Editorial: Der richtige Riecher
Gerade nachdem der letzte GID erschienen war, schleppte der Kollege das Büchlein von Dietmar Dath zur Frage an, wie fortschrittlich Technik ist. Oje, hier wird mal wieder alles schwarz/weiß gemalt, sind wir da nicht drüber hinaus? (siehe Rezensionen). Auch die zahlreichen Nachbestellungen des Schwerpunkthefts „Das T-Defizit. Linke und Technikkritik im 21. Jahrhundert“ haben uns gezeigt, dass wir ein schwelendes Thema angesprochen haben. Doch noch etwas stand schon im letzten GID, wie die verehrte aufmerksame Leserin festgestellt haben wird: Der Gen-Mais ist reif für eine klare Entscheidung! Und so kam es auch: Der letzte GID war gerade angeliefert worden und dampfte noch druckfrisch auf dem so berühmten wie grauen Tisch im Versammlungsraum des GeN, wartend auf die fleißigen HelferInnen, die zur Tat und Verschickung des guten Hefts schreiten würden. Genau in diesen seltsamen Moment erholsamer Entspannung platzte die Nachricht vom Verbot des Mon810-Anbaus! Da war es mit der Ruhe natürlich vorbei. Da durften wir uns auch mal auf die Schultern klopfen; und von unseren kargen Büroräumen aus auch mal einer CSU-Landwirtschaftsministerin zuprosten. Nach der Aigner-Entscheidung kommen die Analysen - und die so genannten Runden Tische. Die christsoziale Motivlage ist ja durchaus unklar, und der Vorstoß von Schavan zeigt ebenfalls, dass wir uns nicht zurücklehnen dürfen. Mit einem Mal stellt sich die Frage: Wie könnte ein revisionistisches Bündnis aussehen? Schavan stimmt mit FDP und der Gysi-Lafontaine-Partei für eine Gen-Mais-Einführung? Die Spannung steigt indes auch in der Linkspartei. In der Basis und in der Fraktion ist Kompetenz vorhanden, und der Unmut wächst, dass die Partei bislang die Technikkritik hat links liegen lassen. Das Problem ist aber überhaupt gar kein parteipolitisches. Wir freuen uns deshalb, in diesem Heft die Stimme eines Attac-Vertreters präsentieren zu können.
GID-Redaktion