Wie steht es um das Gen-ethische Netzwerk und das GID MAGAZIN

Drei Fragen an die Redaktion

Laura Theuer, seit Mai 2024 im GeN zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, spricht mit GID-Redaktionsleiterin Janina Johannsen über die Krise im GeN, warum die aktuelle Ausgabe des GID MAGAZINs so dünn ist, Print aber wichtig bleibt. 

Janina und Laura sitzen an einem Tisch, im Hintergrund steht eine Pflanze, vor ihnen auf dem Tisch liegen zwei GID-Ausgaben und dazwischen steht eine Wasserkaraffe und Gläser

Links: Janina Johannsen, rechts: Laura Theuer. Foto: ©GeN/LK

Janina, du bist seit fast sieben Jahren beim GeN hauptverantwortlich für das GID MAGAZIN, wie steht es aktuell um den Verein und ganz konkret das GID MAGAZIN?

Wir hatten bereits in der letzten Ausgabe des GID MAGAZINs im Februar 2025 davon berichtet, dass der Verein Ende 2024 in eine schwere finanzielle Krise geraten war. Dank einer ersten und überaus erfolgreichen Rettungsaktion konnten wir den Verein sicher ins Jahr 2025 bringen. Aber es war auch klar, dass das nicht reicht. Dass wir grundsätzliche Veränderungen angehen müssen, um nicht Ende 2025 wieder an dem gleichen Punkt zu landen. 

Das GID MAGAZIN trägt sich schon lange nicht mehr selbst, wir sind auf die Querfinanzierung durch den Verein angewiesen. An sich ist das auch völlig in Ordnung, weil wir das Magazin als Teil der Informations- und Bildungsarbeit des GeN verstehen. Aber mit der finanziellen Krise kam die Frage auf, ob wir unser Geschäftsmodell grundlegend überdenken sollten oder ob Anpassungen ausreichen. 

Dieser Frage haben wir uns in den letzten Monaten angenähert. Wir haben uns externe Beratung gesucht, dafür eine Förderung erhalten und eine umfassende Analyse des Status Quo begonnen. Um dafür aber überhaupt Kapazitäten zu haben, mussten wir Prioritäten setzen und Arbeit reduzieren – daher ist diese Ausgabe des GID MAGAZINs ohne einen thematischen Schwerpunkt und ohne tiefer gehende Artikel erschienen. Aber wir hoffen, bald einen langfristigen Plan für die Zukunft des GeN und des GID MAGAZINs zu entwickeln.

Apropos Zukunft: Was würdest du sagen, warum das GID MAGAZIN weiterhin wichtig ist?

Wir erleben in den letzten Jahren immer schnellere technologische Entwicklungen, nicht nur im Bereich Gen- und Biotechnologie, auch was künstliche Intelligenz angeht. Dazu kommt die steigende Präsenz und Bedeutung sozialer Netzwerke und der aktuelle gesellschaftliche Rechtsruck. Es wird immer schwieriger, Informationen einzuordnen und zu bewerten – was ist wahr, was ist fake? Aber das ist ja ein wichtiger Teil demokratischer Meinungsbildung. Die Zivilgesellschaft braucht Informationen – aber natürlich fundiert, geprüft. Statt vereinfachender Antworten, müssen komplexe Zusammenhänge nachvollziehbar dargestellt werden. Und das ist genau der Kern unserer Arbeit, das macht das GID MAGAZIN seit 40 Jahren: kritische, verlässliche und seriöse Berichterstattung und Einordnung. 

Und natürlich bleiben auch die Themen weiterhin wichtig: Biotechnologien erleben einen deutlichen Aufschwung, die technischen Möglichkeiten erweitern sich kontinuierlich. Da wird es zunehmend wichtig, auf die Grenzen und Risiken hinzuweisen. Das war schon immer und ist auch weiterhin genau die Arbeit des GeN. Eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen, sich zu fragen: Was sind die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen dieser Technologien? 

Wie geht es jetzt weiter? Was können wir tun, um das GID MAGAZIN zu retten? 

Aktuell ist noch offen, wie es mit dem GID weitergeht. Wir hoffen, dass wir Wege finden, wie wir uns für unsere inhaltlichen Ziele einsetzen können und wie der Verein weiterhin unabhängig bleiben kann. Wir arbeiten natürlich auch inhaltlich weiter, wir verfolgen politische Entwicklungen, geben Stellungnahmen heraus, bringen uns bei Protesten ein etc. Aber irgendwoher muss die Zeit für einen durchdachten Strategieprozess kommen. Wir schaffen einfach nicht alles in vollem Umfang. Die Vereinsrettung ist eine Mammutaufgabe. Da hoffe ich einfach, dass unsere Leser*innen Verständnis haben und ein bisschen Geduld. Solche Veränderungen passieren nicht über Nacht. 

Es wäre doch großartig, wenn wir einen Weg finden, 40 weitere Jahre das GID MAGAZIN herauszugeben. Und natürlich sind wir dabei auf unsere Leser*innen, Abonnent*innen, auf Spender*innen, Mitglieder und Fördermitglieder angewiesen. Wir brauchen Sie mehr denn je!

 

Das Interview führte Laura Theuer.

Erschienen in
GID-Ausgabe
273
vom Mai 2025
Seite 5

Janina Johannsen ist Mitarbeiterin des GeN und leitet die Redaktion des GID.

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