Rezension: Gefahr Gentechnik
Kraft aus Österreich
"Gefahr Gentechnik" heißt ein neues Buch, das kenntnisreich und detailliert die Verhältnisse rund um gentechnisch veränderte Pflanzen, deren rechtliche Regulierung und die von ihnen ausgehenden Gefahren darstellt. Der Fokus des Buches liegt auf Österreich. Vergangene Episoden (zun Beispiel die Volksabstimmung 1997) werden verbunden mit aktuellen Initiativen. Gleichzeitig werden Rahmenbedingungen erläutert, Verfahren offen gelegt und in Verbindung gestellt mit den politischen Aktivitäten - ob parlamentarisch, administrativen oder auf der Straße. So wird auch deutlich gemacht, an welchen Stellen in der nächsten Zeit der politische Druck aufrecht erhalten oder neu angesetzt werden muss. Die Darstellungen sind sehr aktuell, ohne dass sie auf generelle, auch in der Zukunft hilfreiche Erklärungen verzichten würden. Zum Beispiel: Werner Müller, der Risikoforscher und Gentechnikexperte von Global 2000, und Alberta Velimirov, die in der Vergangenheit einen Gentechnik-Bericht für BioAustria verfasste, zeigen in ihrem Beitrag, wo die Schwächen bei der europäischen Zulassungs-Regulation zu finden sind. Sie verdeutlichen, welcher Logik diese unterliegt, aber auch, wo eben genau diese Logik nicht konsequent zu Ende geführt wird - entsprechend europäisches Recht nicht angewendet wird - aus Rücksicht auf eine den Antrag-stellenden Firmen freundlich gesonnene Politik der Europäischen Kommission respektive ihrer Verwaltung, namentlich der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Thilo Bode schreibt zur "Illusion der Wahlfreiheit". Der eine oder andere Text ist leider nicht mit der notwendigen redaktionellen Sorgfalt bearbeitet worden, was gerade bei dem Beitrag von Terje Traavik, dem norwegischen Forscher des Institutes für Genökologie, sehr schade ist. Ansonsten ein kraftvolles Buch, wie das Land, aus dem es kommt. Ist doch Österreich zur Zeit europäisches Vorbild einer konsequent am Vorsorgeprinzip orientierten Gentech-Politik.
Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.