Demografie

Schwerpunkt

Dass Menschen in ihrer Zahl als „Bevölkerung“ zum Objekt politischen Handelns werden, hat gravierende Konsequenzen: Demografie als alte und wieder neu erstarkende Leitwissenschaft geht einher mit Kriterien der Differenz: Manche gehören zum planenden „Wir“, andere zur Biomasse.

Impressum

GID 217, April 2013, 29. Jahrgang, ISSN 0935-2481, Redaktion: Theresia Scheierling (ViSdP), Jule Manthei, Christof Potthof, Susanne Schultz, Alexander v. Schwerin, Uta Wagenmann

Artikel in dieser Ausgabe

  • Die Demografielüge

    Ulrike Baureithel

    Die bevölkerungspolitische Drohkulisse behauptet Sachzwänge, wo es um gerechte Verteilung zwischen Arm und Reich gehen müsste. Die dafür präsentierten Statistiken und Prognosen erweisen sich beim genaueren Hinsehen als instabil oder tendenziös.

  • Selektive Familienpolitik

    Jörg Nowak

    Seit 2002 gibt es in Deutschland eine Familienpolitik mit explizit demografischen Zielen: Die Geburtenrate soll gesteigert werden. Entscheidender Hebel ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die zudem als Abschied von konservativen Familienidealen gefeiert wird. Aber: Nicht alle Kinder sind dem deutschen Staat gleichermaßen teuer. Und es geht nicht um Emanzipation, sondern um die Ausbeutung weiblicher Erwerbsarbeit.

  • „Simpel und ökologisch“

    Interview mit Annemarie Sancar

    In der Schweiz wird derzeit über die Ecopop-Initiative diskutiert, ein Volksbegehren gegen „Überbevölkerung“ - sowohl national als weltweit. Die Initiative verbindet fremdenfeindliche Ressentiments mit ökologischen Belangen und findet auch bei Grünen- Wählern Anklang. Von Seite der Schweizer Entwicklungsbehörde gibt es zwar Kritik an dem Vorschlag, das Budget für Familienplanung aufzustocken. Eine dezidierte Haltung gegen neomalthusianisches Denken ist aber auch hier nicht auszumachen.

  • Implantierte Verhütung

    Daniel Bendix Susanne Schultz

    Das Verhütungsmittel-Implantat Jadelle von Bayer, das fünf Jahre lang Hormone in den Körper abgibt, wird derzeit subventioniert und in aller Welt verbreitet. Hintergrund: Der Kampf um Marktanteile und ein Rollback in der Bevölkerungspolitik.

  • Klimawandel und Bevölkerungsbombe

    Betsy Hartmann Elizabeth Barajas-Roman

    Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 mobilisierten BevölkerungsexpertInnen und Lobbygruppen in den USA die Medien mit der Behauptung, die Überbevölkerung sei Hauptursache für die globale Erwärmung. Nur drastisch hohe Investitionen in Familienplanung könnten den Planeten noch retten. KritikerInnen in den USA mussten sich einmal mehr engagieren, um der Idee einer „Bevölkerungsbombe“ als Ursache weltweiter Krisen entgegenzutreten.

  • „Es ist nicht alles verloren”

    Südafrika erließ 1997 als erstes afrikanisches Land Genehmigungen für den kommerziellen Anbau von gentechnisch-veränderten (gv) Nutzpflanzen. Über den gegenwärtigen Stand, die Herausforderungen und den Widerstand gegen die Grüne Gentechnik sprach Andreas Bohne mit Mariam Mayet vom südafrikanischen African Centre for Biosafety (ACB).

  • Gegen das Diktat der Gene

    Kirsten Achtelik „Keine Angst vor großen Fragen: Vorgeburtliche Diagnostik zwischen Ethik und Monetik“ - unter diesem Motto stand die Jahrestagung des Netzwerks gegen Selektion durch Pränataldiagnostik Ende Februar in Berlin. Die Diskussion drehte sich immer wieder auch um den neuen Bluttest auf Trisomie 21. Ein Tagungsbericht.

  • Inklusionsbeirat: Pränatale Untersuchungen einschränken

    Der Inklusionsbeirat, angesiedelt beim Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, hat im Januar ein Positionspapier zu Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik veröffentlicht, in dem unter anderem gefordert wird, pränataldiagnostische Untersuchungen auf Krankheiten zu beschränken, die während der Schwangerschaft oder direkt nach der Geburt behandelt werden können. Der GID dokumentiert das Papier in Auszügen.

  • Ewige Grüne Revolution?

    Seit 2004 versucht die indische Nichtregierungsorganisation Gene Campaign eine Überprüfung der Regulierung gentechnisch veränderter Pflanzen durch das Oberste Gericht des Landes, den Supreme Court, zu erreichen. Im vergangenen Herbst veröffentlichte eine technische Expertengruppe - als Teil dieses Verfahrens - ihren Zwischenbericht. Die endgültige Entscheidung des Gerichts steht weiter aus.