Evolutionspsychologie

Schwerpunkt

Die Forschungsrichtung Evolutionspsychologie könnte einfach der Versuch sein, den menschlichen Geist aus der Perspektive seiner evolutionären Entwicklung zu verstehen. Doch in der Praxis verbindet sie Überzeugungseifer und mangelnde Selbstreflexion.

Impressum

GID 206, Juni 2011, 27. Jahrgang, ISSN 0935-2481, Redaktion: Theresia Scheierling (ViSdP), Monika Feuerlein, Kristina Geyer, Larissa Henze, Shirin Moghaddari, Birgit Peuker, Christof Potthof, Alexander v. Schwerin, Uwe Wendling

Artikel in dieser Ausgabe

  • Die Moral der evolutionspsychologischen Geschichte

    Interview mit Susan McKinnon

    In ihrem Buch „Neo-liberal Genetics" analysiert Susan McKinnon, wie anthropologische Studien von der Evolutionspsychologie (EP) selektiv ausgewählt und interpretiert werden, um den kulturübergreifenden Anspruch ihrer Hypothesen zu verteidigen. Darüber hinaus ist es eine brillant formulierte Studie darüber, wie sich ein ethnozentrischer Blick und kapitalistische Wertvorstellungen in den Spekulationen der EP wiederfinden.

  • Rhetorische Manöver im akademischen Diskurs

    Simon Roos

    Die in den letzten 20 Jahren gewachsene Forschungsrichtung „Evolutionspsychologie“ vertritt mit ihrem Ansatz den Anspruch, geistes- und naturwissenschaftliche Perspektiven auf den Menschen mit Hilfe des „evolutionären Blicks“ zusammenzuführen. Auffällig ist dabei die Geschlossenheit, mit der sie medial auftritt, und die Aggressivität, mit der sie ihren vorherrschenden Forschungsansatz verteidigt.

  • Die Suche nach der „richtigen” Geschichte

    Interview mit Brigitte Röder

    Der „evolutionäre Blick“ auf den Menschen, wie er etwa von der evolutionären Psychologie propagiert wird, arbeitet mit Bildern davon, wie die „natürliche“ Umgebung des Menschen inklusive Sozialstruktur ausgesehen haben soll . Was können wir darüber wissen und was sagen die verwendeten Bilder über die Perspektive aus, mit der diese Forschung betrieben wird?

  • Hast du Meme? Oder haben Meme dich?

    Shirin Moghaddari

    Die Vorstellung, dass Gene das Leben bestimmen und die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Körpers und Geistes festlegen, ist weit verbreitet. Man erfährt es aus Krankenhaus- und Krimiserien, Ratgeberliteratur und von den üblichen Verdächtigen wie dem leidigen Sarrazin: Der Gen-Determinismus stellt einfache Erklärungen zur Verfügung, die vorgeben, praktischen, alltagsweltlichen Nutzen zu besitzen. Seine Implikationen werden im Populärdiskurs oft bereitwillig angewandt, um Phänomene des Alltags zu erklären. Parallel zu den Genen werden Meme als kulturelle Erbeinheiten gedacht.

  • Der Primat im Supermarkt

    Uwe Wendling

    Dass Marketing und Evolutionäre Psychologie (EP) irgendwann eine enge Verbindung eingehen würden, lag nahe. Denn Popularisierung und Selbstvermarktung waren von Beginn an starke Seiten der EP, was schon in ihrem dominanten Forschungsparadigma begründet liegt.

  • Fantastische Geschichten

    Interview mit Kim Stanley Robinson

    Kim Stanley Robinson ist auch in dem Sinne ein Science-Fiction-Autor, dass „science“ oft die Arbeitswelt seiner Protagonisten darstellt. In seiner 2007 abgeschlossenen Trilogie über den Klimawandel spekuliert er über ein intensives Zusammenwirken von Politik und Wissenschaft. Am Rande spielt dabei die sozio- und evolutionsbiologische Humanforschung eine Rolle, ein Wissenschaftsfeld, das den Autor zu faszinieren scheint, zu dem er aber auch eine ironische Distanz einnimmt. Was sagt der Schriftsteller zu den Erzählungen der Evolutionären Psychologie?

  • Eine Zukunft ohne Krankheiten?

    Interview mit Hannelore Daniel

    „Grüntee für die Dame und Kaffee für den Herrn.“ Solche Aussagen, basierend auf der Analyse des genetischen Profils, sind heutzutage keine Fiktion mehr. Dienstleistungsfirmen bieten individualisierte Ernährungsempfehlungen an und die Lebensmittelindustrie lockt mit den dazu passenden personalisierten Lebensmitteln. Functional Food und die Wissenschaft dahinter.

  • PID: Ein Verbot ist möglich

    Alexander von Schwerin Die Mehrheit der Abgeordneten im Bundestag spricht sich derzeit für eine beschränkte Zulassung der PID aus. Eine Mehrheit für ein Verbot kann aber noch zustandekommen.

  • Die Utopie von mündigen PatientInnen

    Monika Feuerlein „Sauberes Wissen“ ist im Gesundheitswesen Mangelware.

  • Zukunft säen - Vielfalt ernten

    Christof Potthof

    Im April fanden in Brüssel „Internationale Aktionstage für Saatgut-Souveränität” statt. SaatgutliebhaberInnen trafen auf Stadtgarten-AktivistInnen. Sie wollen mitreden bei der Novellierung der europäischen Saatgut-Gesetzgebung.

  • Zwei Milliarden für den Protest

    Birgit Peuker

    Ende Mai fand in Berlin ein bemerkenswertes Pressegespräch statt. Sein Titel: „Nutzung der Grünen Gentechnik ist ethisch geboten!“ Warum sich aus diesem Anlass nicht einmal ganz unvoreingenommen folgende Frage stellen: Wenn die Gentechnik hilft, den Welthunger zu besiegen, dann sollte man sie doch auch anwenden, oder?

  • DNA-Sammelwut stoppen!

    Uta Wagenmann

    Das Gen-ethische Netzwerk hat eine Kampagne gegen die DNA-Sammelwut deutscher Polizeibehörden und gegen die internationale Vernetzung der polizeilicher DNA-Datenbanken gestartet.

  • Willi Watte auf der Flucht

    Kristina Geyer Larissa Henze

    Bildgeschichte: Ein Wattestäbchen findet zum Protest