Rezension: Brauchen wir Gentechnik? (Film)

Die DVD "Brauchen wir Gentechnik?" ist in erster Linie eine Dokumentation der "Gendreck weg"-Aktion in diesem Sommer in Hohenstein bei Berlin. Etwa 300 Menschen trafen sich Ende Juli, um ihre Ablehnung der Gentechnik deutlich zu machen. Sie hatten schon vor ihrer Aktion öffentlich angekündigt, das Maisfeld des Landwirtes Jörg Piprek, auf dem gentechnisch veränderter Mais ausgebracht worden war, abzumähen. Besonders prekär in diesem Fall: Der Acker liegt in einem Vogelschutzgebiet, was die Gegner der Gentechnik als besondere Provokation empfanden. Gezeigt wird das Training für Gewaltfreiheit und andere Vorbereitungen, so zum Beispiel auch Ausschnitte aus der Podiumsdiskussion, die am Vorabend der Aktion stattfand und an der Bauer Piprek selbst teilnahm. Gezeigt wird auch der Polizeieinsatz, zu dem etwa 300 Beamte ins Märkische gerufen worden waren, begleitet von schweren Fahrzeugen und einem Hubschrauber. Weitere Stationen der Dokumentarfilmer waren: Die bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, das größte Bio-Frühstück der Welt in Berlin (September 2005), eine Anschluss-Aktion der "Gendreck weg"-Initiative mit dem kanadischen Bauern Percy Schmeiser, dessen Felder von gentechnisch veränderten Rapspflanzen seiner Nachbarn kontaminiert worden waren. Damit nicht genug: Der Konzern Monsanto verklagte ihn in einem nächsten Schritt, weil er die gv-Pflanzen selber ausgebracht haben soll, dafür aber keine Patent-Gebühr entrichtet hatte. Nächste Station: Die BIO-Mitteldeutschland, der Arbeitsplatz des Biotech-Lobbyisten Jens Katzek, der besondere Hoffnungen in die Biotechnologie legt, wenn es um nachwachsende Rohstoffe geht. Rundherum eine gelungene - durchaus parteiische - Darstellung aktueller Entwicklungen und Diskussionen in der Landwirtschaft.

Erschienen in
GID-Ausgabe
173
vom Dezember 2005
Seite 59

Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.

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