Rezension: Dokumentarfilm „9-Month Contract“

Fernab von Klischees

Der Dokumentarfilm „9-Month Contract“ von Regisseurin Ketevan Vashagashvili begleitet die Protagonistin Zhana, die in Georgien den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter mit Leihschwangerschaften bestreitet

„Filmplakat von ‚9-Month Contract‘: Schwarz-weißes Foto einer Frau mit Kind, durchzogen von grafischen Nähten, Titel in pinker Schrift.

Plakat des Dokumentarfilms „9-Month Contract“ von Ketevan Vashagashvili.

14.000 US-Dollar – so viel erhält Zhana für das Austragen. Ursprünglich als Sprungbrett gedacht, um der Obdachlosigkeit zu entkommen, bleibt es jedoch nicht bei einem Mal. Immer wieder nimmt die Protagonistin die Strapazen auf sich, vor ihrem eigenen Kind hält sie die Schwangerschaften geheim. Der Film begleitet Zhana und Tochter Elene über mehrere Jahre, gewährt Einblicke in ihr Leben, den Umgang mit dem Tabu von Zhanas Verdienstart, aber auch die Ohnmacht, mit der Betroffene Vertragsverletzungen und Gesundheitsfolgen gegenüberstehen. Nah dran, aber trotzdem respektvoll, einfühlsam und unverfälscht zeigt die Doku die Realität von Zhana und die Folgen eines unregulierten Kinderwunschmarktes. Vashagashvilis Film unterscheidet sich auf positive Weise von anderen medialen Darstellungen von Leihschwangerschaft: Zhana ist hier weder eine gesichts- und charakterlose Opferfigur, die in einer paternalistischen westlichen Erzählung verschwindet, noch wird etwas beschönigt. Vor allem aber bekommen wir eine Perspektive zu sehen, die sonst nur sehr selten im Fokus steht: weg von den Wunscheltern hin zur Lebensrealität der Schwangeren!

Vashagashvili, K. (2025): 9-Month Contract. Georgien, Bulgarien, Deutschland, 79 Minuten, 1991 Procutions, online: https://vincent-productions.com/9-month-contract.

Erschienen in
GID-Ausgabe
274
vom August 2025
Seite 32 - 32

Jonte Lindemann ist Mitarbeiter*in des GeN und Redakteur*in des GiD.

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