Gendiagnostikgesetz

Schwerpunkt

Untersuchungen ohne Eigenschaften: Nach jahrelanger Verzögerung kommt die von der rot-grünen Regierung in den Koalitionsvereinbarungen von 1998 bereits angekündigte Gesetzgebung zur Gendiagnostik in Schwung. Im Herbst letzten Jahres gelangte ein Arbeitsentwurf des Gesundheitsministeriums für ein "Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen" an die Öffentlichkeit. Dieses Gendiagnostikgesetz soll den Einsatz von Genanalysen regeln und unter anderem verhindern, dass jemand aufgrund seiner genetischen Konstitution diskriminiert wird.

Impressum

GID 168, Feb./März 2005 21. Jahrgang - ISSN 0935-2481 Redaktion: Theresia Scheierling (ViSdP), Monika Feuerlein, Christof Potthof, Uta Wagenmann

Artikel in dieser Ausgabe

  • Untersuchungen ohne Eigenschaften

    Von Thomas Lemke

    Nach jahrelanger Verzögerung kommt die von der rot-grünen Regierung in den Koalitionsvereinbarungen von 1998 bereits angekündigte Gesetzgebung zur Gendiagnostik in Schwung. Im Herbst letzten Jahres gelangte ein Arbeitsentwurf des Gesundheitsministeriums für ein "Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen" an die Öffentlichkeit. Dieses Gendiagnostikgesetz soll den Einsatz von Genanalysen regeln und unter anderem verhindern, dass jemand aufgrund seiner genetischen Konstitution diskriminiert wird.

  • Direktive genetische Beratung durch Ärzte?

    Von Mechtild Schmedders

    In dem dem GID vorliegenden Arbeitsentwurf für ein Gesetz zur Regelung der Gendiagnostik wird der Beratung vor der Durchführung eines Gentests eine zentrale Rolle zugewiesen. Der so genannte Arztvorbehalt soll sicherstellen, dass Probanden über Vor- und Nachteile der Tests und mögliche Folgen für die Lebensplanung individuell und nicht-direktiv beraten werden. Dass aber längst nicht alle Ärzte, die Patienten mit genetischen Dispositionen betreuen, für deren besondere Erfordernisse sensibilisiert sind, zeigt ein Blick in die Praxis.

  • In Kürze: Gendiagnostikgesetz

    Von Uta Wagenmann

    Über den im Bundesgesundheitsministerium verfassten Diskussionsentwurf für ein "Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz – GenDG)" vom 15.10.2004 wird derzeit in einer von Ministerien und Regierungsfraktionen gebildeten Arbeitsgruppe beraten. Der Entwurf hat daher den Status eines Arbeitspapiers. Die Vorlage des Beratungsergebnisses, der öffentliche Gesetzentwurf, ist für den laufenden Monat angekündigt. Wir haben die wichtigsten Regelungen des seit Anfang November zirkulierenden Arbeitspapiers zusammen gefasst und - in aller Kürze - einer Kritik unterzogen.

  • Genetische Screenings auf dem Vormarsch?

    Von Marina Steindor

    Im Arbeitsentwurf der Bundesregierung für ein Gendiagnostikgesetz soll auch die Durchführung von genetischen Reihenuntersuchungen geregelt werden. Eine auf Bundesebene einzurichtende Gendiagnostik-Kommission soll einzelne Gentests auf ihre Eignung für Bevölkerungsscreenings prüfen. Diese Regelung ist nicht nur aufgrund der bestehenden Kompetenzenverteilung im Gesundheitssystem fragwürdig; ein Blick auf die Ergebnisse des von der Kaufmännischen Krankenkasse seit 2001 durchgeführten Screenings auf Hämochromatose zeigt, welche Schwierigkeiten, aber auch, welche Interessen mit der Bewertung genetischer Reihenuntersuchungen verbunden sind.

  • Gv-Bäume: keine Lösung zum Klimawandel

    Von Chris Lang

    Im Dezember 2004 hat die zehnte Konferenz der Vertragsstaaten der UN-Klimakonvention in Buenos Aires stattgefunden. Seit 2003 werden unter ihrem Dach auch gentechnisch veränderte Bäume als Werkzeug zur Stabilisierung des Weltklimas diskutiert.

