Kurz notiert: Landwirtschaft und Lebensmittel
Kanada: Kompensation für Ökolandbau?
Die Öko-Bauern Larry Hoffman und Dale Beaudoin aus der kanadischen Provinz Saskatchewan haben vor dem höchsten kanadischen Gericht, dem Supreme Court, Klage gegen die beiden Gentechnikkonzerne Monsanto und Bayer erhoben. Die entsprechenden Unterlagen wurden Anfang August vorgelegt. Mit diesem Schritt reagierten die Öko-Bauern auf eine abschlägige Entscheidung des Gerichtes in Saskatchewan (Appeal Court), das eine solche Klage nicht zugelassen hatte. Die Bauern kämpfen um finanziellen Ausgleich für den Verlust von Raps als mögliche Frucht für den zertifizierten ökologischen Landbau, da es wegen der verbreiteten Kontamination mit transgenem Raps in Kanada nicht mehr möglich ist, gentechnikfreien Raps anzubauen. Explizit geht es außerdem um die Frage von Ausgleichszahlungen für den erlittenen ökonomischen Schaden durch die Kontamination von ökologischen Nutzpflanzen mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Diese treten als so genannte Durchwuchspflanzen auf den Feldern auf, das heißt Pflanzen keimen in den Jahren, die auf die Bestellung einer Fläche mit gentechnisch verändertem Raps folgen, aus einem Samenvorrat im Boden aus. Nach Einschätzung des Rechtsvertreters geht es in diesem Fall aber auch um die grundsätzliche Frage, ob es für Gentechnik-Konzerne im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Pflanzen irgendwelche Verpflichtungen oder nur Rechte gibt. Ob die Klage von Hoffman und Beaudoin allerdings überhaupt zugelassen wird, wird erst in den kommenden Wochen entschieden werden. Ein Argumentations-Memorandum und weitere Informationen zu diesem Thema findet sich auf der Internet-Seite www.saskorganic.com. (PM der Öko-Bauern von Saskatchewan, 01.08.07, www.saskorganic.com) (pau)
Raps-Saatgut verunreinigt
Ende August wurde bekannt, dass in einer Rapssaatgut-Lieferung der Deutschen Saatgutveredlung AG (DSV) gentechnisch verändertes Material nachgewiesen wurde. Das nordrhein-westfälische Landwirtschafts- und Umweltministerium hatte ein entsprechend positives Testergebnis gefunden. Nach bisherigem Kenntnisstand handelt es sich um ein Genkonstrukt, das zu einer Resistenz gegen das Breitband-Herbizid Roundup führt. Die DSV hatte in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts selbst Freisetzungsversuche mit gentechnisch verändertem Raps durchgeführt. Ob die Verunreinigung aus dieser Quelle stammt, ist bisher nicht zweifelsfrei bewiesen - allerdings hatte der DSV-Vorstand Christoph Lüdecke diese Vermutung in einer ersten Stellungnahme aufgebracht. Später hat das Unternehmen seine Sprachregelung geändert. Seither zweifelt es mit Verweis auf eigene Untersuchungsergebnisse ohne Nachweis gentechnisch veränderter Organismen die Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen an und fordert gleichzeitig von den Behörden, die Probe zu wiederholen. Im vorliegenden Fall liegt der Grad der Kontamination unter dem Wert von 0,1 Prozent, ab dem eine quantitative Untersuchung durchgeführt werden kann. Betroffen sind zwei Rapssorten: Taurus und Oase. Die Behörden in Mecklenburg-Vorpommern haben als Reaktion auf die Kontamination angeordnet, dass die gekeimten Pflanzen mit einem Herbizid zu behandeln seien. Unterpflügen wäre in dem vorliegenden Fall auch nicht sinnvoll, da auf diese Art das nicht ausgekeimte Saatgut tiefer in den Boden eingearbeitet würde. Vielmehr kann durch eine flache Bodenbearbeitung versucht werden, einen Großteil der bislang nicht