Internationale Politik

Schwerpunkt

Biopolitik weltweit: Christoph Görg beschäftigt sich mit Neoliberalismus und globaler Ökologie, während Karin Boschert der Frage nachgeht, wie das Vorsorgeprinzip angewandt wird. Mit internationalem Handel beschäftigen sich Stefanie Hundsdorfer und Ute Sprenger in ihren Artikeln zur WTO und zu bilateralen Handelsabkommen. Außerdem: Oliver Tolmein zur Verabschiedung der "Universellen Erklärung der UNESCO über Bioethik und Menschenrechte", die in der Öffentlichkeit bislang kaum beachtet worden, obwohl bioethische Projekte mindestens in den westlichen Industrienationen seit einigen Jahren stets Anlass für hart geführte gesellschaftliche Auseinandersetzungen gegeben haben.

Impressum

GID 173, Dez. 2005/Jan. 2006 21. Jahrgang - ISSN 0935-2481 Redaktion: Theresia Scheierling (ViSdP), Monika Feuerlein, Christof Potthof, Ute Sprenger, Olga Bartkowska, Janis Ehling

Artikel in dieser Ausgabe

  • Neoliberalismus und globale Ökologie

    Von Christoph Görg

    Mit Blick auf die biologische Vielfalt sind Strategien der Erhaltung der Biodiversität unauflösbar verquickt mit Strategien der Inwertsetzung genetischer Ressourcen. Gleichzeitig bieten sie lokalen Akteuren wenn auch nur geringe Chancen, ihre Naturverhältnisse nach lokalen Erfahrungen und im Rückgriff auf, aber unter Transformation von traditionalem Wissen selbst zu gestalten.

  • Welches Vorsorgeprinzip?

    Von Karin Boschert

    Das Vorsorgeprinzip hat mittlerweile in vielen nationalen und internationalen Gesetzeswerken Einzug gehalten. Auch im Bereich der Grünen Gentechnik ist das an "Schadensvermeidung statt Schadensbehebung" orientierte Prinzip nicht mehr wegzudenken. Allerdings, was unter dem Prinzip zu verstehen ist und welche konkreten Handlungsanweisungen sich daraus ableiten, ist umstritten. Eine europäische Studie widmet sich dieser Fragestellung.

  • Freier Handel ohne Vorsorge?

    Von Stefanie Hunsdorfer

    Die Welthandelsorganisation (WTO) ist nicht der Ort, an dem über vorsorgende Umwelt- und Verbraucherschutzpolitik entschieden werden sollte. Trotzdem wird dort das Urteil über den europäischen Zulassungsstopp für gentechnisch veränderte Organismen gefällt.

  • Von multi- zu bilateralen Handelsabkommen

    Von Ute Sprenger

    Nicht erst seit dem Scheitern der Welthandelskonferenz 2003 in Cancun sind für die führenden Wirtschaftsnationen bilaterale oder regionale Handels- und Investitionvereinbarungen wirkungsvolle Alternativen. Besonders die USA beschreiten verschiedene Wege, um ihre geopolitischen Interessen umzusetzen. In der öffentlichen Debatte Mittelamerikas ist die Welthandelsorganisation (WTO) daher weniger bekannt. Nichtstaatliche Organisationen und populäre Bewegungen setzen dort ihren Widerstand den Freihandelsverträgen zwischen den USA und ihren jeweiligen politischen Eliten entgegen. In ihnen wurde inzwischen auch verankert, was über die WTO immer schwieriger durchsetzbar erscheint: das Monopolrecht auf Saatgut.

  • UNESCO-Erklärung zur Bioethik

    Von Oliver Tolmein

    Es ist die erste grundlegende globale Erklärung zur Bioethik – und dennoch ist die im Herbst dieses Jahres verabschiedete "Universelle Erklärung der UNESCO über Bioethik und Menschenrechte" in der Öffentlichkeit bislang kaum beachtet worden. Das ist erstaunlich, weil bioethische Projekte mindestens in den westlichen Industrienationen seit einigen Jahren stets Anlass für hart geführte gesellschaftliche Auseinandersetzungen gegeben haben.

