Rezension: Health Communism

Leben und Tod im Kapitalismus

Beatrice Adler-Bolton und Artie Vierkant analysieren in Health Communism die komplexen Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und „Gesundheit“.

Cover Health Communism

Gesundheit verstehen die Autor*innen dabei als ganzheitliches Phänomen, als gesellschaftlicher Sollzustand und individueller Besitz. Individuelle Gesundheit beschreiben sie als eine Fantasie, ein anzustrebendes Ideal, das innerhalb kapitalistischer Bedingungen und Zwänge niemals wirklich erreicht werden kann. In Anlehnung an die Ausführungen des SPK (Sozialistisches Patientenkollektiv) – psychiatriekritische Bewegung der 70er Jahre in Deutschland – stellen die Autor*innen ihr eigenes Konzept des Health Communism vor. Entgegen der Ansichten des SPK, demnach Gesundheit innerhalb des kapitalistischen Systems selbst krankhaft sei und daher nie erreicht werden kann, will Health Communism ein Gegenkonzept zum Status quo sein und Gesundheit wieder aneignen. Zentraler Fokus liegt dabei auf „all care for all people“ – also der Einbezug aller Menschen in ein Gesundheitssystem, das universelle Sorgestrukturen etabliert, soziale Unterstützung ausbaut und auf sozialisierte Medizin setzt. Das Buch liefert treffende Analysen der historischen und aktuellen Entwicklungen rund um Gesundheitssysteme und Aspekte sozialistischer Medizin – vor allem in Bezug auf die USA und England. Die enge Verwobenheit zwischen Kapitalismus und Gesellschaft, Arbeitskraft und Ausbeutung, Profit und Belastung zieht sich durch die Geschichte der letzten Jahrzehnte und wiederholt sich dabei unentwegt in Bezug auf Gesundheitsversorgung.

  • Adler-Bolton, B./ Vierkant, A. (2022): Health Communism. A Surplus Manifesto. Verso, 240 Seiten, Englisch, 24,95 USD, ISBN 978-1-83976-516-2.

 

Erschienen in
GID-Ausgabe
264
vom Februar 2023
Seite 8 - 9

Janina Johannsen ist Mitarbeiterin des GeN und leitet die Redaktion des GID.

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