Kurz Notiert: Landwirtschaft & Lebensmittel

Politik & Handel

Kritik am Vorschlag der EFSA zur Risikoprüfung von NGT

Das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie (Testbiotech) bewertet einen Vorschlag der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) zur Risikobewertung von Pflanzen aus neuer Gentechnik (NGT) als unzureichend. Wie Testbiotech anmerkt, wird eine Risikountersuchung der Bereiche auf der DNA, die nicht Ziel der gentechnischen Veränderung waren, in den meisten Fällen nicht in Betracht gezogen. Testbiotech schließt daraus, dass die EFSA keine Unterschiede in den Risiken von konventionell gezüchteten oder Pflanzen aus NGT sieht. Laut dem Institut beruht diese Einschätzung auf einer unzureichenden Sichtung von Daten. So hat die EFSA nur rund 20 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen berücksichtigt, die Testbiotech eingereicht hatte. Auch ein Teil der Publikationen, die Expert*innen der EU-Mitgliedsländer vorgelegt hatten, wurden ignoriert. Testbiotech fordert deshalb die EU-Kommission auf, den Vorschlag der EFSA aufgrund von mangelnder wissenschaftlicher Datengrundlage zurückzuweisen und gegenüber der EFSA ihren Vorschlag für die Risikobewertung von Pflanzen aus NGT zurückzuziehen. (EFSA Journal, 20.10.22, www.doi.org/10.2903/j.efsa.2022.7618; Testbiotech, 31.10.22, www.testbiotech.org) (cg)

 

Ergebnisse der CBD zu genetischen Ressourcen und Gentechnik

Auf der letzten Konferenz zur Convention on Biological Diversity (CBD, dt.: Konvention der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt) im Dezember 2022 (COP15) wurde ein wichtiger Durchbruch im Bereich genetischer Ressourcen geschafft. So wurde entschieden, dass die Vorteile aus der Nutzung digitaler Sequenzinformationen (DSI) über genetische Ressourcen fair und gerecht aufgeteilt werden sollten. Die Vertragsparteien beschlossen dafür einen multilateralen Mechanismus sowie einen globalen Fonds einzurichten. Es wurde festgehalten, dass alle monetären und nicht-monetären Vorteile in erster Linie zur Unterstützung der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt verwendet werden und indigenen Völkern sowie lokalen Gemeinschaften zugute kommen sollen. Bis zur nächsten COP 2024 sollen Einzelheiten ausgearbeitet werden. Die Ergebnisse im Bereich Gentechnik und synthetische Biologie sind eher bescheiden. Die Vertragsparteien haben ein schwammiges Verfahren zur Horizontuntersuchung, Überwachung und Bewertung der jüngsten technologischen Entwicklungen in der synthetischen Biologie eingeführt, dass in strengerer Form schon 2018 beschlossen wurde. (CBD/COP15, 18.12.22, www.cbd.int; Third World Network, 23.12.22, www.twn.my) (jd)

 

Nahrungsmittel

Philippinen: Erste Ernte des umstrittenen Goldenen Reis

Im Oktober 2022 ernteten Bäuer*innen auf den Philippinen weltweit zum ersten Mal eine größere Menge des Goldenen Reis. Insgesamt wurden 67 Tonnen von 17 Feldern gewonnen. Der Goldene Reis ist gentechnisch verändert und weist dadurch einen erhöhten Gehalt an Beta-Carotinen auf, das zu Vitamin A umgewandelt eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit spielt. Die Befürworter*innen erhoffen sich durch den Goldenen Reis schwerwiegende Mangelerscheinungen bei Menschen zu verhindern, die besonders in Asien Kinder und Schwangere betreffe. Der nun geerntete Reis soll daher an eben solche Haushalte verteilt werden. In einer Stellungnahme schrieb das StopGoldenRice! Network: „Trotz des überwältigenden Widerstands der philippinischen Bevölkerung, ungerechtfertigter Lücken im Genehmigungsverfahren, möglicher Risiken für unsere Umwelt und Gesundheit und des Überflusses an lokal verfügbaren Vitamin-A-reichen Feldfrüchten im Land wird dieser Reis nun auf unseren Feldern angebaut und in unsere Nahrungsmittelsysteme gezwungen.“ Das Netzwerk befürchtet die Verdrängung lokaler Sorten und ihre Verunreinigung durch den Gentech-Reis. (StopGoldenRice! Network, 10.11.22, www.stopgoldenricenetwork.org; ETH Zürich, 28.11.22, www.ethz.ch) (jd)

