Rezension: Reproduktionstechnologien: Und nach der Geburt?
Debatten um Fortpflanzungstechnologien enden meist bei der Geburt. Die Psychoanalytikerin Karin J. Lebersorger zeichnet in ihrem Buch technische Entwicklungen und daraus erwachsende Elternschaftskonstellationen seit den 1970ern nach. Anhand von Erfahrungen aus der Beratungspraxis mit Eltern und Kindern zeigt Lebersorger auf, wie die Inanspruchnahme von Reproduktionstechnologien Familien auch lange nach der Geburt beschäftigt. Das Buch lässt allerdings eine Verortung von Reproduktionstechnologien und Familienbeziehungen in gesellschaftlichen Machtverhältnissen vermissen und setzt die heterosexuelle Kleinfamilie als unhinterfragte Norm. Das schwächt die Analyse und lässt andere Familienmodelle sogleich als „Risikokonstellationen“ erscheinen. Spannend sind die Fallbeispiele, die Einblicke in unterschiedliche elterliche Umgangsweisen mit Fragen ihrer Kinder gewähren. Insgesamt verharrt das Buch aber bei einem psychoanalytischen Blick auf Familien, statt ihren Perspektiven Raum zu verschaffen.
Lebersorger, K. J. (2022): Bin ich ein Klon-Kind? Beratung, Begleitung und Psychotherapie nach Kinderwunschbehandlung. Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel, 176 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-95558-332-3.
Jonte Lindemann ist Mitarbeiter*in des GeN und Redakteur*in des GiD.
Nur durch Spenden ermöglicht!
Einige Artikel unserer Zeitschrift sowie unsere Online-Artikel sind sofort für alle kostenlos lesbar. Die intensive Recherche, das Schreiben eigener Artikel und das Redigieren der Artikel externer Autor*innen nehmen viel Zeit in Anspruch. Bitte tragen Sie durch Ihre Spende dazu bei, dass wir unsere vielen digitalen Leser*innen auch in Zukunft aktuell und kritisch über wichtige Entwicklungen im Bereich Biotechnologie informieren können.