Gv-Lachs wieder gestoppt
Behörde muss Kennzeichnungsregeln erlassen
Die Zulassungsverfahren für das weltweit erste für den menschlichen Verzehr vorgesehene gentechnisch veränderte Tier beschäftigen in den USA und Kanada weiter Gerichte, Behörden und Nichtregierungsorganisationen.
Wie gewonnen, so zerronnen. Zwei Monate nach der erteilten Zulassung des gentechnisch veränderten (gv) Lachses AquAdvantage als Lebensmittel für den US-Markt, ist diese Genehmigung schon wieder gestoppt worden. Erst im November des vergangenen Jahres hatte die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA die Genehmigung ausgesprochen. Ende Januar hat die Behörde ein Import- und Handelsverbot in Kraft gesetzt. Die FDA kommt damit einer Vorgabe nach, die sich aus einem Gesetz der Regulierung des Budgets der US-Regierung ergeben hat. Das berichtet die Washington Post in ihrer Online-Ausgabe in Übereinstimmung mit anderen Medien.1
Die republikanische Senatorin Lisa Murkowski (Alaska) hatte sich für diese Regulierung stark gemacht und sieht darin einen Riesenschritt „in unserem Kampf gegen den Franken-Fisch“.2 Nun ist dem AquaBounty-Lachs der Weg in die Supermarktregale so lange verstellt, bis die FDA eine Regulierung für die Kennzeichnung von aus dem Lachs hergestellter Produkte fertiggestellt hat. Ronald L. Stotish, Geschäftsführer von AquaBounty stellt hingegen in einer Mitteilung des Unternehmens klar, dass die aktuelle Entwicklung die Geschicke des Unternehmens nicht durchkreuzen würden: „Wir importieren den Lachs derzeit nicht in die USA.“3
Auch Umweltfolgen-Prüfung angezweifelt
Die kanadischen Nichregierungsorganisationen Ecology Action Centre und Living Oceans Society (LOS) haben zudem zum wiederholten Male vorgebracht, dass die kanadische Regierung 2013 zu Unrecht die Produktion der gv-Fischlarven auch an solchen Orte genehmigt hatte, die nicht nach dem kanadischen Umweltschutzgesetz untersucht worden sind. Zuletzt hatte ein kanadisches Bundesgericht (Federal Court) Ende Januar entschieden, dass das bisherige Verfahren nicht zu beanstanden sei. In einer vorausgegangenen Instanz hatten die Gruppen noch Recht bekommen. Auch jetzt fordert die Geschäftsführerin von LOS, Karen Wristen, dass die Entscheidung des Bundesgerichtes überstimmt werden müsse. „Das kanadische Umweltschutzgesetz ist gestaltet, um zu gewährleisten, dass neue Biotech-Produkte entsprechend der Vorsorge bewertet werden. Wenn die Risiken, die mit der Nutzung und der kommerziellen Aufzucht von AquaBountys gv-Lachs bisher nicht bewertet worden sind, kann es keine Erlaubnis geben. So einfach ist das.“4 Die Gruppen haben angekündigt, gegen die Entscheidung des Bundesgerichtes in Berufung zu gehen.
Schon die Genehmigung im vergangen Herbst war heftig kritisiert worden. Die Larven der gentechnisch veränderten Lachse müssen in Kanada produziert, dann in das Hochland von Panama verbracht werden, wo die Aufzucht bis zur Schlachtung stattfindet. Erst dann erfolgt der Export in die USA. In dem Land gibt es bisher keine genehmigten Produktionsorte: KritikerInnen beklagen, dass die ökologischen Risiken der Produktion - insbesondere im Falle eines Entkommens der Fische aus den Auqakultur-Anlagen - in andere Länder ausgelagert werden.
Wann der Lachs in die US-Supermärkte kommt, bleibt weiter also unklar. Um welchen Zeitraum es dabei gehen könnte verdeutlicht ein weiterer Blick in den Washington Post-Beitrag: Der Prozess die Kennzeichnungsregeln fertigzustellen sei „ein Prozess, der vermutlich Jahre dauern kann“.
- 1Siehe dazu „FDA bans import of genetically modified salmon - for now“, im Netz unter www.washingtonpost.com oder www.kurzlink.de/gid234_zx.
- 2Gv-Lebensmittel werden im englischsprachigen Raum - in Anlehnung an Frankenstein - Franken Food, gentechnisch veränderte Fisch entsprechend Frankenfish genannt.
- 3Siehe Fußnote 1. AquaBounty ist ein Tochterunternehmen des Intrexon-Konzerns. Siehe dazu auch den Beitrag „Bessere DNA?“ von Anne Bundschuh auf Seite 43 in dieser GID-Ausgabe.
- 4„Public interest groups headed back to court to overturn genetically modified salmon ruling“. Pressemitteilung Ecology Action Centre und Living Oceans Society vom 28.01.16. Im Netz unter www.ecologyaction.ca.
Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.
AquAdvantage
Die Lebens- und Arzneimittelbundeshörde der USA, die Food and Drug Administration (FDA) hat im November 2015 in den USA den gentechnisch veränderter Lachs AquAdvantage der im US-Bundesstaat Massachusetts ansässigen Firma AquaBounty für den menschlichen Verzehr zugelassen.
Die nicht gentechnisch veränderte Vorläufer-Linie des AqaAdvantage-Lachses gehört zu der Art der Atlantischen Lachse (Salmo salar).
Bei deren gentechnischer Veränderung wurden drei DNA-Sequenzen eingebaut:
(1) das Gen für ein Antifrost-Protein aus der Fischart Ocean pout (Zoarces americanus) (opAFP),
(2) das Gen für ein Wachstumshormon aus dem Königslachs (Oncorhynchus tshawytscha) (GHc2) und
(3) synthetische DNA-Stücke, die Funktionen in der Organisation der neuen DNA-Element im Genom der AquAdvantage-Lachse übernehmen.(1)
Die Kombination aus den beiden ersten Gensequenzen führt in den gv-Lachsen dazu, dass sie auch bei für Atlantische Lachse relativ niedrigen Temperaturen ihr Schlachtgewicht schneller erreichen.
(Christof Potthof)