Selbstbestimmungskritik

Piktogramm: Paragraf, Erlenmeyerkolben, Faust

Die Forderung nach Selbstbestimmung  wird von vielen sozialen Bewegungen, wie der feministischen, behindertenpolitischen oder LGBTQI* Bewegungen erhoben. Das Konzept Selbstbestimmung wird als Abwehr äußerer Zugriffe auf die Entscheidungen von Menschen verstanden. Um eine Person zu sein, die selbst entscheiden kann, muss man als autonome, zu freien Entscheidungen fähige Person gesellschaftlich anerkannt werden. Dies wurde früher nur weißen, heterosexuellen, bürgerlichen Männern zugestanden - Frauen und Behinderte mussten sich das erst erkämpfen.

Zugleich werden im öffentlichen Raum mit der Rede vom allseits selbstbestimmten Individuum Selbstmanagement und Entscheidungszwänge zu Freiheitsgewinnen umgedeutet. Diese Freiheit hat aber ihren Preis: Wer selbst entscheiden darf, muss auch dafür sorgen, die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn irgendetwas schief geht, ist man demnach selbst schuld. So ist der Begriff Bestandteil heutiger Individualisierungsstrategien geworden - vermeintlich selbstbestimmt werden die Normen eines „gesunden“, „effizienten“ und „präventiven“ Körper- und Verhaltensmanagements befolgt.

Beiträge zu diesem Thema

  • Das Geschäft mit den Körpern

    Werbebroschüre für Angebote assistierter Reproduktion
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    In den USA werden die Gesetze um „Eizellspende“ und „Leihmutterschaft“ immer weiter liberalisiert. Die Verfahren assistierter Reproduktion in privaten Kliniken sind ein Milliardengeschäft. Dieser Artikel bietet einen Überblick über aktuelle Entwicklungen.

  • Für reproduktive Gerechtigkeit! / For reproductive justice!

    Wer bringt Eier? Protest in Hasenkostüm gegen Eizell"spende"
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    Die Stellungnahme des feministischen Netzwerks fem*ini für die Aufrechterhaltung des Verbots von "Eizellspende" und "Leihmutterschaft" vom Januar 2020 gibt es nun auch auf englisch, spanisch und französisch.

  • Halbherziger Schutz von Inter*-Kindern

    Operationen
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    , 21. Mai 2021

    Intergeschlechtliche Kinder sollen durch ein neues Gesetz künftig besser vor geschlechtsverändernden Operationen geschützt werden. Ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und geschlechtliche Selbstbestimmung für alle Inter*-Kinder garantiert es jedoch nicht.

  • Ein bedauernswertes Jubiläum

    150 Jahre Widerstand gegen §218
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    GeN
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    (Berlin, 12.05.2021) - Bundesweite Proteste am 15. Mai.
    Das Bestehen des Paragraphen 218 jährt sich zum 150. Mal.
    So lange ist der Schwangerschaftsabbruch schon im Strafgesetzbuch geregelt.

  • Halbherziger Schutz

    GeN
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    In einem Kommentar in der Jungle World Ausgabe #2021/14 weist GeN-Mitarbeiter*in Taleo Stüwe auf einige Schwachstellen und Mängel des neuen Gesetzes zum Schutz intergeschlechtlicher Kinder hin.