Arzneimittelforschung

Schwerpunkt

Dass T-Shirts aus Bangladesh, Spielzeugautos aus China und Schokolade aus Lateinamerika kommen, weiß inzwischen jedes Kind. Aber wissen Sie, wo die Impfung gegen Tetanus getestet worden ist, die heutzutage fast allen Neugeborenen verabreicht wird? Oder das Mittel gegen Reisedurchfall in ihrem Urlaubshandgepäck?

Impressum

GID 195, August 2009, 25. Jahrgang, ISSN 0935-2481, Redaktion: Theresia Scheierling (ViSdP), Monika Feuerlein, Christof Potthof, Mandy Scholz, Susanne Schultz, Alexander Schwerin, Uta Wagenmann, Tom Bartneck

Artikel in dieser Ausgabe

  • „Kein ausreichender Schutz der Probanden”

    Interview mit Annelies den Boer

    Forschung, die gegen den Willen der Versuchspersonen durchgeführt wird oder diesen Schaden zufügt, verstößt gegen die Menschenrechte. Doch die gelten in der Praxis nur, wenn es Menschen gibt, die sie auch einklagen.

  • Globale Experimentierfelder

    Von Monika Feuerlein

    Die Globalisierung klinischer Studien ist Teil eines grundlegenden Wandels in der Arzneimittelforschung. Es entstehen neue Akteursformen und neue Formen der Regulierung.

  • Neue und alte Abhängigkeiten

    Von Kaushik Sunder Rajan

    Auf den ersten Blick erinnert die Globalisierung der klinischen Forschung an die Globalisierung anderer wirtschaftlicher Produktionsbereiche wie der Lebensmittel- und Kleidungsindustrie. Was unterscheidet die neuen Abhängigkeitsstrukturen von den alten? Der US-amerikanische Anthropologe und Historiker Kaushik Sunder Rajan stellt Überlegungen zum Charakter der globalen biotechnologischen Beziehungen an.

  • Biokapitalistische Werte

    Interview mit Kaushik Sunder Rajan

    Die biotechnologische Forschung ist untrennbar verbunden mit einer neuen Phase des Kapitalismus. Dies ist die zentrale Aussage des kürzlich auch auf deutsch erschienenen Buchs „Biokapitalismus” des US-amerikanischen Anthropologen Kaushik Sunder Rajan. Der GID sprach mit dem Autor über die Wertschöpfungsstrategien auf dem globalen Pharmamarkt und das symbolische Kapital der Bioethik.

  • Helsinki updated

    Von Monika Feuerlein

    Die Deklaration von Helsinki ist weltweit wohl die bekannteste ethische Grundsatzerklärung für die medizinische Forschung am Menschen. Im Laufe der Zeit ist sie mehrmals ergänzt und überarbeitet worden. In den letzten Jahren gab es einen Hang zu pragmatischeren Versionen.

  • Roundup bleibt nicht ohne Wirkung

    Von Christof Potthof

    Für den Wirkstoff Glyphosat, die daraus hergestellten Unkrautvernichtungsmittel und die mit diesen gemeinsam genutzten gentechnisch veränderten Pflanzen wird es langsam eng. Es mehren sich Forschungsergebnisse, die Wirkstoff und Giftrezepturen in neuem Licht erscheinen lassen: Ehemals als relativ ungiftig gelobt, wird nun deutlich, dass in erster Linie wohl nicht richtig hingesehen worden ist.

  • Evolution: Mehr als Gene und Zufall

    Von Florianne Koechlin

    Evolution ist ein höchst komplexes Geschehen. Nicht nur die Gene, sondern auch epigenetische, kulturelle und symbolische Ebenen sind daran beteiligt.

  • Das Gier-Gen

    Von Thomas Wagner

    In „7 Thesen zur Neuroökonomie“ behauptet der Frankfurter Zukunftsrat, der Schlüssel zur Bewältigung der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise liege in den Händen der Gen- und der Hirnforschung. Das illustre Gremium, dem neben einschlägig Bekannten wie Stammzellforscher Oliver Brüstle und Hirnforscher Christian Elger auch Wolfgang Clement (Ex-SPD), Friedrich Merz (CDU), Bevölkerungsforscherin Charlotte Höhn und Philosoph Peter Sloterdijk angehören, fordert konsequenterweise einen Gentest für Führungskräfte.

  • Der globale Leichenhandel

    Von Fabian Kröger

    Kopulierende oder mit Elektromotoren animierte Leichen, öffentliche Sektionen - in Deutschland werden Leichenausstellungen vor allem mit den Körperwelten von Gunther von Hagens verbunden. Wenig bekannt ist bisher, dass von Hagens schon bald Konkurrenz von Eventmanagern aus der Freizeitindustrie bekam. Das Verbot der Pariser Leichenausstellung Our Body durch die französische Justiz rückt den internationalen Handel mit Leichen aus China in den Blick.

  • Europa gentechnikfrei!

    Interview mit Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf

    Etwa so lange, wie es die Debatten um und den Widerstand gegen die Agro-Gentechnik und die Patentierung von Leben gibt, war Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf auf europäischer Ebene dabei. Ein Blick zurück - ein Blick nach vorn.

  • Sicherheitsforschung - Tarnnetz deutscher Agrogentechnik?

    Von Jörg Bergstedt

    Umweltverbände fordern sie, die Grünen wollen mehr davon, Gentechnikkonzerne und auf industrialisierte Landbewirtschaftung orientierte Uni-Institute machen sie: Ist die Biosicherheitsforschung ein gemeinsames Interesse über politische Gräben hinweg? Oder ist sie Tarnung für ein Programm, das in einem Land mit gentechnikkritischen Mehrheiten die Ausbringung genmanipulierter Saat durchsetzbar machen soll?

  • Jedes Verbot ist nur so gut wie seine Kontrolle

    Von Anita Idel

    Einigung nach über zwei Jahrzehnten Hormonstreit: Die USA ziehen ihre Klage gegen das EU-Hormonverbot zurück und die Europäische Union leistet dafür künftig reduzierte Strafzölle. Entscheidend für den Erfolg des Verbotes ist seine Kontrolle. Aber letztlich lässt sich die Intensiv-Tierhaltung mit ihrem enormen - legalen - Medikamenteneinsatz nur beschränken, wenn die nachhaltige Tierhaltung gefördert wird. Chronologie eines Verbotes.

  • Radikale Technikkritik

    Von Hauke Benner

    Kann man über Technik und Technologien diskutieren, ohne über die Wissenschaft zu reden? Rainer Hohlfeld hat in seinem Beitrag (GID 193) das Theorem der Unschuld der Produktivkräfte sehr deutlich auseinandergepflückt und damit auf den Herrschaftscharakter der instrumentellen Vernunft hingewiesen. Das Problem liegt also viel tiefer: im Zusammenhang von Technik und Wissenschaft, Vernunft und Herrschaft.