Rezension: Risiko Grüne Gentechnik
Risiko: Grüne Gentechnik
Rudolf Buntzel und Suman Sahai haben ein kleines, aber sehr umfassendes - man könnte sagen kondensiertes - Buch geschrieben, das ich der geneigten Leserschaft gerne zur Lektüre empfehle. In der Reihe Welt-Themen des Verlages Brandes & Apsel veröffentlichten sie den Band "Risiko: Grüne Gentechnik - Wem nützt die weltweite Verbreitung gen-manipulierter Nahrung?" Mit besonderem Blick auf die Auswirkungen im globalen Süden arbeiten sich die beiden Autoren sehr systematisch durch das breit gefächerte Thema der so genannten grünen Gentechnik. Ein scheinbar ideales Autorenpaar für dieses weite Feld: Die Genetikerin Suman Sahai ist für die indische Nichtregierungsorganisation Gene Campaign tätig, Rudolf Buntzel, Volkswirt, arbeitet seit vielen Jahren zu internationalen Agrarthemen, derzeit als Beauftragter für Welternährungsfragen beim Evangelischen Entwicklungsdienst. Sehr gut gefällt mir persönlich zum Beispiel ihre Aufschlüsselung der Problematik, wie Länder des Südens sich der Regulierung der Risikotechnologie Gentechnik stellen können. In Form verschiedener Optionen zwischen Verweigerung und offensivem Umgang mit Förderung der Technologie und geringen Zulassungshürden für neue Sorten und Produkte (Deregulierung) legen sie dar, welche Fallstricke mit gentechnisch veränderten Organismen verbunden sind. Mögliche Entscheidungen werden vor dem Hintergrund knapper Ressourcen diskutiert. Dieses Prinzip wenden die Autoren auch an, wenn sie verschiedene Agrarsysteme oder Forschungsansätze vorstellen, was sie immer wieder auf die Frage des Titels zurückführt. Bei der Gewährleistung der Welternäh-rung wird sich die Gentechnik - wie Buntzel und Sahai schreiben - bescheiden müssen. Andere Ansätze haben aussichtsreichere Eigenschaften, zum Beispiel einen geringeren finanziellen Aufwand oder die Berücksichtigung regionaler Rahmenbedingungen, denn: Viele Probleme sind nicht technischer, sondern sozialer Natur. Besonders erhellend ist auch, wie das Autorenpaar Pfade im Dschungel der internationalen Politik anlegt, auf denen es den Leser sicher führt. Vereinzelte kleine Unkorrektheiten in Details sind bei etwa dreihundert Quellen schnell verziehen.
Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.