Hackerspaces, Gen-Küchen, DIY-Labore
Kurz vorgestellt: eine Auswahl von DIY-Laboren
Kurz vorgestellt: eine Auswahl von DIY-Laboren
Es liegt in der Natur dieser neuartigen Biotech-Labore, dass nicht klar ist, wie viele von ihnen es überhaupt gibt. Es gibt kein Gesetz, das zur Transparenz verpflichtet. Erst im Falle von gesetzlich relevanten Versuchen, zum Beispiel mit gentechnisch veränderten Organismen oder krankheitserregenden Bakterien, wird reguliert. Nichtsdestotrotz sind einige Labore bekannt - weil sie bekannt sein wollen. Hier ein paar Beispiele:
Berlin
In der Berliner DIY-Bio-Gruppe sind knapp zehn Personen aktiv. Es bestehen enge Verbindungen zu mindestens einem lokalen Hackerspace, der Raumfahrtagentur. Mitglieder der Gruppe organisieren Workshops und verfolgen eigene Projekte, zuletzt die Kultivierung von leuchtenden Mikroorganismen.
➤ www.biotinkering.org
Genspace
Das Gemeinschaftslabor Genspace hat seinen Sitz in Brooklyn, New York. Es verfügt über ein Sicherheitslabor der Klasse BS 1. Genspace-MitarbeiterInnen und UnterstützerInnen geben Kurse für Interessierte und forschen an eigenen Projekten. Ellen Jorgensen, die Direktorin von Genspace, ist zum Beispiel damit beschäftigt, biologische Arten aus Alaska genetisch zu beschreiben, sie der Datenbank der „Alaskan barcode knowledge base“ hinzuzufügen und so zur Klärung von evolutionären Verwandtschaften beizutragen. Ellen Jorgensen war als Molekularbiologin in der Wissenschaft tätig, bevor sie zu dem New Yorker Gemeinschaftslabor kam. Mitglieder von Genspace halten Vorträge und Workshops in vielen Teilen der Welt, etwa in China, Irland, Deutschland und den USA.1
➤ www.genspace.org
Cathal Garvey
... ist wohl der einzige Bürger Europas, der ein zertifiziertes Sicherheitslabor zuhause hat. Der Ire ist in der der DIYbio-Szene sehr aktiv (zum Beispiel auch regelmäßig auf der diybio.org-Mailingliste) und hat unter anderem ein Faible für Hardware-Hacks, also Nach- oder Neubauten von Geräten, die im Laboralltag gebraucht werden. Ziel ist es, solche Gerätschaften selbst billig herzustellen, anstatt sie zu kaufen. Garvey hat früher selbst in der Forschung gearbeitet. Aktuell ist er an der Ausstellung „Grow your Own“ in der Sciencegallery in Dublin beteiligt. Garvey beschäftigt sich auch mit der Entwicklung von Genfähren, die der DIYbio-Bewegung ohne Lizenzen zur Verfügung stehen.
➤ www.indiebiotech.com
Die BiologiGaragen
... in Kopenhagen gehören zu den bekannteren DIYbio-Orten in Europa. Sie sind Teil des Hackerspaces „Labitat“. Ein wichtiges laufendes Projekt sind die Kulturkollektionen, in denen eine Reihe von Mikroorganismen kultiviert werden, die in Verbindung mit Nahrungsmitteln genutzt werden können. Erst vor wenigen Wochen haben die BiologiGaragen eine Kooperation mit dem Biotechkonzern Novozymes geschlossen, in der es um neue Netze der Wissensproduktion und -weitergabe geht, wie sie in Hackerspaces und deren Kreisen praktiziert werden.
➤ www.biologigaragen.org
BioCurious
... ist ein Gemeinschaftslabor in Sunnyvale im US-Bundesstaat Kalifornien. In den Räumen von BioCurious arbeiten sowohl Start-up-Unternehmen wie auch Hobby-BiotechnologInnen. BioCurious genießt wie auch Genspace in New York große mediale Aufmerksamkeit, zum Beispiel im Wall Street Journal oder in The Economist.
➤ www.biocurious.org
Weitere Labore:
Europa: Manchester (GB): http://diybio.madlab.org.uk Paris (F): www.lapaillasse.org Prag (CZ): http://brmlab.cz/project/biolab Eindhoven (NL): http://bioartlab.com Verschiedene Orte (CH/SL): http://hackteria.org USA: Boston (MA): http://bosslab.org Cambridge (MA): http://openwetware.org/wiki/MIT_DIYbio Los Angeles (CA): www.biohackers.la Asien: Singapur (SG): http://diybiosingapore.wordpress.com (pau) Fußnote: (1) Siehe zu Genspace auch den Beitrag „Demokratische Biotechnologie?“ von Christof Potthof auf Seite 11 in diesem Heft.
Quellen: www.diybio.org Charisius, Friebe, Karberg: Biohacking - Gentechnik aus der Garage. Hanser-Verlag (2013), siehe Buchvorstellung auf Seite 15. Marcus Wohlsen: Biopunk - DIY Scientists Hack the Software of Life
- 1Siehe zu Genspace auch den Beitrag „Demokratische Biotechnologie?“ von Christof Potthof auf Seite 11 in diesem Heft.