aufgegangenen Saat zur Keimung zu bringen und dann ebenfalls mit einer Herbizidbehandlung abzutöten. Zudem wurde der Anbau von Raps im Anschluss untersagt. Da jedoch gerade Raps-Samen die Fähigkeit besitzen lange keimfähig zu bleiben, verdeutlicht dieser Fall einmal mehr die begrenzten Möglichkeiten einer Koexistenzfähigkeit dieser Pflanze. Insgesamt umfasst die Gesamt-Lieferung 800 Saatgutpakete zu je 10 Kilogramm. Nach Aussage der DSV kann das Saatgut auf 1.500 Hektar ausgebracht gewesen sein, bevor die Meldung aus dem nordrhein-westfälischen Ministerium kam. Betroffen waren Landwirte in Schleswig-Holstein, Mecklenburg Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen. (Bioland-PM, 30.08.07, www.bioland.de; PM des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern, 04.09.07, www.mvnet.de) (pau)
Alternativer Nobelpreis für Percy und Louise Schmeiser
Wie das Komittee für den Right Livelyhood Award 2007 am 2. Oktober mitteilte, teilen sich Percy und Louise Schmeiser die auch als Alternativer Nobelpreis bezeichnete Auszeichnung mit drei weiteren Preisträgern. Wie es in der Begründung heißt, haben die beiden „der Welt einen Weckruf über die Gefahren für Landwirte und für die Biodiversität auf der ganzen Welt gegeben. Die Bedrohung geht von der wachsenden Doiminanz und der Aggressivität der Firmen auf dem Markt mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen aus.“ Percy und Louise Schmeiser hatten sich einen ersten sieben Jahre währenden Rechtsstreit mit dem US-Gentech-Giganten Monsanto gestellt, nachdem der Konzern sie zur Zahlung von Lizenzgebühren für gentechnisch verändertes Saatgut zwingen wollte, das sie nicht absichtlich auf ihren Feldern hatten. Seit mehr als fünf Jahren setzen sich die Schmeisers weltweit mit Vortragsreisen für die Rechte von Bauern und gegen die Gentechnik ein. Mittlerweile haben die Schmeisers ihrerseits den Konzern verklagt, da dessen gentechnisch veränderte Saaten die züchterische Arbeit zerstört hatte. Die in Schweden ansässige Stiftung des Publizisten Jakob von Uexküll, der sowohl die deutsche als auch die schwedische Staatsangehörigkeit besitzt, vergibt die Preise traditionell in der Woche vor der Nennung der Preisträger der offiziellen Nobelpreise. Der Right Livelyhood Award ist alljährlich mit zwei Millionen schwedischen Kronen dotiert und wird im schwedischen Parlament mit Unterstützung von ParlamentarierInnen aus allen Fraktionen vergeben. Presseberichte zitieren den Gründer von Uexküll mit den Worten: „Die diesjährigen Right Livelyhood Awards weisen auf vorhandene Lösungen für die Probleme dieser Welt hin“. Neben den Schmeisers sind Christopher Weeramantry (Sri Lanka), Dekha Ibrahim Abdi (Kenia) und das Unternehmen Grameen Shakti (Bangladesh) die weiteren Preisträger. (www.therightlivelyhood.org, www.epo.de, 02.10.07) (pau)
MON810-Monitoringplan
Nach Auskunft der Gentechnikabteilung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Firma Monsanto einen Monitoringplan für ihre gentechnisch veränderten Maissorten mit dem Konstrukt MON810 vorgelegt. Dies bestätigte das Ministerium auf Anfrage der Bundestagsabgeordneten Kirsten Tackmann von der Fraktion „Die Linke“. Der vorgelegte Plan werde derzeit daraufhin geprüft, ob er den Anforderungen entspreche, die in einem Bescheid des zuständigen Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit beschriebenen Voraussetzungen vorgegeben waren, um die entsprechenden Maissorten wieder in Verkehr bringen zu können. Die Vetriebsgenehmigung war aufgrund des