Christof Potthof
➤ Jörg Bergstedt: Gentechnik und Macht - Für eine emanzipatorische Kritik der Manipulation des Lebens. SeitenHieb-Verlag, Reiskirchen (2014), 3 Euro, ISBN 978-3-86747-065-0. Bestellungen unter www.seitenhieb.info.