Selbstbestimmungskritik

Piktogramm: Paragraf, Erlenmeyerkolben, Faust

Die Forderung nach Selbstbestimmung durchzieht Geschichte und Gegenwart diverser sozialer Bewegungen, wie feministischen, behindertenpolitischen oder homosexuell-queeren Bewegungen. Das Konzept Selbstbestimmung wird als Abwehr äußerer Zugriffe auf die Entscheidungen von Menschen verstanden. Um eine Person zu sein, die selbst entscheiden kann, muss man als autonome, zu freien Entscheidungen fähige Person gesellschaftlich anerkannt werden. Dies wurde früher nur weißen, heterosexuellen, bürgerlichen Männern zugestanden – Frauen und Behinderte mussten sich das erst erkämpfen.

Zugleich werden im öffentlichen Raum mit der Rede vom allseits selbstbestimmten Individuum Selbstmanagement und Entscheidungszwänge zu Freiheitsgewinnen umgedeutet. Diese Freiheit hat aber ihren Preis: Wer selbst entscheiden darf, muss auch dafür sorgen, die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn irgendetwas schief geht, ist man demnach selbst schuld. So ist der Begriff Bestandteil heutiger Individualisierungsstrategien geworden – vermeintlich selbstbestimmt werden die Normen eines „gesunden“, „effizienten“ und „präventiven“ Körper- und Verhaltensmanagements befolgt.

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