Rezension: Das grüne Gold der Gene
Das grüne Gold der Gene
Nun denn, es sollte nicht passieren, aber dennoch: Es passiert immer wieder: Das Buch von Joscha Wullweber ist bei uns unter die Räder geraten. Nun ist es nach etwa einem Jahr wieder an die Oberfläche gespült worden - es hat seine Aktualität und Wichtigkeit nicht eingebüßt. Joscha Wullwebers Buch "Das grüne Gold der Gene" ist nicht nur lesenswert, sondern ein Muss für alle, die sich mit Biopiraterie beschäftigen (wollen). Wullweber begibt sich auf eine detaillierte Wanderung durch alle Spielarten der eingeschränkten Nutzung genetischer Ressourcen. Er beschreibt drei Fallbeispiele, wie diese Nutzung kommerzialisiert werden soll. Interessant für die deutsche Leserschaft mit Blick nach innen ist der Fall der Nachbaugebühren, die 1997 in Deutschland eingeführt wurden. Erst mit dem Kooperationsabkommen "Landwirtschaft und Pflanzenzüchtung", das zwischen dem Bund deutscher Pflanzenzüchter und dem Deutschen Bauernverband abgeschlossen worden war, endete die Zeit, in der der Nachbau landwirtschaftlicher Sorten uneingeschränktes Recht der Landwirte und Landwirtinnen war. Die anderen beiden Beispiele sind das Maya-Projekt der International Cooperative Biodiversity Groups in Chiapas/Mexiko und der Fall rund um die den Neembaum betreffenden Patente. Gleichzeitig gibt Wullweber aber auch tiefe Einblicke in die Grundlagen von Biodiversität, die Strukturen der Akteursnetze und die diesen zugrundeliegenden (internationalen) Regelwerke. Zu guter Letzt versucht der Autor den (veränderten) gesellschaftlichen Umgang mit genetischen Ressourcen unter Verwendung der Regulationstheorie zu verdeutlichen, dabei versteht sich der "Prozess der Regulation als ein komplexer Zusammenhang von gesellschaftlicher und ökonomischer Struktur, Institutionen, Normen und Wertvorstellungen."
Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.