fehlenden Monitoringplans aufgehoben worden. Gegen den Bescheid hatte Monsanto Rechtmittel eingelegt. Mit einem Monitoringplan sollen die Folgen einer Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen in die Umwelt erfasst werden. Die Auflage, einen solchen Plan zu erstellen, ergibt sich aus der EU-Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EC. Siehe dazu auch den Artikel „MON810 vor dem Aus“ von Christof Potthof im GID 182 (Juni 2007). (Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Abgeordneten Kirsten Tackmann, Bundestags-Drucksache 16/6367, 19.09.07) (pau)
Steine im Mais
Bei der Ernte von gentechnisch verändertem Mais im brandenburgischen Landkreis Märkisch Oderland (zirka dreißig Kilometer östlich von Berlin) ist es in diesem Jahr zur Beschädigung einer Erntemaschine gekommen. In der Gemeinde Prädikow waren Steine an Maispflanzen befestigt, die in das Schneidwerk der Mähdrescher gerieten. Es entstand ein Sachschaden von 30.000 Euro. In einer ähnlichen Situation in der Gemeinde Hohenstein hatte der Fahrer rechtzeitig stoppen können. (www.jungewelt.de, 15.09.07) (pau)
Rostock gentechnikfrei
Die Hansestadt Rostock hatte sich bereits im Dezember des vergangenen Jahres in einer Sitzung ihrer Bürgerschaft für eine gentechnikfreie Bewirtschaftung der eigenen landwirtschaftlichen Flächen entschlossen. Mittlerweile wurde diese Entscheidung in konkrete Schritte umgesetzt, das heißt entsprechende Passagen wurden in Pachtverträge mit Landwirten aufgenommen. Die Landwirte verpflichten sich zur Vermeidung von Kontaminationen außer dem Verzicht des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen auf den Flächen der Stadt auch auf deren Einsatz auf ihren Flächen in den umliegenden Landkreisen. Dies sind Güstrow und Bad Doberan. (www.mvregio.de, 17.09.07) (pau)
Italien: Massen-Kampagne gegen gv-Nahrung
Eine Koalition aus landwirtschaftlichen Organisationen, Umweltgruppen und Nahrungsmittel-Herstellern versucht drei Millionen Unterschriften gegen gentechnisch veränderte (gv) Nahrungsmittel zu sammeln. Die Gruppen, darunter der italienische Bauernverband Coldiretti, der WWF, Greenpeace und andere, wollen damit auch die europäische Bewegung gegen den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen erneuern. Mario Capanna, Vorsitzender der Organisation Fondazione Diritti Genetici (etwa: Stiftung für genetische Rechte), betont, dass es sich bei dieser Kampagne auch um ein Experiment in Sachen partzipatorischer Demokratie handele. (www.reuters.com, 03.10.07, zitiert nach GENET-news, www.genet-info.org) (pau)
Ertrags-Versicherung
Einer Pressemitteilung von Monsanto zufolge werden Anwender der gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen des US-Gentechnik-Konzerns in den Genuss von reduzierten Beiträgen für Ertragsversicherungen kommen. Diese Versicherungen werden angeboten, um Landwirten die Gefahr von Ertragseinbußen bei schlechten Ernten zu reduzieren. Pflanzen die Landwirte gv-Mais mit YieldGard Plus, Roundup Ready 2 oder dreifach gentechnisch veränderten YieldGard VT von Monsanto können sie Nachlässe von bis zu 25 Prozent auf ihre Prämien erwarten. Der Konzern bietet dieses Angebot als Pilotprojekt in Kooperation mit der Versicherungsgesellschaft Western Agriculture Insurance Company unter dem Namen „Biotech Yield Endorsement“ (etwa: Biotech-Ertragsversicherung) in den US-Bundesstaaten Illinois, Indiana, Iowa und Minnesota an. Es soll aber später auch für andere Anbieter, das heißt für andere Versicherungs-Unternehmen und in anderen Bundesstaaten, verfügbar sein. (Monsanto-PM, 26.09.07, www.monsanto.com, zitiert nach GENET-news, www.genet-info.org) (pau)
