Rezension: Naturwissenschaftliche Argumente gegen Sarrazin
Der Naturwissenschaftler Karl-Friedrich Fischer und Martin Niggebrügge wollen mit ihrem kurzen Buch klarstellen: Auch aus biologischer Sicht sind Thesen wie die von Thilo Sarrazin zu einer vermeintlichen Erblichkeit von Intelligenz falsch. Der Text richtet sich an ein Fachpublikum, das mit falschen wissenschaftlichen Interpretationen und rassistischen Spekulationen konfrontiert wird - nicht nur in der öffentlichen Debatte sondern auch in den eigenen Reihen. Ausführlich erklären die Autoren den Begriff der Erblichkeit, um dann darauf hinzuweisen, dass schon die Messgröße „Intelligenz“ fragwürdig ist. Anschließend legen sie die Kontinuitäten eugenischer Argumente in der Debatte offen. Ihr Fazit: Die gesamte Diskussion um Erblichkeitsmodelle sei verfehlt. Stattdessen müsse man die individuelle Förderung von Kindern verstärken. In ihrer eindeutigen Positionierung brechen die Autoren dabei zum Glück hier und da den Stil eines rein „objektiven“ wissenschaftlichen Fachartikels. Neben wissenschaftlichen Schemagrafiken ist das Buch mit internationalen Klassenraumportraits von Julian Germain bebildert. Diese Fotos irritieren jedoch. Denn der Rest des Buches bezieht sich auf rassistische Diskriminierung von Minderheiten innerhalb von westlichen Klassenräumen und Gesellschaften und nicht auf internationale Beschulungsunterschiede. Ungeachtet davon ist das Buch geeignet für alle, die öfters in naturwissenschaftlich eingefärbten Diskussionen zum Thema nach Argumenten suchen.
Isabelle Bartram
➤ Karl-Friedrich Fischbach, Martin Niggeschmidt: Erblichkeit der Intelligenz, Springer (2016), 32 Seiten, eBook: 4,99 Euro, Softcover: 9,99 Euro, ISBN 978-3-658-11239-4.