 

Wissenschaft

Nachweismethode für gentechnische Veränderungen

Das US-amerikanische Wissenschaftsprogramm FELIX (Finding Engineering-Linked Indicators, dt. Suche nach technikbezogenen Indikatoren) stellt einen Weg dar, um viele gentechnische Veränderung an Pflanzen oder Tieren innerhalb der Lebensmittelkette nachzuweisen. Gentechnische Eingriffe hinterlassen immer Spuren, so die mitwirkenden Wissenschaftler*innen des FELIX-Programms. Selbst bei den neuen Gentechnikverfahren verbleiben Fragmente des Genome Editing-Werkzeugs in der Ziel-DNA, auch wenn keine artfremde DNA eingebracht wurde, wie bei den alten Gentechniken. Das FELIX-Programm wurde ursprünglich entwickelt, um gentechnische Eingriffe an Viren und Bakterien in Form von Biowaffen festzustellen. Bislang erkennt es in entsprechenden Tests etwa 70 Prozent der gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Um das Programm wirkungsvoller für die Erkennung von GVO zu machen, ist es notwendig, den Zugang zu Referenzmaterial zu ermöglichen. GMWatch betonte, dass dies nur durch eine erhöhte Transparenz vonseiten der Gentech-­Industrie geschehen kann oder durch entsprechende gesetzliche Richtlinien zur Bereitstellung der Daten. Dazu sei vor allem die Beibehaltung der Regulierung von neuer Gentechnik unter dem Gentechnikrecht durch die EU-Kommission unerlässlich. (Nature biotechnology, 11.10.16, www.doi.org/10.1038/nbt.3680; PR Newswire, 17.10.22, www.prnewswire.com; GMWatch, 21.12.22, www.gmwatch.org) (cg)

 

Patente

CH: 17.000 Unterschriften gegen Patente auf Saatgut

Am 12. Dezember 2022 forderten Vertreter*innen von Swissaid, Public Eye, ProSpecieRara und biorespect vor dem Bundeshaus in Bern wirkungsvolle Schritte gegen die Patentierung von Pflanzen und Tieren aus konventioneller Zucht. Nachdruck verliehen sie der Forderung mit der Übergabe einer Petition an Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Vor dem Bundeshaus symbolisierten zwei Meter hohe „schreiende“ Tomaten, Brokkoli, Gerste und Mais die untragbaren Zustände bei der Patentierung von Pflanzen. Die Anzahl der vom Europäischen Patentamt (EPA) erteilten Patente auf konventionell gezüchtetes Saatgut nimmt stetig zu – und dies, obwohl Patente auf die herkömmliche Zucht in Europa eigentlich verboten sind. Die Schweizer Organisationen forderten im Rahmen der Koalition „No Patents on Seeds!“ gemeinsam mit über 70 Organisationen und 240.000 Mitunterzeichnenden aus 18 Staaten, davon 17.000 in der Schweiz, die Europäischen Regierungen dazu auf, gegen diesen Missbrauch des Patentrechts vorzugehen. (Public Eye, 12.12.22, www.publiceye.ch; Der Schweizer Bauer, 12.12.22, www.schweizerbauer.ch) (ps)

Erschienen in
GID-Ausgabe
264
vom Februar 2023
Seite 6

GID-Redaktion

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