Rezension – Berechtigte Wut: Angry Cripples
Angry Cripples. Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus
Der Sammelband „Angry Cripples. Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus“, herausgegeben von Alina Buschmann und Luisa L´Audace, vereint Texte, Illustrationen und Interviews behinderter Menschen. Die Autor*innen haben nicht nur unterschiedliche Behinderungen und Erfahrungen, sondern setzen sind auch in verschiedenen Kontexten aktivistisch gegen Ableismus ein. Und so ergeben sich auch vielschichtige Beiträge: von Pränataldiagnostik über mangelnde Inklusion im Schulsystem und Ausbeutung am Arbeitsmarkt, von Schönheitsnormen und Unsichtbarkeit, von gesellschaftlichen Machtstrukturen und ihrer Widerspiegelung im Zwischenmenschlichen. Das Buch zeigt auf, wie Ableismus in allen Bereichen von Alltag und Gesellschaft wirkt, gibt dabei der Kritik behinderter Menschen Raum und schafft zugleich eine Plattform für Empowerment. Berichte über Alltagssituationen werden mit machtkritischen Analysen und konkreten Forderungen verknüpft. Stil und Aufbau der einzelnen Beiträge sind sehr unterschiedlich und ermöglichen vielfältige Zugänge zur Auseinandersetzung mit Ableismus. Ein wichtiges Buch, das vor allem mit seiner Vielstimmigkeit und Bestimmtheit überzeugt. Zudem hat der souveräne Umgang von Herausgeberinnen und Verlag mit einem Fall sexualisierter Gewalt vonseiten eines beteiligten Autors und der sofortige Ausschluss seines Textes in der zweiten Auflage deutlich gezeigt, dass das Buch kein Papiertiger ist – dahinter steht eine emanzipatorische politische Praxis.
Buschmann, A./L´Audace, L. (Hg.) (2023): Angry Cripples. Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus. Leykam Verlag, 256 Seiten, 23,50 Euro. ISBN: 978-3-70118-277-0.
Jonte Lindemann ist Mitarbeiter*in des GeN und Redakteur*in des GiD.
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