Glyphosat: Entscheidung mal wieder vertagt

Heute Mittag sollten die VertreterInnen der EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel darüber abstimmen, ob der umstrittene Wirkstoff Glyphosat in der EU für weitere neun Jahre als Unkrautvernichtungsmittel verwendet werden darf. Das Ergebnis lautet - mal wieder: Kein Ergebnis. Dabei sind die schädlichen Auswirkungen von Glyphosat-haltigen Ackergiften auf Mensch Umwelt längst bekannt - insbesondere in Regionen, in denen auf riesigen Feldern gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden, die gegen Glyphosat tolerant gemacht wurden.

Die Entscheidung hätte eigentlich schon Anfang März fallen sollen. Sie war jedoch vertagt worden, nachdem einige Mitgliedsstaaten vom Kurs der EU-Kommission abgeschwenkt waren und angekündigt hatten, der Verlängerung nicht zuzustimmen. Dementsprechend groß war das Interesse am heutigen Votum. Bereits gestern abend kursierte dann das Gerücht auf Twitter, dass die Entscheidung erneut verschoben werden könnte. Mittlerweile ist bekannt: Genau so ist es gekommen. Da die für die Verlängerung erforderlichen Ja-Stimmen nicht zustande gekommen wären, hat die EU-Kommission die Abstimmung kurzerhand noch einmal vertagt. Viel Zeit bleibt ihr jedoch nicht mehr: Die aktuelle Genehmigung läuft Ende Juni aus.

Während Frankreich und Italien wohl gegen eine weitere Zulassung votiert hätten, ist die deutsche Bundesregierung gespalten - und hätte sich in Brüssel daher enthalten müssen. Bundeskanzlerin Merkel (CDU), Bundeslandwirtschaftminister Schmidt und ihre KollegInnen von der CDU/CSU sind für eine Verlängerung, Bundesumweltministerin Hendricks und die SPD sind dagegen.

Glyphosat ist einer der weltweit am häufigsten verwendete Herbizid-Wirkstoffe. Ein Verbot in Europa hätte nicht nur Folgen für die hiesige Landwirtschaft, sondern würde auch eine weltweite Signalwirkung entfalten: Glyphosat-haltige Ackergifte kommen in Verbindung mit gentechnisch veränderten Sojabohnen in Lateinamerika in großen Mengen zum Einsatz. Auf riesigen Feldern werden nicht zuletzt Futtermittel für den europäischen Fleischkonsum produziert. Die dortige Bevölkerung bekommt die gesundheitlichen Folgen des Herbizid-Einsatzes ganz besonders zu spüren.





Siehe auch:

Glyphosat: Die Geschichte geht weiter, im GID 235 (April 2016)

Ein Gift wie ein Alptraum: Glyphosat wirkt nicht allein. Schwerpunktthema im GID 233 (Dezember 2015)

 

 

 

    19. Mai 2016