Gesundheitssystem

Piktogramm: Paragraf, Erlenmeyerkolben, Faust

Die öffentliche Gesundheitsversorgung wird zunehmend privatisiert, ökonomisiert und individualisiert. Kostenersparnis, Prävention und individuelle Risikovermeidung sind die gesundheitspolitischen Ziele. Die frühzeitige „Erkennung“ vermeintlicher individueller Gesundheitsrisiken soll Menschen befähigen, Krankheiten vorzubeugen, macht sie jedoch auch individuell für den Erhalt der eigenen Gesundheit verantwortlich.

Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte soll Patient*innendaten aus verschiedenen Quellen digital zusammenführen und auslesbar machen. Versprochen werden eine höhere Effizienz, eine maßgeschneiderte, individualisierte Medizin und eine bessere Versorgung. Tatsächlich entstehen immense Risiken für die Daten- und Versorgungssicherheit. Die Versprechungen der „individualisierten Medizin“ erweisen sich häufig als leer, treiben aber die Idee der individuellen Verantwortung für die eigene Gesundheit voran.

Beiträge zu diesem Thema

  • „Unauflösbare Gegensätze“

    Interview mit
    11. September 2012

    In welchem Verhältnis steht die Logik der „individualisierten“ oder „personalisierten“ Medizin zum System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)? Wird die Solidargemeinschaft in der Zukunft - wenn es möglicherweise immer mehr „personalisierte“ Medikamente gibt - die immensen Kosten tragen können, die den Bereich schon jetzt kennzeichnen? Und welche Chancen bietet der Ansatz für die Gesundheitsversorgung?

  • Biomarker in der Onkologie

    11. September 2012

    Ist die Hoffnung begründet, dass Patienten in naher Zukunft eine maßgeschneiderte Therapie erhalten, die anhand von Biomarkern festgelegt wird? Der folgende Beitrag widmet sich dieser Frage anhand einiger Beispiele aus der Krebsmedizin. Die Autoren betonen die Notwendigkeit einer prospektiven Validierung von Biomarkern und warnen davor, ärztliches Handeln allein darauf zu richten, molekulare Krankheitsfaktoren zu erkennen und zu differenzieren.

  • Kleine Anfrage: Gen-Daten im Personalausweis?

    (Berlin, 5. Juni 2012) Auf Betreiben des Chaos Computer Club (CCC) und unter Mitarbeit des GeN hat die Linksfraktion im Bundestag eine Kleine Anfrage zur Nutzung biometrischer und genetischer Daten im elektronischen Personalausweis an die Bundesregierung gestellt. Wir warten gespannt auf die Antwort Ende Juni!

  • Organpolitik anders befragt

    7. Mai 2012

    Die aktuelle Devise zur Transplantationsmedizin ist eindeutig. Mehr SpenderInnen sollen via Gesetzesreform geworben werden. Eine Tagung in Essen diskutierte die blinden Flecken dieser Botschaft: Neue Erkenntnisse zum Hirntod, traumatische Erlebnisse von Angehörigen, unklare Kriterien bei der Organverteilung.

  • Beratungs-Engpässe

    Je mehr genetisch getestet wird, desto häufiger muss seit Inkrafttreten des Gendiagnostik-Gesetzes vor dem Test beraten werden. Nur mit welcher Qualifikation? Die große Masse der BeraterInnen will den Aufwand möglichst gering halten, sehr zur Kränkung der Berufsehre der HumangenetikerInnen.