  • EPF: Geheimniskrämerei und Interessenkonflikte

    Von Health Action International

    Seit Januar 2003 gibt sich das Europäische Patientenforum (EPF) als legitimer Dachverband der europäischen Patientenorganisationen in Brüssel aus. Als solcher wird sie zukünftig auch einen Vertreter in den Aufsichtsrat der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA schicken, die unter anderem für die Zulassung gentechnisch hergestellter Präparate zuständig ist. Das europäische Netzwerk Health Action International (HAI) hat die Organisation und ihre Finanzierungsquellen genauer unter die Lupe genommen. Im Folgenden eine Dokumentation des Berichts.

  • Produktionsstandort Tier

    Von Christof Potthof

    Gentechnisch veränderte Tiere wecken in verschiedener Weise die Begehrlichkeiten. Zu den Zukunftsvisionen gehört die Hoffnung vieler Menschen, die auf ein neues Herz, eine neue Milz oder eine neue Bauchspeicheldrüse: Xenotransplantation - die Produktion von Organen für Menschen in Tieren.

  • Hauptsache billig?

    Von Andreas Bauer

    Mit transgenen Pflanzen sollen Arzneimittel billig und in großer Menge auf dem Acker produziert werden. Wie so oft: Die Gentech-Konzerne sind begeistert. Die Lebensmittel-Industrie dagegen ist not amused. Ein Blick auf ökonomische Aspekte von Pharma-Pflanzen.

  • SESAM-Riegel gegen Krankheiten

    Von Katrin Lange

    Ein Projekt gewaltigen Ausmaßes ist am 1. Oktober 2005 am Institut für Psychologie der Universität Basel angelaufen. Die Langzeitstudie SESAM (Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health) soll mittels der Erforschung von 3000 "individuellen Entwicklungsverläufen" von der zwölften Schwangerschaftswoche bis zum 20. Lebensjahr Aufschluss über die Ursache psychischer Störungen liefern.(1)

  • Im Auge des Verkehrs

    Von Ulrike Baureithel

    Handel bringt Wandel: Der Dokumentarfilm "Frozen Angels" führt in die schöne neue Welt des Fortpflanzungsgewerbes.

  • Erzwungene landwirtschaftliche Apartheid

    Von GRAIN

    In den meisten Ländern der Welt gibt es heutzutage Saatgutgesetze. Sie verschaffen der privaten Saatgutindustrie die Voraussetzungen für die weltweite Eroberung und Steuerung von Märkten. Autonome und sozial gesicherte Formen der Landwirtschaft in den verschiedenen Ländern sind jedoch nur dann möglich, wenn Saatgutsysteme existieren, die von den Bauern und Bäuerinnen kontrolliert sind.

  • Wiederaussaat unterbunden

    Von Gregor Kaiser

    Das Recht zum so genannten Schutz landwirtschaftlicher Sorten hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft. Auf nationaler und internationaler Ebene findet eine fortschreitende Kommerzialisierung von Saatgut statt; dieser Trend führt dazu, dass Bäuerinnen und Bauern immer mehr Rechte verlieren. In Deutschland zum Beispiel verpflichten Nachbaugebühren die LandwirtInnen für die Ernte von Lizenzsaatgut zu zahlen, wollen sie von diesem im Folgejahr erneut aussäen.

  • Schweiz: Gentechnikfrei!

    Von Theresia Scheierling

    Die Schweizer Bevölkerung hat sich per Volksentscheid für ein fünfjähriges Gentechnik-Moratorium in der Landwirtschaft ausgesprochen. Bis zum November 2010 ist somit der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter (gv) Pflanzen, der Import von gv-Saatgut und die Einfuhr sowie die landwirtschaftliche Nutzung transgener Tiere in der Schweiz verboten.