Rezension: Eigentum und Allmende

Gregor Kaiser ist mit „Eigentum und Allmende - Alternativen zu geistigen Eigentumsrechten an genetischen Ressourcen“ ein sehr gut verständliches, übersichtliches und anspruchsvolles Buch gelungen. Kaiser zeigt nicht nur, wer überhaupt an den Auseinandersetzungen um die genetischen Ressourcen beteiligt ist, er zeigt dem geneigten Leser, der geneigten Leserin auch, in welchem gesellschaftlichen Kontext sich diese Auseinandersetzung abspielt. Obwohl die teilnehmende Beobachtung - wie Kaiser freimütig zugibt - in den Politikwissenschaften ansonsten eine „eher untergeordnete Rolle spielt“, war sie „ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit“, da sie „ein besseres Gefühl für den Gegenstand sowie die Sichtweisen der unterschiedlichen Akteure vermittelte“. Dass der Autor seine Leserschaft mit großem Fingerspitzengefühl und gekonnt durch das unübersichtliche Gelände internationaler Politik wie lokalen Engagements navigiert, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Nutzung ebendieser sozialwissenschaftlichen Methode begründet. Dabei darf man sich Kaiser nicht vorstellen als einen gewieften Wissenschaftler, der aus rein forschungstechnischen Überlegungen zu diesem oder jenem Werkzeug greift. Das Engagement in diesem Politikfeld ist ihm Herzensangelegenheit. Insofern ist es auch kein Wunder, dass er an seiner persönlichen Präferenz für partizipatorische, gemeinschaftliche organisierte Systeme keinen Zweifel lässt. Und das nicht aus reiner Sympathie oder Romantisierung althergebrachter Allmende-Landwirtschaft. Vielmehr sieht er einen „Wandel des Umgangs mit geistigen Eigentumsrechten“ in Bezug auf die genetischen Ressourcen als dringend geboten an, um „ökologische Gerechtigkeit im besten Sinn des Environmental Justice Movement“ zu erreichen: „Eine faire Verteilung der globalen Ressourcen, demokratische Partizipation und Selbstbestimmung, um die Globalität der Umweltveränderungen mit den lokalen Naturverständnissen“ zusammenzubringen.
Christof Potthof
Gregor Kaiser: „Eigentum und Allmende - Alternativen zu geistigen Eigentumsrechten an genetischen Ressourcen“, Oekom-Verlag, München (2012), 252 Seiten, 24,95 Euro, ISBN-13: 978-3-86581-314-5.

Erschienen in
GID-Ausgabe
213
vom September 2012
Seite 48