Protest gegen Keimbahnmanipulation
(Berlin, 23. März 2014) Das GeN hat erneut gemeinsam mit anderen Gruppen und Einzelpersonen bei der britischen Human Fertility and Embryology Authority (HFEA) gegen die so genannte Mitochondrien-Manipulation protestiert. Diesmal entzündet sich unsere Kritik daran, dass die HFEA für eine Legalisierung der Methode votiert und bestehende Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit der Methode ignoriert.
So hatte beispielsweise die US-amerikanische Arzneimittelbehörde, die Food and Drug Administration, nach einer Anhörung im Februar dieses Jahres festgestellt, dass "das gesamte Spektrum an Risiken" des Verfahrens bisher noch nicht einmal identifiziert sei. Zudem hätten alle bisherigen Studien zu dem Verfahren bis auf eine Ausnahme Eizellen beziehungsweise Embryonen verwendet, deren Mitochondrien keinerlei Auffälligkeiten aufwiesen. Mithin fehlten nicht nur Daten, um Aussagen über die Sicherheit der Methode machen zu können, es ist auch nicht klar, ob das Verfahren überhaupt funktioniert und damit tatsächlich die Geburt von Kindern verhindert werden kann, die eine der - äußerst seltenen - Erkrankungen haben, die durch Veränderungen der mitochondrialen DNA verursacht werden.
Dennoch befürwortet die HFEA die Legalisierung der Technik, bei der der Kern einer befruchteten Eizelle in die Eizelle einer anderen Frau implantiert werden soll. (Mitochondrien befinden sich im Zellplasma, das nicht mit transferiert würde.) Zudem hat das britische Gesundheitsministerium mittlerweile einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Herstellung solcher „3-Eltern-Embryos“ in Großbritannien erlaubt. Darüber wird Ende des Jahres im Parlament abgestimmt.
Mit einem vom US-amerikanischen Center for Genetics and Society verfassten offenen Brief, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GeN unterzeichnet haben, protestieren wir dagegen, dass die HFEA die Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit der Methode ausblendet. Schon im Dezember 2012 hatten wir die HFEA in einem längeren Schreiben aufgefordert, die Methode nicht zu befürworten; ähnlich wie andere zivilgesellschaftliche Gruppen in Großbritannien und den USA wandten wir uns gegen die Legalisierung der Technik, weil damit erstmals ein Verfahren, das in die Keimbahn eingreift, erlaubt werden würde.
Und wir versuchen auch weiterhin, die HFEA zum Einlenken zu bewegen!