  • Europäische Regionen gegen GVO

    Anläßlich der europäischen Konferenz zu gentechnikfreien Regionen, Biodiversität und ländlicher Entwicklung fand im Januar einer Podiumsdiskussion statt. TeilnehmerInnen waren Matthias Berninger (parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft - MB), Christiane Graefe (Moderation, Die Zeit - CG), Hans-Theo Jachmann (Syngenta - HTJ), Maria-Grazia Mammucini (Leiterin der toskanischen Behörde für Innovation und Forschung in der Landwirtschaft - MGM), Vera Mora (Ungarische Stiftung für Umwelt-Partnerschaft - VM).

  • Gen-Milch-Pingpong

    In der aktuellen Auseinandersetzung um die Kennzeichnung von tierischen Produkten können VerbraucherInnen derzeit eine Art Pingpong-Spiel zwischen Greenpeace und der Molkerei Alois Müller GmbH & Co verfolgen. Beteiligt sind aber notwendigerweise auch die VerbraucherInnen. Dies zeigt der Schriftwechsel im ePost-üblichen "kopieren-und-einsetzen-Stil" zwischen Dr. Wolfgang Wiebecke und Frau Liliana Georg-Toncic, Pressesprecherin von Müller.

  • "Man müsste etwas tun..."

    Interview mit Susanne Breyer

    Im letzten Jahr ist Susanne Breyer mit ihrem Maultier quer durchs Land gezogen. Für die biologische Landwirtschaft und gegen die Gentechnik ging es vom 8. Mai bis zum 5. November von Arlen/Engen bis nach Flensburg.

  • Biomedizinischer Grenzverkehr

    Von Erika Feyerabend

    Die Meldung über ein Handelsabkommen zum regulären Transfer von Eizellen rumänischer Frauen nach Großbritannien hat Schlagzeilen gemacht. Zu Recht warnen KritikerInnen vor neuen Ausbeutungsformen. Doch die Zukunft, die von einigen ersehnt und von anderen befürchtet wird, hat schon längst begonnen.

  • "... Wie Häuser zählen in einer Stadt"

    Interview mit Maynard Olson

    Maynard Olson ist Professor an der Universität von Washington und gilt als einer der führenden Köpfe des Projektes zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms (HUGO). Auf der letzten Jahrestagung von HUGO, im Frühjahr 2004 in Berlin, erinnerte er an den "langen Schatten der Eugenik, für den gerade Berlin steht", und warnte: "Die Frage ist, ob wir darauf achten, die Integrität der wissenschaftlichen Kultur zu wahren, oder ob wir in einen Guerrillakrieg mit der Öffentlichkeit eintreten, indem wir Versprechen machen, die wir letztlich nicht erfüllen können." Herr Olson gab dem GID das folgende kurze Interview.

  • Biologische Sicherheitsforschung im BMBF

    Von Steffi Ober

    Aktuell findet der Übergang zwischen zwei Förderprogrammen für Forschung zur Biologischen Sicherheit des Bundesforschungsministeriums statt - Grund genug, Bilanz zu ziehen. Förderpraxis und -kriterien sowie die Forschungsziele des Ministeriums sind nicht immer transparent und lassen auch andere Wünsche offen.

  • "Es wurde nie gerecht geteilt"

    Von Ana Valadez

    Der südmexikanische Bundesstaat Chiapas gilt als eines der artenreichsten Gebiete der Welt. Insbesondere der Vielzahl von Heilpflanzen in den chiapanekischen Regen- und Nebelwäldern gilt das Interesse von pharmazeutischen Unternehmen und Forschungsinstituten. Die mexikanische Regierung zeigt sich hier seit Jahren kooperativ; seit 2003 fördert sie zudem die Genomforschung an diversen mexikanischen Ethnien im Rahmen des Hap-Map-Projektes. Gegen die Liberalisierungspolitik organisiert sich seit mehr als zehn Jahren Widerstand in den indigenen Gemeinden. Der GID sprach im Dezember vergangenen Jahres mit Ana Valadez, Sprecherin der Dachorganisation indigener HeilerInnen und Hebammen Compitch, über Patente und Benefit Sharing, über politische Rahmenbedingungen in Mexiko und über die Folgen biotechnologischer Forschung für die auf der Nutzung von Heilpflanzen und traditionellen Heilmethoden basierende Gesundheitsversorgung in den chiapanekischen Gemeinden.

  • Einfach bestechend

    Von Antje Lorch

    Am 6. Januar 2005, während Indonesien noch in den dramatischen Folgen des Seebebens vom 26. Dezember gefangen ist, erklärt sich der multinationale Konzern Monsanto in den USA zur Zahlung von insgesamt 1,5 Million US-Dollar bereit. Der Konzern akzeptiert die Strafe für Bestechung in Indonesien und Fälschung von Geschäftsbüchern.