Wer war noch gleich die „Nationalakademie“?

Die noch junge Nationalakademie Leopoldina nutzt die PID-Debatte, um ihren Anspruch als überparteilicher Akteur auf der politischen Bühne zu stärken. Unter Federführung der Leopoldina haben die wissenschaftlichen Akademien Deutschlands in kürzester Zeit ein Gutachten zur weithin diskutierten Frage der Präimplantationsdiagnostik (PID) erstellt. (siehe dazu auch der Bericht in Der Freitag) Niemand hat die 16 WissenschaftlerInnen, die das Gutachten erstellt haben, beauftragt; aber das kümmert sie nicht. Was die „ExpertInnen“ sich zusammengedacht haben, erweckt allerdings nicht unbedingt den Eindruck, sie seien wirklich berufen, dem Nationalen Ethikrat Konkurrenz zu machen. Das Gutachten bringt Argumente, die unausgewogen bzw. falsch sind. Erstens steht da, dass ein Verbot nicht nur eine moralisch nicht gebotene Härte wäre, sondern auch nicht rechtens. Der BGH hat in seinem Urteil das Gegenteil festgestellt. Zweitens behaupten die ForscherInnen, dass ein Verbot der PID „das Grundrecht jedes Menschen auf Fortpflanzung“ verletzen würde. Ein solches „Grundrecht“ existiert nicht. Schließlich wiederholen sie den Fehlschluss, dass ein Verbot inkonsequent wäre, weil es den Embryo im Reagenzglas besser schützen würde als den Embryo im Mutterleib. Das Abtreibungsrecht spricht von einer Notlage, niemand wird gezwungen, eine PID durchzuführen. Man darf sich also fragen, welche ‚Berufenen’ da versammelt waren. Die Tübinger Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard ist sicher eine hervorragende Biologin, die gerne herumgereicht wird, aber durch Urteilskraft ist sie bislang nicht aufgefallen. Der Lübecker Reproduktionsmediziner Klaus Diedrich ist berühmt berüchtigt für seine aggressive Befürwortung von allem, was die Reproduktionsmedizin kann. Der ehemalige Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Dietmar Willoweit, spricht der Leopoldina & Co. die Legitimation ab, weil die 13 Wissenschaftler nur „ihre persönliche Meinung“ wiedergegeben und keine Alternativen aufgezeigt hätten.
 

16. Februar 2011

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