Rezension: Der Traum vom perfekten Menschen

Der Traum vom perfekten Menschen

Der vorliegende Band bietet für Neueinsteiger in die Thematik einen komplexen, interdisziplinären Ein- und Überblick. Wichtige ethische Fragen (Menschenbild, Recht auf Wissen und Nicht-Wissen, etc.), die wissenschaftlichen Grundlagen und der Stand der Forschung werden erörtert. Außerdem finden sich darin Information über die Ziele und Möglichkeiten, aber auch über die Vorbehalte innerhalb der einzelnen Bereiche: von Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik über spätere genetische Tests bis hin zur Stammzellforschung. Das Buch beinhaltet die Reden verschiedener Wissenschaftler, (Molekular-)Biologen, Theologen, Humangenetiker, Philosophen und Physiker, die anläßlich der Tagung: "Der Traum vom perfekten Menschen - Naturwissenschaftliche, philosophische und religiöse Grundlagen der Humangenetik" im vergangenen Jahr gehalten wurden. Die Bandbreite der Professionen spiegelt sich in der Vielseitigkeit der Informationen, die aus diesem Buch gewonnen werden können, wieder und es kann deshalb eine breite Leserschaft erreichen. So wird beispielsweise die Geschichte der Wissenschaft mit ihren Implikationen erörtert (Prof. Dr. Klaus Michael Meyer-Abich, Physiker und Philosoph) oder der Stand der Humangenetik erläutert, ohne zu beschönigen oder die dahinter stehenden wirtschaftlichen Interessen auszublenden (Prof. Dr. Wolfgang Nellen, Molekularbiologe). Die anschließenden Podiumsdiskussionen bieten für den geneigten Leser Anreiz zum Nachdenken und Abwägen der vertretenen Positionen, so dass der Kopf nach Zuschlagen des Buches weiter arbeitet. Abschließend ein anregendes Zitat von Wolfgang Nellen: "Die Trennung zwischen Grundlagenforschung und Anwendung war (...) immer unscharf und wird immer unschärfer. Die Forderung, Forschungsergebnisse zu verwerten, ist gewiss positiv zu betrachten, die zunehmende Forderung, verwertbare, das heißt kommerzialisierbare Forschungsergebnisse zu liefern, geht jedoch in die falsche Richtung."

Erschienen in
GID-Ausgabe
175
vom April 2006
Seite 66

Katrin Lange ist Diplom-Pädagogin und hat ihre Diplomarbeit zum Thema "Was ist neu an der "neuen Eugenik"? Eine kritische Analyse am Beispiel der Pränataldiagnostik und der Präimplantationsdiagnostik" geschrieben. Ab Januar wird sie ein Praktikum im Gen-ethischen Netzwerk e. V. machen.

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