Medien

Schwerpunkt

Medien, Macht und Manipulation Ignacio Chapela, in Mexiko geborener Assistenzprofessor für Biologie an der Universität in Berkeley (USA), fand bei einer Untersuchung von mexikanischen Mais-Landsorten gentechnisch verändertes Material. Seine Ergebnisse wurden in dem Fachmagazin Nature publiziert. Später distanzierten sich die Herausgeber von dem Artikel - ein bis dato einmaliger Vorgang in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Magazins. Außerdem beschäftigen sich Mike Steffen Schäfer mit der Humangenomforschung in der Mediendebatte, Gernot Hofmann mit dem Management von Sichtweisen und Michael Strassnig mit der Politik der Stammzellen.

Impressum

GID 165, Aug./Sept. 2004 20. Jahrgang - ISSN 0935-2481 Redaktion: Theresia Scheierling (ViSdP), Monika Feuerlein, Christof Potthof, Nele Jensch

Artikel in dieser Ausgabe

  • Humangenomforschung in der Mediendebatte

    Von Mike Steffen Schäfer

    “Das menschliche Genom ist sequenziert” – nach 2000 und 2001 wurde diese Meldung im vergangenen Jahr zum dritten Mal, und dieses Mal wohl endgültig präsentiert. Damit wurde ein Kapitel beendet, das als Katalysator der massenmedialen Debatte über Humanbiotechnologien insgesamt fungierte und in seinen Hochzeiten umfassende Berichterstattung auslöste. Eine Untersuchung in den drei größten überregionalen deutschen Printmedien verdeutlicht, dass die Ausgestaltung der deutschen Debatte maßgeblich vom Handeln der biowissenschaftlichen Akteure und von ihren Argumenten bestimmt wurde

  • "Ich werde versuchen, so weiter zu arbeiten..."

    Interview mit Ignacio Chapela

    Ignacio Chapela, in Mexiko geborener Assistenzprofessor für Biologie an der Universität in Berkeley (USA), fand bei einer Untersuchung von mexikanischen Mais-Landsorten gentechnisch verändertes Material. Seine Ergebnisse wurden in dem Fachmagazin Nature publiziert. Später distanzierten sich die Herausgeber von dem Artikel - ein bis dato einmaliger Vorgang in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Magazins.

  • Management von Sichtweisen

    Von Gernot Hofmann

    Die Methoden der Akzeptanzbeschaffung für gentechnisch modifizierte Organismen (GMO) greifen tief in die Psyche ein, sollen Denkvermögen beeinträchtigen und Wahrnehmung steuern. Sie sind Kreationen amerikanischer PR-Agenturen und des US-Militärs. Auch bei wirtschaftlichen Aktivitäten wie der Vermarktung von gentechnisch modifizierten Organismen (GMO) sollen sie deren Gegner demoralisieren und die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, der Regierungen und Journalisten so steuern, dass sie sich mit der GMO-Vermarktung identifizieren.

  • Die Politik der Stammzellen

    Von Michael Strassnig

    Ab wann wird aus einem Artefakt der Wissenschaft auch ein politisches Objekt? Die Unterscheidung von pluripotenter und totipotenter menschlicher Stammzelle ist, wie sie in den Labors vollzogen wird, immer auch eine politische. Mit der Akteur-Netzwerk Theorie lässt sich die Erfindung des politischen Objektes "Stammzelle" in den Verhandlungen von Wissenschaft, Gesellschaft und Massenmedien zeigen.

  • Irreführende Kennzeichnung

    Von Mute Schimpf

    Futtermittel mit Gentechnik-Anteil müssen seit April gekennzeichnet werden. Die Firma Bunge kennzeichnet sogar gentechnikfreies Soja und zieht damit den Ärger von Bäuerinnen und Bauern auf sich.

  • Politischer Einkaufskorb

    Von Nele Jensch

    Den Prozess um die Bezeichnung der Erzeugnisse des Müller-Konzerns hat Greenpeace verloren. Am 23.06.04 entschied das Kölner Landgericht, die Umweltschutzorganisation dürfe Ausdrücke wie "Gen-Milch" in Bezug auf die Produkte der Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH nicht mehr gebrauchen.

  • Gesundheit auf Probe

    Von Oliver Tolmein

    Im Bundesgesundheitsministerium lässt man sich reichlich Zeit, das vor Monaten schon angekündigte Gentest-Gesetz zu verabschieden. Inzwischen haben die Richter der 1. Kammer des Verwaltungsgerichts Darmstadt wenigstens einen schmalen Pflock eingeschlagen, um die Begehrlichkeiten nach genetischen Daten einzudämmen: Der Klage einer Lehrerin, die wegen einer Erbkrankheit ihres Vaters nicht verbeamtet werden sollte, wurde stattgegeben.

  • Rasche Lösungen, magische Pillen

    Interview mit Lori Andrew

    In den USA hinken die gesetzlichen Regelungen der rasanten Entwicklung bei Reproduktionstechnologien und genetischen Diagnoseverfahren hinterher. Auch in absehbarer Zukunft scheint sich an dieser Situation nichts zu ändern. Im Juni diesen Jahres sprach Franz Seifert in Chicago mit der Bioethikerin Lori Andrews.

  • Der direkte Draht der Pharmaindustrie zum Rezept

    Von Elke Brüser

    Per Praxissoftware versuchen Arzneimittelhersteller, die Medikamentenwahl von Ärzten zu beeinflussen. Zusätzlich gibt die Software ihnen die Möglichkeit, das Verordnungsverhalten der Ärzte zu durchleuchten

  • Das Blaue vom Himmel

    Von Benno Vogel

    Gentech-Industrie und Wissenschaft läuten «eine neue Ära für die Pflanzenbiotechnologie» ein. Kosten soll sie 45 Milliarden Euro. EU-Forschungskommissar Philippe Busquin ist begeistert. Die möglichen Folgen: Steuerzahler blechen, Stellensuchende gehen leer aus, Landwirte werden abhängig und Naturschützer verlieren stillgelegte Flächen. Die Gentech-kritischen Organisationen? Sie bleiben außen vor.

  • Ärger aus Brüssel

    Von Christof Potthof

    Die Novellierung des Gentechnikgesetzes entwickelt sich zu einer nicht-enden-wollenden Geschichte. Das vorerst letzte Kapitel schrieb die EU-Kommission mit der Androhung eines Mahnverfahrens für den Fall, dass die Bundesregierung nicht verschiedene Änderungen an ihrer Vorlage vornimmt.

  • Meeting the Needs of the Poor?

    Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat sich in ihrem Bericht ”Ernährung und Landwirtschaft 2003/2004” ausführlich mit Fragen der Biotechnologie beschäftigt. Diese Veröffentlichung nahmen Nichtregierungsorganisationen zum Anlass, einen offenen Brief an den Generaldirektor der FAO, Dr. Jacques Diouf, zu richten (siehe Kasten). Hier die Erwiderung des FAO-Generaldirektors.