Unfruchtbarkeit als Geschäft
Sie sind seit einem Jahrzehnt ein spezielles Thema in der Gentechnik-Debatte: Pflanzen, deren Samen nicht mehr als Saatgut verwendet werden können. Ihnen werden Mechanismen eingepflanzt, so genannte biologische Einschlussverfahren, die zum Beispiel die Keimungsfähigkeit zerstören. Unter dem Stichwort „Terminator” wurde - und wird - diese Debatte geführt. Darauf reduzieren lässt sie sich aber nicht. Ricarda A. Steinbrecher von der britischen Organisation EcoNexus gibt in ihrem Beitrag einen Überblick über die Terminator-Diskussionen und -Entwicklungen. Ihrer Ansicht nach gibt es - biologisch gesehen - diese Technologie gar nicht. Sie existiert in den Köpfen - und das ist, was zählt. Neuere Entwicklungen gehen dahin, Sicherheit durch einfachere Systeme zu erreichen. Ein besonderes Beispiel für die Folgen der von Steinbrecher charakterisierten Art von Existenz der Technologie ist das von der Europäischen Union geförderte Transcontainer-Projekt. In der EU ist die so genannte Koexistenz von gentechnisch veränderten und nicht gentechnisch veränderten Pflanzen politisch beschlossen. Dafür werden technische Hilfen wie zum Beispiel Terminator-Pflanzen gebraucht. Das Projekt wird derzeit beendet. Bekannt ist darüber jedoch nur wenig. Einen „von wissenschaftlichen Lasten” unbeschwerten Rückblick wagt GID-Redakteur Christof Potthof.
Nicht nur ökologische und gesundheitliche Risiken
Neben ökologischen und gesundheitlichen Risiken waren in den Diskussionen über Terminator immer auch die sozioökonomischen Risiken von herausragender Bedeutung. Der Nachbau, das heißt die Nutzung von Ernten als Saatgut ist Teil landwirtschafticher Praxis und insbesondere in sich entwickelnden Ländern alternativlos. Martha Mertens zeigt, dass diese bäuerliche Praxis in Gefahr ist - im Norden wie im Süden. Besondere Beachtung möchten wir auch auf ein kritisches Buch lenken, das 2008 unter dem Titel „Fruchtbarkeit unter Kontrolle” erschienen ist. Ein über die Einschränkung des Nachbaus von Pflanzen durch Gentechnik hinausweisender Beitrag öffnet das Thema (Seite 13).
Konzerne profitieren
Auch Tiere sind von Manipulationen zur Einschränkung ihrer Fruchtbarkeit betroffen. Susanne Gura erläutert, dass es in erster Linie Konzerne sind, die von diesen Prozessen profitieren. Denn sie werden in ihrer Rolle als „Hersteller” von Jungtieren gestärkt. Ob das auch zum Vorteil der Aquakultur-Farmer und zur Entlastung der natürlichen Fischbestände beiträgt, darf bezweifelt werden. Der Schwerpunkt-Text der philippinischen Organisation SEARICE - South East Asia Regional Initiatives for Community Empowerment macht die Einführung von Hybrid-Reis auf den Philippinen zum Thema. Auch hier geht es um die Einschränkung von Nachbau des Saatguts - aber mit anderen Mitteln. Der vorliegende Artikel beschreibt das Programm der Regierung zur Kommerzialisierung von Hybrid-Reis: Wie es gefördert wird und warum es scheitert.
GID-Redaktion