Pachtvertrag deckt Anbau von gv-Mais
Einem Urteil des Amtsgerichtes Neuruppin (Brandenburg) zufolge kann eine Verpächterin im brandenburgischen Kreuzbruch (Landkreis Oberhavel) kurzfristig nichts gegen den Anbau von gentechnisch verändertem Mais auf ihrem Grund und Boden ausrichten. Die Frau hatte dem pachtenden Landwirt per einstweiliger Verfügung zum Unterpflügen des in diesem Frühjahr ausgesäten Bt-Mais verpflichten wollen. Der gentechnisch veränderte Mais produziert ein Gift, das ursprünglich aus dem im Boden lebenden Bakterium Bacillus thuringiensis stammt. Unter anderem hatte die Verpächterin, mit Unterstützung der Umweltschutzorganisation Greenpeace, geltend gemacht, dass dieses Gift auch Nützlinge schädige und somit die Qualität des Bodens verschlechtert werden könne. Der pachtende Landwirt war von dem Gentechnikkonzern Monsanto unterstützt worden. Siehe dazu auch im GID 183 (August 2007) in der Rubrik Kurz notiert - Landwirtschaft und Lebensmittel, „Pächter vor Gericht“. (PM Greenpeace, 28.08.07) (pau)
Terminator gegen Unkräuter
Einer der führenden indischen Agrarforscher, Mangla Rai, Generaldirektor des Indischen Rates für Landwirtschaftsforschung (Indian Council of Agricultural Research - ICAR), hat sich dafür ausgesprochen, die Terminator-Technologie zu nutzen, um Unkräuter an ihrer Ausbreitung zu hindern. Ohne das Vorhaben zu konkretisieren, berichtete das Online-Portal financialexpress.com am 17. September von einer Biotechnologie-Konferenz in Neu Dehli (Indien) und zitiert Rai mit den Worten: „Auch die kontroverse Terminator-Technologie kann zur Kontrolle von gefährlichen Unkräutern eingesetzt werden. Wir sollten eine Diskussion zu diesem Thema beginnen und die notwendige Forschung initiieren.“ Die Konferenz war von der führenden indischen Industrie-Organisation FICCI (Federation Indian Chambers of Commerce and Industry - Gesellschaft der Indischen Industrie- und Handelskammern), dem Department for Biotechnology und dem ICAR organisiert und vom US-Landwirtschaftsministerium, dem US-Gentech-Konzern Monsanto und seinem indischen Tochterunternehmen Mahyco kofinanziert worden. (www.financialexpress.com, 17.09.07, zitiert nach GENET-news, www.genet-info.org) (pau)
Quelle von LL601 bleibt offen
Die US-Behörde für die Überwachung von gentechnisch veränderten Organismen unter dem Dach des Landwirtschaftsministeriums (USDA), der „Animal and Plant Health Inspection Service“ (APHIS), hat seine Untersuchung zu dem unabsichtlichen Auftauchen von gentechnisch veränderten (gv) Reissorten in konventionellem Reis in den USA und anderen Ländern beendet, ohne die Quelle für die Kontamination sicher bestimmen zu können. Nach Erkenntnissen der Behörde gab es zwei verschiedene gv-Reissorten, die ausschließlich US-Langkornreis-Sorten (Cheniere und Clearfield) verunreinigten. Als Ort der Verunreinigung wird die Rice Research Station in Crowley (US-Bundesstaat Louisiana) angesehen. Die Station arbeitete für die Universität des Bundesstaates Louisiana mit einer vertraglichen Bindung an Bayer CropScience; dort wurde in den Jahren 1999 bis 2001 mit den gv-Reissorten experimentiert. Die beiden transgenen Sorten tragen die Bezeichnungen LLRICE601 und LLRICE604, stammen aus dem Hause Bayer und tragen das so genannte PAT-Gen, das eine Toleranz gegenüber dem Herbizid Liberty (Wirkstoff Glufosinat) vermittelt. APHIS betonte in einer