In Bewegung
Feministische Buchmesse 2025
Ein Ort des Mitteilens und Zuhörens: Das war die Feministische Buchmesse (FeBuMe), die im Mai zum zweiten Mal in Berlin-Kreuzberg stattfand. Auch in diesem Jahr waren die Themen und die Arbeit des GeN bei der gut besuchten dreitägigen Messe vertreten. Besucher*innen konnten das GID MAGAZIN und GeN-Broschüren gegen Spende mitnehmen und über verschiedene feministische Themen ins Gespräch kommen. Einen Austausch zu Reproduktiver Gerechtigkeit regte insbesondere eine Lesung mit Input, Bücherempfehlungen und moderiertem Gespräch am Sonntag an, bei der GeN-Vorstandsmitglied Taleo Stüwe das Konzept vorstellte. Er las Auszüge vor aus der kollektiv von der AG Reproduktive Gerechtigkeit verfassten Broschüre „Reproduktive Gerechtigkeit – Eine Einführung“ und vermittelte Informationen zum Entstehungskontext des Konzepts im US-amerikanischen Schwarzen Feminismus der 1990er Jahre. Außerdem stellte Taleo Stüwe Bezüge zu aktuellen politischen Entwicklungen in feministischen Kämpfen im deutschsprachigen Raum her. Zwischen den Besucher*innen kam es im gut gefüllten Veranstaltungssaal zu einem regen Austausch in Murmelrunden. Sie stellten interessierte Nachfragen, äußerten kritische (Selbst-)Reflexionen und machten erste Schritte zu einer weiteren Vernetzung. Dieser Erfahrungsaustausch rund um sexuelle und reproduktive Gesundheit und Selbstbestimmung war Teil einer insgesamt sehr erfolgreichen Veranstaltung. Die FeBuMe bewährte sich erneut als offener und politischer, generationsübergreifender Begegnungsraum für lesebegeisterte Feminist*innen. (ts)
Literatur von Links
Um politische Literatur drehte sich am vorletzten Maiwochenende auch alles im Kreuzberger Mehringhof: Dort fanden die 22. Linken Buchtage statt. Seit 2003 schafft die Veranstaltung in Berlin einen besonderen Raum für Bücher von linken sowie unabhängigen Verlagen und für offene Debatten über eine große Bandbreite gesellschaftspolitischer Themen. Auch in diesem Jahr wurden vielfältige Neuerscheinungen vorgestellt. Zu Gast waren unter anderem Matthias Martin mit seinem Sachbuch „Bodenlos. Wer wird die Welt ernähren?“ und Tarek Shukrallah mit dem Sammelband „Nicht die Ersten“ über Bewegungsgeschichten von Queers of Color in Deutschland. Udo Sierck präsentierte „Körperkult und Behinderung. Eine Geschichte zwischen Erniedrigung und Faszination“. Und die Autorinnen Indigo Drau und Jonna Klick lieferten mit „Alles für alle. Revolution als Commonisierung“ eine interessante Perspektive für eine solidarische Gesellschaft. Das Gen-ethische Netzwerk war zum zweiten Mal bei den Linken Buchtagen vertreten, präsentierte das GID MAGAZIN an einem eigenen Stand und informierte über aktuelle Entwicklungen rund um Gen- und Reproduktionstechnologien. (lt)
Ein Film, um Diskussionen anzuregen
Bereits zum zweiten Mal fand in Berlin vom 12. bis 22. Juni das internationale Dokumentarfilm- und Medienfestival „Dokumentale“ statt. Im Programm war auch ein ganz besonderer Film: „9-Month Contract“. Die Dokumentation der georgischen Regisseurin Ketevan Vashagashvili zeigt eindrücklich die teils harsche Lebensrealität einer Frau in Tiflis, die den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter durch das mehrfache Austragen von Leihschwangerschaften finanziert. Bei einem Roundtable hatte GeN-Mitarbeiter*in Jonte Lindemann die Gelegenheit, mit der Regisseurin, der Produzentin Nino Chichua sowie mit Emilien Schenker vom StoryBoard Collective, Irina Herb von der Universität Jena und Amina Nolte vom Gunda-Werner-Institut darüber zu sprechen, wie der Film genutzt werden kann, um eine kritische Diskussion zu Leihschwangerschaft und reproduktiver Ausbeutung anzustoßen. Dabei entstanden viele neue Gedanken und Kooperationsideen – wir sind gespannt, wie es weitergeht! (jl)
Im Austausch mit Studierenden
GeN-Mitarbeiterin Judith Düesberg war im Juni zu einem Austausch mit Studierenden der Universität Würzburg über kritische Aspekte von gentechnologischen Anwendungen in der Landwirtschaft eingeladen. Die Veranstaltung war Teil eines Seminars zu Gentechnik für Bachelorstudierende der Biologie. Die rund 20 Teilnehmer*innen zeigten sich interessiert und hatten viele Fragen. Es ging vor allem um mögliche ökologische Risiken, Fragen der staatlichen Regulierung von Gentechnik, überhöhte Versprechen der Industrie und bewährte Alternativen in der Landwirtschaft. Eine Woche vorher waren die Studierenden beim Saatgutkonzern KWS zu Besuch. In einem anderen Vortrag wurden sie in die Technologie von CRISPR-Cas eingeführt. Judith Düesberg konnte offengebliebene Fragen aus den vorangegangenen Veranstaltungen gut aufgreifen und insbesondere auf die sozialen und ethischen Aspekte der Anwendungen eingehen. Wir freuen uns immer sehr, wenn Lehrende einen vielfältigen und kritischen Austausch an ihren Hochschulen organisieren – vielen Dank dafür! (jd)
Behindert und Verrückt Feiern 2025
Wie jedes Jahr seit 2013 zog die „behindert und verrückt feiern Pride Parade“ am 5. Juli durch Berlin – mit dabei das Gen-ethische Netzwerk mit einem Banner mit der Aufschrift „Gegen genetische Selektion! #NoNIPT“. Es kritisiert die Finanzierung des sogenannten Nicht-invasiven Pränataltests (NIPT), bei dem das Blut von Schwangeren genetisch auf Behinderungen des Fötus getestet wird. Der Test hat keinen medizinischen Nutzen und die Kostenübernahme vermittelt, die Gesellschaft wolle, dass nach Föten zum Beispiel mit Trisomie 21 gesucht wird. Unter dem Motto „Behindert und verrückt – feiern bis zum Auffallen!“ machten die Redebeiträge der Parade auf die tiefgreifende Behindertenfeindlichkeit unserer Gesellschaft aufmerksam und forderten mehr Sichtbarkeit, Gleichstellung und Entstigmatisierung von Menschen mit Behinderungen. Leider kamen deutlich weniger als die angemeldeten 1.500 Demonstrierenden – die Stimmung war dennoch laut, bunt und gut gelaunt. (ib)
GID-Redaktion