Die vollständige Sequenzierung der menschlichen DNA war das große Projekt der 1990er Jahre, die Kosten des Human Genome Projects betrugen drei Milliarden US-Dollar. Mittlerweile werden Gentests immer schneller und billiger. Die Anzahl kommerzieller Anbieter, die ihren Kund*innen eindeutige Aussagen zu Gesundheitsrisiken oder Lebensstilfragen durch Sequenzierung ihres Genoms oder einzelner Genvarianten versprechen, steigt. Während die Kund*innen große Datenschutzrisiken eingehen, ist der tatsächliche Informationsgehalt der Testergebnisse wissenschaftlich umstritten.
Auch in der medizinischen Forschung spielt Genetik eine immer größere Rolle. Doch abseits von seltenen Erkrankungen, bei denen kausale Zusammenhänge zu einzelnen Genvarianten bestehen, ist die medizinische Aussagekraft von Gentests in vielen Fällen, grade wenn es um sogenannte Volkskrankheiten geht, gering. Das Gen-ethische Netzwerk kritisiert den Fokus auf genetische Erkrankungsrisiken, während soziale Ursachen von Gesundheit wie Armut unterforscht sind.