Der GID ist Zwanzig!
Zwanzig Jahre, in denen die Redaktion alle zwei Monate ausführlich und kritisch über aktuelle Entwicklungen der Gentechnologie in Landwirtschaft und Medizin berichtet hat. Das bedeutet aber auch: Seit zwanzig Jahren beschäftigen wir uns mit einer Sache, die wir - und wohl auch die Mehrheit unserer Leserinnen und Leser - nicht wollen.
Spätestens mit der heißen Phase einer Endredaktion verschwinden wir bis zum Hals - oft weiter - in der Gentech-Welt: "Designer-Babies", "gv-Saatgut", "Gentransfer" und "therapeutisches Klonen".
Dabei drängt sich zuweilen schon die Frage auf:
Warum tun wir uns das an?
Grund genug, uns und unseren LeserInnen zum Geburtstag einen Wunsch zu erfüllen: In dem Schwerpunkt dieses Heftes werden wir die Gentechnik links liegen lassen. Das Motto "gentechnikfrei" soll einmal auch für die Artikel gelten - und wir haben es, wie wir glauben, bis unterhalb der Nachweisgrenze geschafft (nur an ein-zwei Stellen schlich sich das eine oder andere "G-Wort" dazwischen).
Die Texte sollen den Blick frei von Gentechnik und Patenten machen. Sie beschäftigen sich wie immer mit aktuellen Themen aus Landwirtschaft und Lebensmitteln, Mensch und Medizin und Politik und Wirtschaft. Die Autorinnen und Autoren haben sich aber nicht mit molekularbiologischem Besteck bewaffnet, sondern ziehen mit offenen Augen und Ohren los und einem grünen Daumen...
Pflanzen kommunizieren, weiß Florianne Koechlin. In ihrem Beitrag berichtet sie über neue Erkenntnisse zum Erinnerungs- und Lernvermögen von Blumen und Bäumen. Sind Pflanzen womöglich intelligent?
Anital Idel zeigt den Zusammenhang zwischen Agrarkultur und lokaler Artenvielfalt. Nur eine angepasste Nutzung kann ihrer Ansicht nach bereits bedrohte Tierrassen und Pflanzenarten vor dem Aussterben bewahren.
Einen Zugang zum Körper jenseits der westlichen Trennung von Körper, Geist und Seele verspricht die chinesische Medizin. Annette Wrobel führt aus, warum das Konzept bei vielen Patienten zu Erfolgen führt, seine Ausübung durch die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland aber sehr stark eingeschränkt wird.
Lebensmittel sind zum Leben da. Niemand weiß das besser, als die Ärmsten der Armen, die sich von wild wachsenden Pflanzen und Fischen aus dem Fluss ernähren, weil sie kein Geld haben, um am allgegenwärtigen Marktgeschehen teilzuhaben. Ihre Existenzgrundlage wird gerade durch die Vergrößerung von Anbauflächen und die Intensivierung der Landwirtschaft bedroht. Der Text zeigt zugleich, wie sehr wir uns an den Tausch - Nahrung gegen Geld - bereits gewöhnt haben.
Zwanzig Jahre Gentechnologie-Kritik heißt aber auch: zwanzig Jahre im Kreise von Freundinnen und Freunden, die sich über diesen langen Zeitraum als getreue Partnerinnen und Partner erwiesen haben - nicht zuletzt die unzähligen Autorinnen und Autoren. Dafür recht herzlichen Dank, für alle die besten Wünsche und weiterhin: Gutes Gelingen!
GID-Redaktion