Öko-CRISPR?

Bioverbände lehnen CRISPR-Pflanzen grundsätzlich ab. Nur Urs Niggli vom Schweizerischen Forschungsinstitut für Biologischen Landbau hat dazu eine andere Meinung - und wird gerne zitiert.

Apfel

Quelle: Pixabay.com / jarmoluk

Seit etwa zwei Jahren wird CRISPR in der deutschsprachigen Diskussion als die versöhnende Technik zwischen Gentechnik und Ökolandbau inszeniert. Urs Niggli, Direktor am Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) in der Schweiz wird in den Medien gerne zitiert. Er lobt die CRISPR-Technik über den sprichwörtlichen grünen Klee. Über Gebühr ist das Lob des bekannten und sehr renommierten Ökolandbau-Forschers aus mindestens zwei Gründen:

Welche neuen Eigenschaften sich mit der CRISPR-Terchnik überhaupt in Pflanzen einbauen lassen, und ob diese auf den Äckern halten, was die GentechnikerInnen derzeit versprechen, muss abgewartet werden. Freisetzungsversuche mit CRISPR-Pflanzen sind bisher dünn gesät. Auf konkrete Felderfahrungen können sich die allermeisten derzeitigen Aussagen daher nicht stützen. Trotzdem nennt Niggli CRISPR ein „Top-Verfahren“. Die Risiken seien überschaubar und mit CRISPR könne zum Beispiel das Gen für eine Resistenz des japanischen Holzapfels gegen Schorf „gezielt und schnell in Kulturäpfel“ eingefügt werden.

Niggli steht mit seiner Meinung im Ökolandbau zudem mehr oder minder allein. Das sollte auch den Medienleuten aufgefallen sein. Es steht zu vermuten, dass sie sich ihre O-Töne immer wieder von ihm holen, damit die tatsächlichen Beweggründe der Ökobranche, auf alte und neue Gentechnik zu verzichten, nicht zur Sprache kommen. Zuletzt haben Sascha Karberg im Tagesspiegel und die Lebensmittel Zeitung eine Ecke für Niggli freigeräumt.

Zugutezuhalten ist Niggli, dass er immer auch betont, worum es ihm eigentlich geht: Die großen ökologischen Probleme in der konventionellen Landwirtschaft. Die Lebensmittel Zeitung zitiert ihn wie folgt: „... eine sachliche Analyse von Chancen und Risiken ist wichtig, um auf lange Sicht - auch außerhalb der Nische ökologischer Landbau - die Weichen für eine nachhaltige Landwirtschaft zu stellen.“

Die interessante Frage lautet nun: Warum eigentlich lassen Medienleute die repräsentativeren VertreterInnen der Ökobranche kaum zu Wort kommen?

21. Februar 2018

Christof Potthof war bis Ende April 2020 Mitarbeiter im GeN und Redakteur des GID.

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