Rezension: GenBuch Lebensmittel
Beinahe hätte ich das Buch erst gar nicht gelesen: Bevor es losgeht, blättere ich gerne ein bisschen hin und her und versuche Kontakt aufzunehmen. Doch das hätte diesem Ratgeber und Aufklärer unberechtigterweise was diese Rezension angeht den finalen Stoß versetzt. Kein Baum, kein Strauch, an dem sich der Blick des geneigten Wanderers halten kann. Das würde man bei einer Landschaft schreiben, was hier soviel bedeutet wie: kein Bild, keine Grafik, nichts zum Stöbern schlichter Text, betont modern gesetzt (keine einzige Serife ziert das ganze Werk), kleines ungewöhnliches, fast quadratisches Format. Und dann auch noch das: keine einzige Literaturangabe, kein Quellenhinweis, kein heute so beliebtes "im Netz zum Herunterladen unter: www.irgendwas.org". "Chapeau, meine Herren", möchte man da rufen, "ihr habt Mut". Max Annas und Gregor Bornes verlassen sich ganz und gar darauf, dass ihr Text funktioniert und ihr Schreibe ausreicht, um das Vertrauen der Leserschaft zu gewinnen. Sie beschränken sich in der Regel nicht darauf über Gentechnik oder Gen-Lebensmittel zu schreiben. Sie versuchen das System Gentechnik in das System Landwirtschaft, in das System Wirtschaft einzuordnen. "Kontextualisierung" könnte in fetten Lettern darüber stehen ... und es gelingt. Herausgekommen ist ein angenehm zu lesendes kleines Buch, aus dem mehr zu erfahren ist, als ihm zunächst zuzutrauen ist. Durch seine Gliederung wird ein klarer Rahmen gesetzt: Nach verschiedenen Kapiteln zu dem "Was?", "Wer?" und dem "Wie?" der Gentechnik in der Landwirtschaft folgen die Lebensmittel, zum Beispiel Baumwolle, Bier, Brot, Erbse, Erdnuss oder Reis, Schokolade, Weizen und Wurst. Am Ende folgt ein klitzekleines Glossar. Wer mehr wissen will, muss dann sehen, wo er bleibt.
Max Annas und Gregor Bornes: Das GenBuch Lebensmittel. Verlag orange-press 2007. 189 Seiten, 12 Euro, ISBN 3-936086-30-0.
Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.