Pressemitteilung, die Behörde habe 8.500 Stunden Arbeitszeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die Untersuchung investiert. Allerdings ist sei es nicht gelungen, mit Sicherheit die Quelle für die Verunreinigung der kommerziell genutzten Reissorten zu bestimmen. Es sei aber nicht die wahrscheinlichste Variante, dass die Verunreinigung durch direkte Auskreuzung entstanden ist, da der LLRICE604-Reis nicht zeitgleich mit der Sorte Cheniere angebaut worden sei. Da die Ursache beziehungsweise die Quelle unklar bleibt, wird APHIS nicht weiter gegen Bayer CropScience vorgehen. Die Behörde veröffentlichte eine Reihe von Dokumenten, die von deren Internet-Seite heruntergeladen werden können, darunter einen Bericht mit dem Titel „Lessons learnt“ (Was haben wir gelernt?) Die US-Reis-Industrievereinigung USA Rice machte in einem Statement deutlich, dass sie mit ihrer eigenständigen Umsetzung eines rigiden Testplans - ohne auf den APHIS-Bericht zu warten - das richtige getan habe, wie es der Vorstand Al Montna bemerkte. Zum Stichtag 30. September 2007 konnte keine gentechnische Verunreinigung mehr gefunden werden. Bayer zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung des US-Landwirtschaftsministeriums. (USDA-PM, 05.10.07, www.usda.gov; USA-Rice-PM, 05.10.07, www.usarice.com, Bayer-PM, 05.10.07, www.bayercropscience.com) (pau)
Philippinen: Gv-Reis-Zulassung verboten
Einem Bericht der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) zufolge hat ein Gericht in der philippinischen Hauptstadt Manila die Zulassung des gentechnisch veränderten Reis Liberty Link 62 verboten. Der Reis von der deutschen Firma Bayer CropScience berge zu viele Risiken für die Gesundheit der Menschen und der Umwelt, entschied die Richterin Evangeline Marigomen. Die Organisationen Greenpeace und Searice hatten eine einstweilige Verfügung beantragt, da eine Zulassung der gegen das Herbizid Liberty tolerante Reissorte zur Kontamination anderer Reissorten führen werde. Der Erzbischof von Manila, Gaudencio Cardinal Rosales, hatte sich, wie die CBG meldet, der Forderung der Umweltverbände angeschlossen. (CBG-PM, 26.09.07, www.cbgnetwork.org) (pau)
Monsanto in Brasilien
Der US-Gentechnik-Konzern Monsanto hat in Brasilien das Saatgut-Unternehmen Agroeste Sementes vollständig übernommen. Das Unternehmen ist auf Mais spezialisiert und bedient etwa zehn Prozent des brasilianischen Marktes. Monsanto hat etwas mehr als 100 Millionen US-Dollar bezahlt. Gleichzeitig ist der US-Konzern bei der Zulassung seines Bt-Mais mit dem Konstrukt MON810 einen Schritt weiter gekommen. Das brasilianische Biosicherheits-Komittee CTNBio hat, wie Monsanto berichtet, dem Mais seine Zustimmung für eine Genehmigung erteilt. Für die vollständige Zulassung seien aber weitere Schritte im Verfahren notwendig, so das Votum des Nationalen Biosicherheits-Rates, bei dessen Prüfung auch sozio-ökonomische Aspekte eine Rolle spielen können. CTNBio hat zudem transgene Maissorten der transnationalen Konzerne Bayer CropScience und Syngenta positiv bewertet. Diese müssen aber ebenso noch weitere Schritte des Verfahrens durchlaufen. Brasilien ist nach den USA und Argentinien das Land mit der drittgrößten Anbaufläche für Mais weltweit, gleichzeitig ist Mais in Brasilien nach Soja die zweitwichtigste Nutzpflanze. Sie wurde dort in der Anbausaison 2006/2007 auf zirka 12 Millionen Hektar gesät. (www.cattlenetwork.com, 20.09.07; Monsanto-PM, 17.08.07; beide zitiert nach GENET-news, www.genet-info.org) (pau)
Gentechnikfreie Ware sichern
