Behinderung

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Selektive Pränataldiagnostik (PND), die nur nach Normabweichungen sucht und weder die Versorgung der Schwangeren noch die Gesundheit des werdenden Kindes verbessert, verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie konterkariert das gesellschaftliche Ziel der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Behinderung wird vielfach immer noch mit Sorgen, Leid und Schmerzen verbunden – eine ableistische/behindertenfeindliche Einstellung. Die gesellschaftliche Bereitstellung von Ressourcen für die gezielte pränatale Suche nach Abweichungen und Behinderungen (via Regelfinanzierung durch die Krankenkassen) zeigt, dass es weiterhin als normal und unproblematisch gilt, Behinderung um beinahe jeden Preis vermeiden zu wollen.

Die angenommene Andersartigkeit macht behinderte Menschen zur Projektionsfläche für Ängste vor Schmerzen, Abhängigkeit, Immobilität und Verlust von Kontrolle. Von einer grundlegenden menschlichen Situation werden Verletzlichkeit und Schwäche zu einer Bedrohung der eigenen „Normalität“ und des Selbstbildes als autonomes, selbstbestimmtes Subjekt, das selbstdiszipliniert und -kontrolliert, frei und gesellschaftlich funktionstüchtig ist, die abgewehrt werden muss.

Beiträge zu diesem Thema

  • Rezension: Wissenschaftskritik – Warum die Community wenig Vertrauen in „Autismus-Forschung“ hat

    Das Buchcover hat einen weißen Hintergrund, auf dem Titel steht: "Liam O`Dell, Selling Out the Spectrum. How Science Lost the Trust of Autistic People, and How It Can Win It Back.". Aus dem Buchstaben S bei "Spectrum" kommen bunte Linien, die in Wellen nach unten verlaufen.
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    27. Februar 2025

    Selling Out the Spectrum. How Science Lost the Trust of Autistic People, and How It Can Win It Back.

  • Rezension: Buch zu eugenischem Denken – wichtige Einblicke, Leerstellen bleiben

    Auf dem Buchcover steht im oberen Bereich der Titel: " Dagmar Herzog, Eugenische Phantasmen, eine Deutsche Geschichte. Suhrkamp". Im unteren Bereich des Covers ist eine alte schwarz-weiß Fotografie von mehreren behinderten Kindern zu sehen.
    Von
    27. Februar 2025

    Eugenische Phantasmen. Eine deutsche Geschichte.

  • Von der Tagesordnung gestrichen?

    Das Bild zeigt eine Menschenmenge bei einer Kundgebung, draußen ist es dukel. Im Vordergrund sind ein leuchtender, regebnbogenfarbener Schirm, ein Plakat mit der Aufschrift "Demokratie schützern" sowie die Fahne der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) zu sehen.
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    Am 6. November letzten Jahres entließ Bundeskanzler Scholz Finanzminister Lindner – damit wurde das Ende der Ampelkoalition offenbar. Zwei Tage später hätte im Bundestag über den interfraktionellen Antrag für ein Monitoring des NIPT abgestimmt werden sollen. Doch die Lesung wurde in den Wirren von der Tagesordnung gestrichen. Bald hieß es, besonders wichtige Vorhaben sollten noch vor den Neuwahlen verabschiedet werden. Gehören behindertenpolitische Anliegen schlicht nicht dazu?

  • Anhörung zum NIPT

    Marion Baldus und Josef Hecken auf ihren Sitzplätzen im Gesundheitsausschuss. Baldus redet und gestikuliert dabei.
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    Der Gesundheitsausschuss hat am 9. Oktober 16 Expert*innen zur Notwendigkeit eines Monitorings der Folgen der Kassenzulassung des nicht invasiven Pränataltests (NIPT) befragt. Diskrepanzen gab es zwischen Pränataldiagnostiker*innen auf der einen und (Eltern-)Selbstvertretungen und Beratungsstellen auf der anderen Seite.

  • Pränataldiagnostik

    Abgebildet ist ein Zeitungsausschnitt. Das Titelbild zeigt eine Hand mit Laborhandschuhen, die ein Röhrchen mit einer Blutprobe in der Hand hält. Das Etikett trägt die Aufschrift "NIPT-Test"
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    Für die Wochenendausgabe des ND vom 5. Oktober hat GeN-Mitarbeiter*in Jonte Lindemann den Skandal um die Eugenik-Äußerungen des inzwischen abgewählten Vorstandsvorsitzenden der kassenärztlichen Vereinigung Sachsen im Kontext bereits stattfindender vorgeburtlicher Selektion betrachtet.