Behinderung

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Selektive Pränataldiagnostik (PND), die nur nach Normabweichungen sucht und weder die Versorgung der Schwangeren noch die Gesundheit des werdenden Kindes verbessert, verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie konterkariert das gesellschaftliche Ziel der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Behinderung wird vielfach immer noch mit Sorgen, Leid und Schmerzen verbunden – eine ableistische/behindertenfeindliche Einstellung. Die gesellschaftliche Bereitstellung von Ressourcen für die gezielte pränatale Suche nach Abweichungen und Behinderungen (via Regelfinanzierung durch die Krankenkassen) zeigt, dass es weiterhin als normal und unproblematisch gilt, Behinderung um beinahe jeden Preis vermeiden zu wollen.

Die angenommene Andersartigkeit macht behinderte Menschen zur Projektionsfläche für Ängste vor Schmerzen, Abhängigkeit, Immobilität und Verlust von Kontrolle. Von einer grundlegenden menschlichen Situation werden Verletzlichkeit und Schwäche zu einer Bedrohung der eigenen „Normalität“ und des Selbstbildes als autonomes, selbstbestimmtes Subjekt, das selbstdiszipliniert und -kontrolliert, frei und gesellschaftlich funktionstüchtig ist, die abgewehrt werden muss.

Beiträge zu diesem Thema

  • „Marsch für das Leben“

    Eine Menschenmenge, davor ein Schild auf dem steht "Reproduktive Selbstbestimmung ist Menschenrecht"
    Von

    Am 21. September ist es wieder soweit – tausende christlich-fundamentalistische, konservative und (extrem) rechte Menschen tragen ihre Forderungen nach einem vollständigen Abtreibungsverbot in Berlin auf die Straße. Sie nutzen dabei auch Leerstellen feministischer Diskurse, wenn es um bioethische Fragen wie Abbrüche nach pränataldiagnostischen Auffälligkeiten geht.

  • Fragwürdige Forschungsethik

    Portraitfoto von Liam O'Dell
    Interview mit
    6. Februar 2024

    Die Spectrum 10K Studie sollte die größte Datenbank der britischen Autismusforschung werden, mit DNA und Gesundheitsdaten von 10.000 Personen – doch es hagelte Kritik. Bereits kurz nach ihrem Launch wurde die Studie aufgrund des öffentlichen Drucks pausiert. Wir haben mit dem britischen Journalisten Liam O’Dell über die Studie gesprochen.

  • “The security debate is a red herring”

    Portrait Gregor Wolbring
    Interview mit

    In various reports and recommendations, ethics and scientific bodies promote a problematic image of disability as something worth avoiding. Even critics of germline interventions are often unable to free themselves from this ableist perspective.

  • Podcast zum Schwangerschaftsabbruch

    Logo Mal nach den rechten Schauen
    Von
    GeN

    Im Postcast "Mal nach den Rechten Schauen" zum Thema Kontinuitäten der NS-Zeit im Recht - diese Folge in Bezug auf den Schwangerschaftsabbruch - kommen wir zu Wort (min 23:25) zum Thema Pränaldiagnostik/NIPT mit einem Auschnitt des Redebeitrags bei der Behindert und Verrückt Feiern Parade Berlin.

  • Stellungnahme zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs

    Von
    GeN

    Das Gen-ethische Netzwerk e.V. (GeN) begrüßt die Einrichtung der Expert*innenkommission zur Prüfung einer Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs. Die Streichung des Schwangerschaftsabbruchs aus dem Strafgesetzbuch ist längst überfällig, um den menschenrechtlichen Verpflichtungen Deutschlands nachzukommen und dringend notwendig, um eine adäquate Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.