Der japanische Konzern Mitsui will sich mit 25 Prozent an der Getreide- und Nutzpflanzen-Handelsorganisation Multigrain AG beteiligen. Multigrain, eine in der Schweiz beheimatete Holding, hat seinen Hauptfirmensitz in Sao Paulo (Brasilien) und soll die zunehmende Bedeutung von brasilianischer gentechnikfreier Soja für den japanischen Markt sichern. Mitsui ist die zweitgrößte Handelsfirma Japans. Sie hat bisher zweieinhalb Milliarden US-Dollar in ihre brasilianische Infrastruktur - insbesondere für den Transport - investiert, weitere 200 Millionen sollen folgen. Der jetzt anvisierte Kauf des Multigrain-Anteils wird etwa 250 Millionen US-Dollar kosten. (www.bloomberg.com, 09.09.07, zitiert nach GENET-news, www.genet-info.org) (pau)
Schnitter in Portugal
Erstmals wurde in diesem Jahr in der portugiesischen Region Algarve gentechnisch veränderter Mais angebaut. Dies nahmen 65 freiwillige Schnitter der Bewegung Movimento Verde Eufémia am 17. August dieses Jahres zum Anlass in einer direkten - nicht legalen - Protestaktion etwa einen Hektar des insgesamt fünfzig Hektar großen Feldes zu mähen. Die Aktion war im Vorfeld über die Medien angekündigt worden und reiht sich damit in eine Folge von ähnlichem Protest in verschiedenen Ländern Europas, zum Beispiel in Deutschland und Frankreich. In einem zuvor erstellten Papier machte „eine Gruppe aus Menschen aus der Landbevölkerung, Ökologen und besorgten Bürgerinnen und Bürgern“ deutlich, dass es ihnen auch um die „Wiedereinsetzung der demokratischen, moralischen und ökologischen Ordnung“ gehe. Die Bewegung Movimento Verde Eufémia (etwa: Grüne Bewegung Eufémia) ist benannt nach Catarina Efigénia Sabino Eufémia, einer Landarbeiterin, die im Jahre 1954 im Laufe eines Streiks der portugiesischen ArbeiterInnen ermordet wurde. (www.indymedia.org.uk, 26.08.07; http://en.wikipedia.org, 10.10.07) (pau)
USA: Gv-Zuckerrübe
In den USA wird es im nächsten Jahr vermutlich erstmals zu einem kommerziellen Einsatz von gentechnisch veränderten (gv) Zuckerrüben kommen. Die von dem US-Gentechnik-Konzern Monsanto entwickelte Sorte ist tolerant gegenüber dem Breitband-Herbizid Roundup (Wirkstoff: Glyphosat). American Crystal Sugar Co. im Red-River-Tal in North Dakota und Minnesota wird die erste Nahrungsmittel verarbeitende Firma sein, die diesen Schritt geht. Ihr Vorstand, David Berg, meinte, man glaube, dass Biotechnologie die aktuelle Welle sei, „die helfen werde, die Welt zu ernähren“. Drei Firmen werden das Saatgut im Angebot haben, darunter auch das Saatgut-Tochterunternehmen der Crystal Sugar. Die Farmer müssen einen Aufschlag von 60 US-Dollar je Hektar in Kauf nehmen. Berg sagte, dass die Statistiken über die Kosten der Unkrautbekämpfung den Schluss nahelegten, dass Landwirte mit mittlerem oder darunter liegendem Unkrautdruck auch mit konventionellen Methoden erfolgreich arbeiten könnten. (www.cnn.com, 23.08.07, zitiert nach GENET-news, www.genet-info.org) (pau)
Wein-Genom entschlüsselt
Einer Forschungsgruppe mit Mitgliedern aus Frankreich und Italien ist es gelungen, das vollständige Genom von Wein zu entschlüsseln. Das Online-Portal der Zeitschrift Technology Review berichtete mit Datum vom 27. August dieses Jahres, dass damit die erstmalige Entschlüsselung einer Obst-Pflanze vollendet worden sei. Das aus öffentlichen Geldern bezahlte Team hat die Sequenz frei einsehbar ins Internet gestellt. (www.technologyreview.com, 27.08.07, zitiert nach GENET-news, www.genet-info.org) (pau)
Maiswurzelbohrer-Resistenz ... gezüchtet!
