Film: Der ewige Gärtner

Der ewige Gärtner

Mit der Romanverfilmung von John le Carrés Kriminalroman um die kriminellen Machenschaften der Pharmaindustrie kam pünktlich zum Jahresanfang ein Kassenschlager in die Kinos. Die Geschichte: Junger britischer Diplomat liebt junge Politaktivistin, die bei ihren allzu gründlichen Nachforschungen zu den Menschenversuchen eines Pharmaunternehmens im Hinterland von Kenia ihr Leben lassen muss. Als "Politkino mit Herz" lobte der Spiegel diesen jüngsten Film des brasilianischen Regisseurs Fernando Mireilles (City of God). Das "Liebesdrama vor dem Hintergrund der erschütternden Krisen Afrikas" rühre zu "aufrichtig geweinten Tränen, die den Blick auf das Wesentliche nicht verwässern, sondern schärfen". Nach 129 Film-Minuten fragen wir uns allerdings: Wie weit muss es mit dem zeitgenössischen Kino eigentlich gekommen sein, dass bereits derart schwache Versuche, ein brisantes Thema aufzugreifen, zu solchen Schwärmereien hinreißen? Mag die Romanvorlage noch von aufrichtigem Interesse an den politischen und wirtschaftlichen Verwicklungen der Medikamentenhersteller und der Regierungen in Nord und Süd motiviert gewesen sein (le Carré hat dafür zum Beispiel bei der Buko-Pharmakampagne recherchiert), die Filmfassung interessieren Details und Widersprüchlichkeiten wenig. Der Pharma-Skandal bleibt Kulisse, im Zentrum steht die rührig-romantische Liebesgeschichte. Als wäre das nicht genug, werden auch noch die bereits befürchteten Afrika-Stereotype (chaotische Slums, tanzende Frauen, kriegsbeil-schwingende Männer) bedient. Schade, denn die Geschichte hätte ein Anlass sein können, um auch andere ­ durchaus alltägliche ­ Praktiken des Pharma-Marketings (überhöhte Preise, unsinnige Medikamente) zu thematisieren. Nur die glänzende Leistung der Hauptdarsteller (Rachel Weisz und Ralph Fiennes) versöhnt ein wenig.

GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
174
vom Februar 2006
Seite 53

Monika Feuerlein ist freie Journalistin und arbeitete mehrere Jahre lang als Redakteurin für den Gen-ethischen Informationsdienst (GID).

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Uta Wagenmann war Mitarbeiterin des GeN und GeN-Vorstandsmitglied.

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