Wissenschaftliches Gutachten zu Risiken der neuen Gentechnik

Stellungnahme von Wissenschaftler*innen zur künftigen EU-Regulierung von NGT-Pflanzen aus einer sozial- und umweltkritischen Perspektive

Diese Stellungnahme greift ernsthafte wissenschaftliche Bedenken im Hinblick auf den Vorschlag zur künftigen Regulierung von Pflanzen auf, die mit neuen gentechnischen Techniken (NGTs) gewonnen werden. Wir wollen die EU dabei unterstützen, Entscheidungen zu vermeiden, die Gesundheit, Umwelt und Artenvielfalt gefährden könnten.

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Wer wir sind

Zahlreiche Wissenschaftler*innen beschäftigen sich derzeit mit der Entwicklung und Anwendung der neuen Gentechnik in Pflanzen. Auch viele auf diesem Gebiet tätige Wissenschaftler*innen befürworten eine Deregulierung NGT-Pflanzen, weil ein Interesse besteht, Entwicklungen zu beschleunigen um eine Vermarktung zu vereinfachen. Sehr oft sind sie auch an der Patentanmeldung der Technologie beteiligt sowie auf daraus abgeleitete Pflanzen.

Unsere gemeinsame Erklärung wurde von Expert*innen und Wissenschaftler*innen verfasst, die an der künftigen EU Regulierung zu NGT zum Schutz von Gesundheit, Umwelt und Artenvielfalt arbeiten. Alle an der Erstellung unserer Stellungnahme beteiligten Wissenschaftler*innen verpflichten sich gemeinsam wissenschaftliche Standards in den Naturwissenschaften zu folgen, haben aber kein finanzielles oder berufliches Interesse an der Entwicklung, Freigabe oder Vermarktung von NGT-Produkten. Wir sind Wissenschaftler*innen mit Expertise auf dem Gebiet der Agrarökologie, Agronomie, Biologie, Entwicklungsbiologie, Ökologie, biologische Umweltsicherheit, Umweltwissenschaft, Molekularbiologie, Molekulargenetik und Toxikologie, Pflanzenphysiologie, Pflanzenpopulationen Genetik, Bodenmikrobiologie, Technologiebewertung und Veterinärmedizin. Wir unterstützen alle die unabhängige Risikobewertung gemäß der aktuellen GVO-Richtlinie 2001/18/EG2. Darin wird eine „systematische und unabhängige Untersuchung der potenziellen Risiken“ gefordert, die durch die "absichtliche Freisetzung oder das Inverkehrbringen von GVO erfolgt.“

Viele von uns arbeiten mit Organisationen der Zivilgesellschaft zusammen. Innerhalb Europas repräsentieren wir eine große Gruppe von diejenigen Expert*innen, die NGTs unter dem Gesichtspunkt der Schutzziele bearbeiten. Unsere Arbeit ist unabhängig von etwaigen Interessen an der Entwicklung oder Vermarktung von NGT-Produkten.

Gemeinsamen Schlussfolgerungen zur Risikobewertung von NGT-Pflanzen

Die unterzeichnenden Wissenschaftler*innen und Expert*innen setzen sich einheitlich dafür ein, gentechnisch veränderte Pflanzen so zu regulieren, dass ein Schutz für Gesundheit, Umwelt und Artenvielfalt besteht. Wenn NGT-Pflanzen oder daraus abgeleitete Produkte in die Umwelt freigesetzt werden, in die Natur gelangen oder auf den EU-Markt gebracht werden, kann der Vorschlag der Kommission diese Forderung nicht gewährleisten. Daher sollte der Gesetzestext in seiner jetzigen Form abgelehnt oder umfassend überarbeitet werden.

7. Dezember 2023

Gen-ethisches Netzwerk e.V.

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