Mitarbeitern der Südwestsaat GbR in Rastatt (Baden-Württemberg) ist es gelungen, mit konventionellen Methoden eine Maissorte mit einer Resistenz gegen den Maiswurzelbohrer zu entwickeln. Dieser Schädling ist 1992 erstmals in Europa, auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, entdeckt worden und hat sich seit dieser Zeit kontinuierlich nach Nordwesten ausgebreitet. In den USA ist er der wichtigste Maisschädling. Von dort ist er vermutlich mit Nahrungsmittellieferungen für die US-Armee nach Europa eingeschleppt worden. In Deutschland ist der Maiswurzelbohrer 2007 erstmalig beobachtet worden. Da die Resistenz auf mehreren Genen liege, werde es für den Schädling schwierig, neue Pathotypen, das heißt solche Nachkommen zu bilden, die die Resistenz überwinden oder umgehen können. Die Resistenz der Maispflanzen ist vermutlich durch antibiotische Ausscheidungen an den Wurzeln entstanden, genau wissen es die Züchter nicht. Laut Züchter Peter Goertz wird die Hybridsorte unter dem Namen Sunrise ab 2008 in der Wertprüfung, einem Teil der Sortenzulassung, in Ungarn stehen und möglicherweise 2010 in Gebieten mit hohem Befall in Ungarn und Südeuropa ausgebracht werden können. Die Südwestsaat GbR ist das Mais-Zuchtunternehmen der Saaten-Union GmbH. (www.saaten-union.de, 28.09.07; www.vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/, 25.07.07) (nb)
Lachs gebärt Forelle
Japanische Wissenschaftler um Tomoyuki Okutsu von der Universität Tokio haben Lachspärchen offenbar gesunde Regenbogenforellen gebären lassen. Dies erreichten sie, indem sie Spermatogonien von Regenbogenforellen, also Samenzellen, die noch Stammzell-Eigenschaften besaßen, in sterile Embryonen des nahe mit ihnen verwandten Masulachses injizierten. Die daraufhin entstandenen Keimzellen, so die Forscher, besaßen die genetische Ausstattung von Forellen, sodass der Nachwuchs zu hundert Prozent aus Forellen bestand. Auch diese Tiere seien ihrerseits fähig gewesen, gesunde Nachkommen zur Welt zu bringen. Weitere Forschungen ergaben, dass Spermatogonien in männliche Embryonen injiziert zu Samenzellen und in weiblichen Embryonen zu Eizellen wurden. Auch weil sich diese frühe Form von Sperma gut einfrieren lasse, im Gegensatz zu den schlecht konservierbaren Eiern der Fische, sehen die Forscher aus Tokio die Möglichkeit, mit dieser Technik das Erbgut bedrohter Tierarten erhalten zu können. (www.wissenschaft.de, 15.09.07) (nb)
Bayer setzt auf Grüne Gentechnik
Angesichts der weiter steigenden Nachfrage nach Agrarprodukten für Nahrung, Tierfutter und so genannte Biokraftstoffe und der damit einhergehenden Verknappungen der Rohstoffe setzt sich der Agrarkonzern Bayer das Ziel, sein Potential in Sachen Pflanzenschutzprodukte, Pflanzenzüchtung und Biotechnologie weiter zu vertiefen. Laut Friedrich Berschauer, dem Vorstandsvorsitzenden des Unternehmensteils Bayer CropScience, sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 750 Millionen Euro im Jahr 2015 gesteigert werden. Für den Schwerpunkt Biotechnologie will das Unternehmen das Budget auf mehr als 200 Millionen Euro aufstocken. So soll der Umsatz innerhalb von zehn Jahren verdreifacht werden. Die Konzentration liegt hierbei besonders auf den Kulturen Baumwolle, Raps und Reis. Bayer vergab kürzlich Lizenzen zur Nutzung der Technologie für die Rohstoffe Mais und Soja an Monsanto und übernahm von dem US-Konzern das Baumwollsaatgutgeschäft Stoneville, gab Berschauer bekannt. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.09.07) (nb)
Gv-Soja in zwei Dritteln der Babynahrung
Bei einer Untersuchung von Babynah¬rung auf Kontamination mit gentechnisch veränderter Soja wurden in „zwei Drittel[n] der getesteten Produkte (...) in mindestens einer Charge gentechnisch veränderte Bestandteile“ gefunden. Dabei wurde in keinem Fall der gesetzliche Kennzeichnungsgrenzwert von 0,9 Prozent überschritten. Auf seinem Internet-Portal schreibt das Verbraucher-Magazin Öko-Test: „ Die Saat der Gen-Soja-Hersteller ist aufgegangen. Die meisten der (...) untersuchten Produkte sind damit verunreinigt.“ (www.oekotest.de, Oktober 2007) (pau)
GID-Redaktion