Asse - keine Reaktion

Das Helmholtz-Zentrum München antwortet nicht

Eine einfache Frage stand am Anfang und das Ende ist noch nicht in Sicht. Wie geht eine Forschungsinstitution, die Teil der Helmholtz-Gesellschaft ist, mit dem Scheitern um?

Believe it, or not - ich schwöre, dass ich mit den Nachforschungen zur Asse begonnen habe, bevor der Begriff Restrisiko ein Gesicht bekam. Es ist immer wieder da: Das Gefühl und das Wissen, dass es verbindende Dinge zwischen Gentechnologie und Kerntechnologie gibt. In einem solchen Moment entschloss ich mich, den ehemaligen Betreibern der Asse, dem Helmholtz (HH) Zentrum in München (Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in der Helmholtz-Gemeinschaft) zu schreiben. Bis Ende 2008 war es Betreiber der Asse - eines Endlagers für schwach-radioaktiv strahlenden Müll in der Nähe von Wolfenbüttel. Dann übernahm das Bundesamt für Strahlenschutz, denn die Wissenschaftsinstitution hatte total versagt. Zum Beispiel wurde mehr, und auch stärker strahlender Müll eingelagert, als genehmigt.1

Keine interne Evaluation?

Was macht also Helmholtz München mit der Erfahrung des Scheiterns? Ein Blick auf die einschlägigen Internet-Portale 2 zeigt zunächst einmal, dass das Helmholtz-Zentrum München weiter im Auftrag des Bundesforschungsministeriums tätig ist: Erst im vergangenen Jahr wurde ein neuer Inventarbericht der Asse erstellt. Daraus geht hervor, dass nach wie vor nicht wirklich bekannt ist, was in der Asse eingelagert wurde. Aber ehrlich gesagt ist eine Auskunft über das Inventar der Asse auch nicht das, was ich mir von meiner Nachfrage erhoffe. Was mich interessiert, ist vielmehr (Zitat aus meinem Schreiben vom Januar dieses Jahres an das Helmholtz Zentrum München): „Ich möchte Sie bitten, mich über den letzten Stand der Dinge im Verhältnis der Helmholtz-Gesellschaft zu der so genannten Asse zu informieren. Das heißt, ich bin weniger an der Zukunft, als an der Vergangenheit interessiert. Was mich hier in erster Linie interessiert ist, in welcher Form es innerhalb der HH-Gesellschaft eine kritische Reflexion der eigenen Rolle gegeben hat. Ist mit Auswirkungen auf das Auftreten der HH-Gesellschaft als Expertisen-erstellende Gesellschaft zu rechnen?“ Tja und so nimmt das Scheitern seinen Lauf - denn geantwortet hat bis heute trotz mehrmaliger Nachfragen niemand. Es gibt bislang nichts, niente, nada ... keine Antwort, und natürlich keine Person, die überhaupt irgendetwas sagen kann - oder will. („Gegebenenfalls freue ich mich über Kontakt zu Personen, die ich zu diesen Themen befragen kann.“) Das regt natürlich die Phantasie an: Gibt es wirklich überhaupt keine interne Evaluation? Was sagt dies aus über den Umgang des Münchener Helmholtz Zentrums mit Krisensituationen? Wie groß ist das Interesse des Auftraggebers, des Bundesforschungsministeriums, an der Klärung der Umstände - nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass solche Fehler in der Zukunft tunlichst zu vermeiden sind? Tatsächlich hat sich Helmholtz dann aber doch noch bei mir gemeldet - ohne es zu wissen, wie ich vermute. Denn (unter anderem) aufgrund der oben genannten verbindenden Dinge zwischen Gentechnologie und Kerntechnologie stehe ich auf dem Presseverteiler der Helmholtz-Gesellschaft und diese hat sich, nachdem das Restrisiko ein Gesicht bekommen hat, zu Wort gemeldet. Anlässlich der Katastrophe in Fukushima bietet die Hemholtz-Gesellschaft ihre Expertise an. Das „Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt“ ist Teil dieses großzügigen Angebots ...

Erschienen in
GID-Ausgabe
205
vom Mai 2011
Seite 25

Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.

zur Artikelübersicht